Phosphat-Dünger
Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft
Hamburg (LiZ). Mit dem massiven Einsatz von Phosphaten als chemische Düngemittel sind eine ganze Reihe verheerender Umweltauswirkungen verbunden. Anhand des Beispiels China zeigt die Umweltschutz-Organisation Greenpeace auf, daß die industrielle Landwirtschaft die eigenen Grundlagen zerstört.
Neben Stickstoff ist Phosphor ein essentieller pflanzlicher Nährstoff und wird daher in großen Mengen ausgebracht. Umweltgefährdung durch Überdüngung kann die Folge dieses massenhaften Einsatzes sein. Bei großen Phosphat-Einträgen in Gewässer kann es zu sogenannter Algenblüte, einer Massenentwicklung von Algen mit tödlichen Folgen für Seen und Meere, kommen (siehe hierzu unseren Artikel v. 29.07.11). Immer mehr "Todeszonen" bedrohen etwa das Leben in der Ostsee (siehe hierzu unseren Artikel v. 27.07.10).
Schon die Produktion von Phosphatdünger birgt Risiken und Gefahren. Am Beispiel China hat Greenpeace dokumentiert, welche Risiken und Gefahren die Produktion von Phosphatdünger birgt. Das Land hat seine Landwirtschaft mit großem Aufwand industrialisiert und mittlerweile einen Anteil von 34 Prozent am weltweiten Bedarf für Phosphor-Düngemittel. Die meisten werden im Land selber produziert. Dabei fällt als unbrauchbares Nebenprodukt der sogenannte Phosphorgips an. Dieser enthält zahlreiche giftige Verunreinigungen wie Fluorid und Schwermetalle, die aus den meist offen unter freiem Himmel aufgeschütteten Gipshalden entweichen können und damit Umwelt und Gewässer massiv belasten können. Je näher das Problem dem Menschen kommt, desto gefährlicher wird es auch für die menschliche Gesundheit – und in China könnte der Phosphorgips der Bevölkerung kaum näher sein: in der Provinz Sichuan im Südwesten des Landes leben die Menschen in unmittelbarer Nähe zu gigantischen Phosphorgips-Lagerstätten. 20 Meter hohe Halden türmen sich direkt neben Siedlungen auf. Aus ihnen sickern giftige Flüssigkeiten, die nach Greenpeace-Untersuchungen die Grenzwerte für Fluorid um das 7-Fache überschreiten. In insgesamt neun untersuchten Proben Phosphorgips aus den Produktionsstätten unterschiedlicher Düngemittelhersteller fand Greenpeace außerdem Arsen, Cadmium, Chrom, Quecksilber und andere Schwermetalle. Ein besonderes Problem stellt das giftige Schwermetall Uran dar, das sich durch den Einsatz von chemischen Düngemitteln im Ackerboden anreichert und ins Grundwasser gelangt. Im Mittel sind 283 Gramm Uran pro Tonne im Phosphat der Mineraldüngemittel enthalten.
Nicht nur die Konzerne verweigern die Verantwortung – auch die lokalen Regierungen bleiben untätig und versagen beim Schutz der Bevölkerung. In ihrer Verzweiflung haben viele AnwohnerInnen begonnen, selbst Hand anzulegen und die Abfälle zu beseitigen. Der Versuch dürfte kaum tauglich sein, des Problems Herr zu werden. Er setzt die Menschen einem nochmals erhöhten Risiko aus – und sendet dennoch eine unmißverständliche Botschaft.
Die Realität in China macht eine Problematik deutlich, die auch die europäische Landwirtschaft betrifft: Unsere Kulturpflanzen hängen am Tropf der agrochemischen Industrie. Die industrielle Landwirtschaft basiert nicht zuletzt auf dem Einsatz von mineralischen Düngemitteln und dem Einsatz chemischer Pestizide (Insektizide, Herbizide und Fungizide). "Kollateralschäden" wie die bei der Produktion von Phosphordünger sind nur die Spitze des Eisbergs: Böden degradieren, Umwelt, Artenvielfalt und Klima leiden.
Die industrielle Landwirtschaft ist auch ökonomisch nicht nachhaltig. Sie verbraucht in immer größerem Maße endliche Ressourcen. Zu diesen gehört auch Phosphor, neben dem "Peak Oil" (dem globalen Ölfördermaximum) ist längst auch vom "Peak Soil" und "Peak Phosphor" die Rede. Die exakte Menge der noch auszubeutenden Phosphor-Ressourcen ist zwar nicht exakt bekannt - Schätzungen zufolge könnten sie jedoch in 100 Jahren erschöpft sein. Das ganze Dilemma der Phosphor-Abhängigkeit der industriellen Landwirtschaft beleuchtet der Greenpeace-Report "Phosphorus in agriculture". Er zeigt aber auch Lösungen auf: Im Biolandbau werden Ressourcen geschont und Rohstoffe in Kreisläufen genutzt. Dies ist auch im Falle von Phosphor möglich. Biolandwirtschaft funktioniert auch im Weltmaßstab, ist nachweislich in der Lage die gesamte Menschheit zu ernähren und dazu nachhaltig (siehe hierzu unseren Artikel v. 5.07.10).
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Bio-Lebensmittel: Die Produktion in Deutschland
hinkt der Nachfrage hinterher (6.05.13)
Bienen und Wildinsekten sind überlebenswichtig
Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (27.02.13)
Dem deutschen Wald geht es schlechter
als in den 1980er-Jahren (4.02.13)
Pestizide vernichten Amphibien
Umweltbundesamt fordert Beschränkungen (1.02.13)
Demo in Berlin für Agrar-Wende
25.000 erklären: "Wir haben es satt" (19.01.13)
Umweltverbände: Aigners Pestizid-Aktionsplan
ist "mangelhaft" (25.10.12)
EU-Kommission versucht Gen-Honig
durch die Hintertür einzuschmuggeln (24.10.12)
Bio-Lebensmittel
- nur ein Mythos? (4.09.12)
Flächenfraß weiter lebensgefährlich
BUND fordert Biotopverbund (17.07.12)
Bio-Landwirtschaft
Volkswirtschaftlich kostengünstiger (30.04.12)
Artenvernichtung
Osterhase gefährdet? (4.04.12)
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Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)
Gartenrotschwanz bald ausgerottet
Vogel des Jahres 2011 (9.10.11)
Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)
Giftige Grünalgen an der bretonischen Küste
Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig" (29.07.11)
Neu im Supermarkt:
Pestizid-Cocktail mit Johannisbeeren
Nur Bioläden stehen abseits (27.07.11)
Appell gegen Massentierhaltung
Für eine Agrar-Wende (23.11.10)
Die Ostsee stirbt
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Erfolg der Bio-Landwirtschaft
mit Artenvielfalt statt Pestiziden (5.07.10)
Greenpeace: Salate nach wie vor
stark mit Pestiziden belastet (3.02.10)
Bio-Landwirtschaft
Option für Klimaschutz
und Sicherung der Welternährung (26.01.10)
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Immer weniger Schweinswale (28.01.09)
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