Frauen-Streik in Glasgow
Jahrzehntealte Rechnung offen
Glasgow (LiZ). Über 8.000 Frauen streikten in der vergangenen Woche im schottischen Glasgow, um Nachzahlungen des Lohns zu fordern, der ihnen seit Jahrzehnten auf Grund ihres Geschlechts verweigert wird. Es war der größte Streik für gleichen Lohn in ganz Großbritannien seit 1968.
 Trotz massiver Hetze gegen den Streik von Seiten der Unternehmen und der Mainstream-Medien, zeigten viele ihre Solidarität mit den über 8.000 Putzfrauen, Heimhilfen und KantinenmitarbeiterInnen. So ließen Busfahrer die Streikenden gratis fahren und alle 600 ArbeiterInnen der Müllabfuhr in der Frühschicht stellten ihre Arbeit ein. John O’Connor, GMB-Vertreter für die Abfallarbeiter der Stadt, sagte gegenüber einer Zeitung: "Wir alle wissen von den Streiks für gleiche Löhne heute und morgen. Als Reinigungskräfte sind wir heute Morgen zur Arbeit gegangen, um unser normales Geschäft zu erledigen und zu arbeiten, aber wir wollten keinen Streikposten durchqueren, da wir die Frauen voll unterstützen." Bei der GMB handelt es sich um eine der größten Gewerkschaften Großbritanniens.
Trotz massiver Hetze gegen den Streik von Seiten der Unternehmen und der Mainstream-Medien, zeigten viele ihre Solidarität mit den über 8.000 Putzfrauen, Heimhilfen und KantinenmitarbeiterInnen. So ließen Busfahrer die Streikenden gratis fahren und alle 600 ArbeiterInnen der Müllabfuhr in der Frühschicht stellten ihre Arbeit ein. John O’Connor, GMB-Vertreter für die Abfallarbeiter der Stadt, sagte gegenüber einer Zeitung: "Wir alle wissen von den Streiks für gleiche Löhne heute und morgen. Als Reinigungskräfte sind wir heute Morgen zur Arbeit gegangen, um unser normales Geschäft zu erledigen und zu arbeiten, aber wir wollten keinen Streikposten durchqueren, da wir die Frauen voll unterstützen." Bei der GMB handelt es sich um eine der größten Gewerkschaften Großbritanniens.
Männliche Arbeiter der Entsorgungsbetriebe, Straßenreiniger und Parkplatzwächter weigerten sich, an den von den Frauen errichteten Streikposten vorbei die Betriebe zu betreten und an die Arbeit zu gehen. Obwohl die Vorgesetzten mit der Polizei, Lohnentzug und Klagen wegen illegalen Streiks drohten, setzten die Kollegen ihre Solidarität auch am zweiten Tag des Streiks fort. In einem Brief an die GMB bezog sich der Stadtrat auf Thatchers Anti-Gewerkschafts-Gesetzgebung und kündigte gerichtliche Schritte an, wenn die Gewerkschaft ihre Mitglieder nicht umgehend zur Wiederaufnahme der Arbeit auffordert. Am ersten Streiktag, 23. Oktober, marschierten über 10.000 DemonstrantInnen von Glasgow Green zum George Square.
Im Jahr 2006 hatte der Rat der Stadt - damals unter Führung der links firmierenden Labour-Partei - beschlossen, ungleiche Bezahlung anzugehen und die schlechtere Bezahlung von Frauen zu beenden. Dieser Ratsbeschluß wurde bis heute nicht umgesetzt, obwohl Labour bis 2016 eine Mehrheit im Stadtrat hatte. Die Verhandlungen zwischen Stadt und Gewerkschaft über Nachzahlung des entgangenen Lohns verliefen im Sande, obwohl die Bürgermeister der Stadt einer Nachzahlung des Teils des Lohns, der den Frauen seit 2006 nicht ausgezahlt wurde, nach einem zehn Jahre langen Rechtsstreit zugestimmt hatten.
Laut einer Bekanntmachung der GMB sind die Frauen bereit, ihren Streik fortzusetzen, da derzeit ein Einlenken von Stadtrat und Verwaltung ist nicht erkennbar ist. Die nachzuzahlenden Löhne belaufen sich inzwischen auf fast 750 Millionen Pfund (rund 848 Millionen Euro). Einige der Frauen haben jährlich bis zu 4.000 Pfund (umgerechnet 4.530 Euro) weniger verdient als männliche Beschäftigte in der gleichen Position. Dies zeigt, daß die Gleichberechtigung von Frau und Mann und das Recht auf gleichen Lohn so lange nur auf dem Papier existiert, bis es real erkämpft wird.
1968 hatten die Frauen bei Ford gestreikt, die "Näherinnen von Dagenham". Auch vor 50 Jahren ging es um dieselben Ziele.
 
 
 
Anmerkungen
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