La Serena (LiZ). ForscherInnen um Christophe Kinnard haben anhand von Bohrkern-Untersuchungen festgestellt, daß es sich bei der diesjährigen Schmelze des Eises am Nordpol um die schlimmste seit 1450 Jahren handelt. Ihre Unter- suchung wurden im Wissenschaftsmagazin 'nature' veröffentlicht.
Der beispiellose Trend der Eisschmelzen der Arktis hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt. So stark wie in diesem Jahr ist die Eisfläche seit 1450 Jahren nicht geschrumpft wie die ForscherInnen mit ihrer Untersuchung, die in 'nature' (Bd.479, S.509, 2011) veröffentlicht wurde, bewiesen. Die ForscherInnen um Christophe Kinnard von einem Forschungszentrum im chilenischen La Serena haben hierbei komplizierte statistische Methoden angewandt. Meßdaten der arktischen Eis-Bedeckung per Satellit stehen erst ab dem Jahr 1979 zur Verfügung.
Um die Zu- und Abnahme der arktischen Eiskappe zeitlich zurückverfolgen zu können, griffen die ForscherInnen auf eine gewisse Art archäologischer Daten zurück, die die Natur selbst gespeichert hat: In Eisbohrkernen finden sich Einschlüsse von Luftproben früherer Jahre. Diese Daten können mit solchen aus den Sedimenten von Seen und Baumrinden geeicht werden. Auf diese Weise geben die Eisbohrkerne Aufschluß über die Eisbedeckung der Arktis in früheren Jahrhunderten. Mit der so entwickelten Methode konnten bekannte Eisbedeckungen der Arktis aus den Jahren 1870 bis 1995 nachberechnet und die Methode so verifiziert werden. Rückverfolgen läßt sich nun der Verlauf der arktischen Eisbedeckung bis ins Jahr 561.
Die so ermittelte zeitliche Kurve zeigt einige Einschnitte. So war die Eisfläche in der Vergangenheit mehrmals stark geschrumpft: Zuerst um 640, dann um das Jahr 1000 und noch einmal um 1650. In diesen Zeiten war die Eisfläche ähnlich schnell zurückgegangen wie in der Gegenwart, aber niemals so viele Jahre in Folge. Und niemals war die arktische Eisfläche in diesem Ausmaß geschrumpft. Dies belegt, daß es sich bei dem seit Jahren zu beobachtenden Trend um einen einmaligen Vorgang handelt und daß dieser vom durch Menschen verursachten Treibhauseffekt verursacht wird.
Die Untersuchung basiert auf der Erkenntnis, daß die Eisbedeckung des Meeres sowohl mit der Atmosphäre als auch dem Meereswasser in Wechselwirkung steht. Hauptsächlich wird die Eisschmelze durch die Umgebungs-Temperatur beeinflußt. Aber auch andere Parameter beeinflussen die Eisbedeckung. So kommt es beispielsweise zu einer Rückkoppelung, wenn das Wasser gefriert, denn dabei setzt es Salze frei und erhöht so den Salzgehalt im Meer.
Die Vorgehensweise, die Vergangenheit anhand von Hilfsgrößen zu rekonstruieren, ist in der Wissenschaft etabliert. Aber die komplizierte Analyse mit Hilfe statistischer Methoden bietet oft Anlaß zu Kritik. Als eine solche Rekonstruktion das erste Mal für die globalen Temperaturen gemacht wurde, entspann sich ein erbitterter Streit zwischen ForscherInnen und KritikerInnen. Er dauert bis heute an, obwohl die wichtigsten Ergebnisse der Pionier-Studie längst von anderen ForscherInnen bestätigt wurden.
Anmerkungen
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