London (LiZ). Ein Team von brit- ischen und deutschen Forscher- Innen hat herausgefunden, daß das zweitgrößte Schelfeis der Antarktis instabil wird. Infolge des Treibhaus-Effekts wird eine warme Meeresströmung im Südpolarmeer umgelenkt und diese erwärmt die Unterseite der Eisdecke. Die Studie wurde im Wissenschafts-Journal 'nature' veröffentlicht.
Das Filchner-Ronne-Schelfeis ist das zweitgrößte der Antarktis und bildet eine Barriere für die dahinterliegenden Gletscher. "Schelfeise sind für das nachgelagerte Inlandeis wie ein Korken in der Flasche," erklärt Hartmut Hellmer vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. "Sie bremsen die Eisströme, weil sie auf dem Meeresboden oder auf Inseln aufliegen."
Infolge der immer rascheren klimatischen Veränderungen wird eine warme Meeresströmung im Südpolarmeer umgelenkt, so daß diese die Unterseite des Filchner-Ronne-Schelfeises auftaut. Auf diese Weise droht der Eisschild der Antarktis immer instabiler zu werden. Auf dem eisigen Kontinent droht eine fatale Kettenreaktion.
Der Landrücken der Antarktis ist von einer mehrere Kilometer dicken Eismasse bedeckt. Anders als bei schwimmenden Eisschollen, deren Schmelzen den Meeresspiegel nicht zu verändern vermag, steckt im Eis der Antarktis ein gigantisches Gefahrenpotential: Schmilzt dieses Eis, kann der Meeresspiegel um 60 Meter ansteigen.
Der kleinere Teil des antarktischen Eises, der westantarktischen Schild, bereitet den KlimaforscherInnen schon seit längerem Sorgen. (Siehe unsere Artikel vom 2.12.09, 6.04.08, 25.03.08, 26.02.08, 14.01.08 und vom 17.05.05) In der West-Antarktis war im Jahr 2008 ein beschleunigter Masseverlust des Eisschildes zu beobachten. Im März 2008 brach vom Wilkins-Schelfeis ein gigantischer Eisblock von über 60 Quadratkilometer Fläche ab.
Das Filchner-Ronne-Schelfeis bedeckt eine der Buchten des Weddellmeeres im Nordwesten der Antarktis. Dieses ist das größte Meer am Rande des Südpolarmeeres. Rund 250 Meter dick ist dieser Eisschild vor der antarktischen Küste, etwa 30 Meter davon ragen aus dem Meer heraus.
Bei einem Abschmelzen des Filchner-Ronne-Schelfeises können 1.600 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr auftauen - das 20-Fache der heutigen Menge von 82 Milliarden Tonnen jährlich, wie die ForscherInnen in 'nature' berichten. 82 Milliarden Tonnen geschmolzenes Eis entsprechen hier einem Verlust der Eisdicke um 5 Meter.
Bereits jetzt steigt über dem südöstlichen Weddellmeer die Lufttemperatur. Auch dies trägt zu einer weiteren Eisschmelze und einem Rückkopplungs-Effekt bei.
Eine zweite Studie ergänzt die Ergebnisse der britisch-deutschen ForscherInnen-Gruppe. Sie stammt von WissenschaftlerInnen der Universität Edinburgh und erschien in der Zeitschrift 'Nature Geoscience'. Die ForscherInnen haben die Eisdecke des Weddellmeeres per Radio-Echo-Sounding (RES) analysiert. Sie fanden ein großes, steil abfallendes Becken mit glattem Grund. Es würde einem Eisrutsch wenig entgegensetzen.
Anmerkungen
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