Jugend mag Bio
23 Prozent kaufen häufig Bio-Lebensmittel
Berlin (LiZ). Laut dem aktuellen "Öko-Barometer" wächst die Zahl der KonsumentInnen von Bio-Lebensmitteln in der Gruppe der Unter-30-Jährigen besonders stark. Bio wird zum Massenphänomen und ist aus der kleinen Liebhaber-Nische längst hinausgewachsen.
Lebensmittel in Bio-Qualität - von Tomaten über Joghurts bis zu Brot und Kuchen - sind in den vergangenen Jahren zu einem Milliarden-Markt geworden. Gut sieben Milliarden Euro haben die BundesbürgerInnen im vergangenen Jahr für Bio-Lebensmittel ausgegeben, meldet die Agrarmarkt-Infomations-Gesellschaft (AMI). Leider aber bleibt das Wachstum der Bio-Landwirtschaft seit Jahren hinter der steigenden Nachfrage zurück (siehe unseren Artikel v. 6.05.13). Und so muß immer mehr Bio-Ware importiert werde. Hier zeigt sich, was von den Sonntagsreden der Partei-PolitikerInnen über "Regionalität" zu halten ist. Tatsächlich wird mit Hilfe von Agrar-Subventionen und anderen miesen Tricks die Bio-Landwirtschaft in Deutschland massiv behindert.
Drei von vier VerbraucherInnen greifen laut dem aktuellen "Öko-Barometer" beim Lebensmitteleinkauf gelegentlich nach Waren aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA). Und besonders bei der Jugend wird Bio immer beliebter. Schon 23 Prozent der Unter-30-Jährigen kaufen häufig Obst und Gemüse in Bio-Qualität - ein Anstieg um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), ist noch ein wenig skeptisch über die Zahlen der StatistikerInnen und freut sich verhalten: "Es wäre schön, wenn auch bei den Jugendlichen ein Bio-Trend einsetzt." Laut dem BÖLW konnten im ersten Halbjahr 2013 sowohl die Branchenumsätze als auch die Zahl der Bio-KundInnen zulegen.
Zugleich aber kommt das Wachstum ökologisch bewirtschafteter Flächen in Deutschland nicht hinterher. Um gerade mal 1,8 Prozent konnte das Ackerland für den ökologischen Landbau im vergangenen Jahr ausgedehnt werden, meldet der Anbauverband Bioland. So gering sei der Zuwachs bisher noch nie gewesen. Schuld ist für Bioland-Präsident Jan Plagge die Politik und hier ganz konkret Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Allerdings war es auch unter "Rot-Grün" in den Jahren von 1998 bis 2005 nicht viel besser. Schon seit über einem Jahrzehnt hinkt Deutschland beim Wachstum der Bio-Landwirtschaft im europäischen Vergleich hinterher (siehe unseren Artikel v. 24.01.04).
Zugleich mit dem verstärkten Import von Bio-Lebensmitteln und der Ausbreitung von Bio-Supermärkten und Billig-Bio-Ware in Discounter-Ketten wächst das Risiko, daß auch die Bio-Branche in Lebensmittel-Skandale verwickelt wird. Die Glaubwürdigkeit ist eine der wichtigsten Geschäftsgrundlagen der Bio-Landwirtschaft. Lange Zeit wurden Gerüchte verbreitet, auch Bio-LandwirtInnen würden Pestizide verwenden. Und nach wie vor glauben Umfragen zufolge zwei Drittel der Befragten nicht daran, daß Bio-Produkte seltener von Lebensmittel-Skandalen betroffen sind. Selbst von den VerbraucherInnen, die häufig oder ausschließlich Bio-Waren kaufen, haben nur 63 Prozent mehr Vertrauen in die Bio-Branche als in die industrielle Landwirtschaft.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
VGH-Urteil: Natürliches Mineralwasser
darf Pestizide enthalten (2.08.13)
Chemie in Obst und Gemüse
Nur Bio-Lebensmittel unbelastet (17.06.13)
Phosphat-Dünger
Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (7.05.13)
Bio-Lebensmittel: Die Produktion in Deutschland
hinkt der Nachfrage hinterher (6.05.13)
Bienen und Wildinsekten sind überlebenswichtig
Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (27.02.13)
Dem deutschen Wald geht es schlechter
als in den 1980er-Jahren (4.02.13)
Pestizide vernichten Amphibien
Umweltbundesamt fordert Beschränkungen (1.02.13)
Demo in Berlin für Agrar-Wende
25.000 erklären: "Wir haben es satt" (19.01.13)
Umweltverbände: Aigners Pestizid-Aktionsplan
ist "mangelhaft" (25.10.12)
EU-Kommission versucht Gen-Honig
durch die Hintertür einzuschmuggeln (24.10.12)
Bio-Lebensmittel
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Flächenfraß weiter lebensgefährlich
BUND fordert Biotopverbund (17.07.12)
Bio-Landwirtschaft
Volkswirtschaftlich kostengünstiger (30.04.12)
Artenvernichtung
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