Geheim-Akte aus Snowden-Fundus:
Wie NSA Trojaner in Computer einschleust
Hamburg (LiZ). Der US-Geheimdienst NSA verfügt offenbar über spezielle Techniken, mit denen er in Computer von Zielpersonen präzise und unauffällig Trojaner einschleusen kann. Dabei kann Anti-Viren-Software ausgehebelt werden.
Aus einem als "streng geheim" klassifizierten NSA-Dokument aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden geht hervor, daß für das Einschleusen spezieller Ausspäh-Software ("Trojaner") eine präparierte Netzwerk-Technik eingesetzt wird. Auf diese Weise kann der US-Geheimdienst NSA den Daten-Verkehr eines ins Visier genommenen Computers abfangen und diesem - quasi unter dem Radar gängiger Anti-Viren-Software - speziellen Programm-Code beimischen. Dieser wird erst auf dem Ziel-Computer zusammengesetzt und kann dann die Anti-Viren-Software manipulieren. Die Einschleuse-Technik läuft bei der NSA offenbar unter der Bezeichnung 'Quantum'.
Weiter wurde bekannt, daß die NSA zudem über Techniken verfügt, die verschiedensten IT-Geräte zu manipulieren. So kann etwa mit Hilfe eines präparierten Monitor-Kabels über kurze Distanzen der gesamte Bildinhalt eines Computer-Bildschirms synchron mitgelesen werden. Ein solches Tool wird in einem NSA-internen Katalog mit Kosten von 30 US-Dollar veranschlagt. Eine fingierte GMS-Basisstation - wie sie vermutlich für das Abhören des Mobiltelefons von Kanzlerin Angela Merkel eingesetzt wurde - findet sich hier für 40.000 US-Dollar.
Jacob Appelbaum, der am Sonntag abend auf dem 30C3 in Hamburg (Siehe unseren Artikel v. 28.12.13) auftrat, kommentierte, diese NSA-Fähigkeiten seien "schlimmer als die schlimmsten Alpträume". Für ihre Angriffs-Optionen habe die NSA "gezielt Schwachstellen" gelegt oder offengelassen, die viele InternetnutzerInnen gefährden. "Die NSA hat den Prozeß abgewürgt, mit dem wir das Internet sicher machen wollten," sagte er auf dem Kongress in Hamburg. Die NSA kenne die "Hintertüren" (Backdoors) und halte sie geheim. Es gebe so viele "Hintertüren", daß die Geheimdienste der "Five Eyes"-Allianz der USA, Großbritanniens, Neuseelands, Kanadas und Australiens eine Liste führten müssten, um sich nicht gegenseitig in die Quere zu kommen.
Offenbar sind besonders die Produkte von US-Produzenten wie Microsoft, Dell und Cisco mit "Hintertüren" verseucht. Aber nicht nur in die Hardware, sondern auch in die Software werden offenbar ab Werk "Hintertüren" für die US-Geheimdienste eingebaut. Genannt werden die Internet-"Dienste" Yahoo, LinkedIn und Facebook. Allerdings sei nicht klar auszumachen, welche Firmen Opfer der Geheimdienste wurden und welche beim Einbau der "Hintertüren" freiwillig kooperierten - so Appelbaum.
Auf dem Hacker-Kongress 30C3 in Hamburg, der nach vier Tagen am heutigen Montag zu Ende geht, haben Internet-AktivistInnen und Computer-ExpertInnen zum Widerstand gegen die Überwachung der Geheimdienste und ihre Angriffe auf Netze und Geräte aufgerufen. Nach Angaben der OrganisatorInnen kamen 8600 Menschen zu dem Kongress. Im Zentrum des Interesses stand die Weiterentwicklung von Verschlüsselung und Anonymisierung. Manche sprachen auch von einem parallelen Aufbau eines Internets auf nicht-kommerzieller Basis.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Geheim-Akte aus Snowden-Fundus:
Daten-Kabel zwischen Europa und Asien angezapft
(29.12.13)
CCC-Kongress in Hamburg
Kampf gegen Geheimdienste (28.12.13)
NSA ortet täglich den Standort
von fünf Milliarden Mobiltelefonen (5.12.13)
Zwei Millionen Paßwörter kopiert
Facebook, Google & Co betroffen (5.12.13)
Vodafone unsicher
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als George W. Bush (8.11.13)
Obama ahnungslos?
Wußte er weniger als Merkel? (1.11.13)
Wie die NSA eMails bei Gmail und Co.
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Demo in Washington für Freiheit statt Angst (26.10.13)
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BND zapft deutsche Provider an (7.10.13)
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Zugriff auf Quellcodes von ColdFusion und Acrobat (4.10.13)
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