Paris / Brüssel (LiZ).
Die als sozialistisch firmierende französische Regierung subventioniert weiter die Atomenergie. Groß herausgestellt hatten die Mainstream-Medien, daß Präsident Francois Hollande die Stilllegung des grenznahen AKW Fessenheim für das Jahr 2016 versprach. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit jedoch hat Hollande ein Dekret zum Bau eines Kernfusions-Reaktors unterzeichnet. Ein solcher Meiler soll nun in den kommenden 25 Jahren gebaut werden. Die Erfolgsaussichten sind ungewiß.
Seit Jahren träumt die Atomindustrie einen Traum: Er handelt von einer nahezu unerschöpflichen Energiequelle, die sicher und beherrschbar ist. Gemeint ist nicht die Sonne, die ein Vielfaches der Energie zur Erde sendet, die die Menschheit benötigt, - gemeint ist die Kernfusion. Im Unterschied zu einem herkömmlichen Atomkraftwerk, das auf der Ernergiegewinnung durch die Spaltung von Atomkernen beruht, sollen – wie in der Sonne – Atomkerne miteinander verschmolzen werden. Dadurch soll, ähnlich wie im Inneren der Sonne, Energie freigesetzt werden. Die Hoffnung besteht zudem, daß bei dieser Form der Energieerzeugung weniger gefährlicher Atommüll entsteht. Doch bislang bleibt die Beherrschung der Kernfusion ein Traum.
Das soll sich nun ändern: Ein Kernfusions-Reaktor soll in Cadarache gebaut werden und zwar von der internationalen Forschungsgruppe ITER (International Thermonuclear Experimental Reactor). An dieser ist EURATOM, sowie die Staaten Japan, Rußland, China, Südkorea, Indien und die USA beteiligt. ITER will damit unter Beweis stellen, daß die Kernfusion zur Stromerzeugung genutzt werden kann.
Doch das Vorhaben hat in den vergangenen Jahrzehnten nur Unmengen an Geld verschlungen. Die ursprünglich kalkulierten Kosten von 5,5 Milliarden Euro sind völlig aus dem Ruder gelaufen und liegen inzwischen bei fast 13 Milliarden Euro. Atom-ForscherInnen basteln schon seit 60 Jahren an der Realisation eines Kernfusions-Reaktors, ohne daß sie dem Durchbruch wesentlich näher gekommen wären.
Statt das Geld in den Ausbau der erneuerbaren Energien zu stecken, die risikolos die Kernfusion der Sonne nutzen, sollen weiterhin Milliarden in ein Projekt gesteckt werden, das letztlich nur zentralisiert und daher von Groß-Konzernen technisch umgesetzt werden kann. Eine weitere wirtschaftliche – und damit letztlich politische Abhängigkeit wäre so vorprogrammiert.
Für das nächste EU-Finanzprogramm 2014 bis 2020 sind als Vorschlag im EU
Rahmenforschungsprogramm (FP 8 - Horizon 2020) folgende Summen vorgesehen:
Insgesamt 80 Milliarden Euro - 11 Milliarden Euro jährlich
EURATOM gesamt 6,1 Milliarden Euro - 872 Millionen jahrlich
(Im FP 7 für den Zeitraum von 2007 – 2013 waren es: 5,3 Milliarden Euro - 759 Millionen jählich.)
Die bedeutet eine Steigerung um 15 Prozent.
Davon sollen für die Fusion jährlich 657 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden (FP 7: 594 Millionen.
Kernspaltung und Strahlenschutz - 71 Millionen jährlich (FP 7 : 58 Millionen).
Gemeinsame EURATOM Forschungsstelle 145 Millionen jährlich (FP 7: 107 Millionen)
Der EU Haushalt ist noch nicht verabschiedet. Bis Juni 2013 werden die Entscheidungen zum EURATOM vermutlich gefallen sein. Geplant ist auch den EURATOM-Kreditrahmen für den Bau von Atomkraftwerken zu erhöhen. Im Augenblick liegt er bei 4 Milliarden. Der Kreditrahmen reicht nicht mehr aus. In Polen und der Ukraine soll das Atomprogramm über EURATOM mitfinanziert werden. In der Ukraine ist geplant, alte AKW mit westlicher Atomtechnik "aufzuwerten". Und diese Schrottreaktoren sollen dann die Betriebsgenehmigung für insgesamt 60 Jahre erhalten.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Stilllegung des AKW Fessenheim
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