Waldzerstörung in Polen gestoppt
EUGH erläßt Verfügung
Warschau (LiZ). Seit 2016 wurde im polnischen Nationalpark Bialowieza massiv abgeholzt. Nun hat der Europäische Gerichtshof die polnische Regierung erneut angewiesen, die Rodungen zu stoppen - und zugleich hohe Strafzahlungen angedroht.
Bereits im Sommer hatte die EU-Kommission Polen vor dem Europäischen Gerichtshof wegen der Verletzung europäischen Naturschutzrechts verklagt. Das Gericht hatte daraufhin den sofortigen Stop der Rodungsarbeiten angeordnet. Dies wurde jedoch von der polnischen Regierung schlicht ignoriert. Als Konsequenz drohte lediglich, daß Polen sein Stimmrecht auf EU-Ebene verliert - mehr hatte die polnische Regierung nicht zu befürchten (Siehe unseren Artikel v. 14.10.17).
Als Grund für die profitträchtigen Rodungen im Nationalpark Bialowieza hatte die polnische Regierung die Bekämpfung des Borkenkäfers sowie Sicherungsmaßnahmen für Forststraßen vorgeschoben. UmweltschützerInnen hatten über Monate hin durch Proteste und Blockaden versucht, die unrechtmäßige Zerstörung eines der letzten Urwälder Europas zu verhindern. Immer wieder war es dabei zur gewaltsamen Auflösung von friedlichen Blockaden gekommen.
Erst nachdem nun der EUGH Strafzahlungen von täglich 100.000 Euro gegen die polnische Regierung verhängte, stoppte diese die Rodungen. Sie begründete den Stop damit, die Maßnahmen gegen den Borkenkäfer seien jetzt erfolgreich abgeschlossen. UmweltschützerInnen und Umwelt-Organisationen wie 'Robin Wood' hatten immer wieder darauf hingewiesen, daß der Borkenkäfer aus forstwissenschaftlicher Sicht in naturnahen Wäldern eine Funktion im Ökosystem erfüllt, zu einer natürlichen Erneuerung des Waldes und damit zu mehr Biodiversität beiträgt. Daß es sich beim Borkenkäfer-Argument lediglich um eine Ausrede der polnischen Regierung handelte, zeigte sich auch darin, daß bei den gefällten Bäumen keineswegs die Rinde geschält und verbrannt wurde - eine Maßnahme, die bei der Bekämpfung von Borkenkäfer-Epidemien unabdingbar ist.
Der Bialowieza-Urwald ist mit seinem Alter von mindestens 8.000 Jahren und seinen bis zu 20.000 Tierarten einmalig unter den Wäldern Europas und unersetzlich. Dort leben noch Tierarten wie der Wisent, die lange von der Ausrottung bedroht waren. Der einzige Tiefland-Urwald Europas erstreckt sich im Grenzgebiet zwischen Polen und Weißrußland über eine Fläche von mehr als 150.000 Hektar. Während das Waldgebiet auf weißrussischer Seite komplett als Nationalpark unter Schutz gestellt ist, gilt dies für Polen nur zu etwa einem Fünftel. Ein Teil des Bialowieza-Urwaldes wurde 1992 von der UNESCO zum Welt-Naturerbe erklärt.
Nach Erkenntnissen von 'Robin Wood' haben die Rodungen im Bialowieza-Urwald bereits einen erheblichen Schaden angerichtet. Laut Recherchen der Umweltorganisation ClientEarth wurden allein zwischen Januar und August dieses Jahres ungefähr 140.000 Bäume im ältesten Teil des Urwaldes gefällt.
Anmerkungen
Siehe auch:
70 Fußballfelder Urwald pro Tag
Die Umwelt-Katastrophe in Europa (14.10.17)
Wald-AIDS in Ba-Wü
Weiter zwischen Leben und Tod (10.12.15)
Wald-AIDS 2014
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Nur 2 Prozent Naturwald dienen als Alibi (15.10.13)
Dem deutschen Wald geht es
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Wald-AIDS greift um sich
Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.03.12)
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(29.07.11)
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13 Millionen Hektar pro Jahr (26.03.10)
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