Gutes Jahr für Windenergie
Preis-Parität erreicht?
Berlin (LiZ). Der Ausbau der Windenergie kam im Jahr 2014 trotz der massiven Sabotage der Bundesregierung einen deutlichen Schritt voran. Allein an Land wurden in den vergangenen zwölf Monaten Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 4.750 Megawatt (MW) errichtet. Dies deutet darauf hin, daß die Windenergie bereits heute gegenüber der Stromerzeugung in Atomkraftwerken und Kohlekraftwerken konkurrenzfähig ist.
Der Zuwachs des Jahres 2014 ragt deutlich über das lineare Wachtum der vergangenen Jahre hinaus und liegt um mehr als 80 Prozent über dem von der Bundesregierung (und ihren Auftraggebern) vorgesehenen Schwellenwert:
Nach den Vorgaben des "reformierten" EEG, das durch die "schwarz-rote" Bundesregierung zu einem Instrument der Sabotage umfunktioniert wurde, beträgt der "Zielkorridor" für den Netto-Zubau von Windenergieanlagen zwischen 2.400 und 2.600 Megawatt pro Jahr. Bei Nordex SE, dem führenden deutschen Turbinen-Hersteller für Windkraftanlagen knallten jedoch schon vor Silvester die Sektkorken: Bis Ende Dezember wurden insgesamt 169 Nordex-Turbinen in Deutschland errichtet. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das einem Wachstum von 64 Prozent.
Allerdings kompensierte die Windenergie mit ihrem überdurchschnittlichen Wachstum nicht einmal die teils herben Rückschläge in den anderen Branchen der erneuerbaren Energien, Wasserkraft, Biogas und vor allem der schwer angeschlagenen Photovoltaik (Siehe unsere Artikel v. 2.12.14 und v. 27.12.14).
Bereits 2011 hatten WissenschaftlerInnen des Weltklimarats IPCC wie Ottmar Edenhofer, Chefvolkswirt des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Professor an der Technischen Universität für Klimaökonomie, errechnet, daß die Windenergie im Vergleich zu konventionellen Kraftwerken schon nahezu Preis-Parität erreicht hatte. Würden die massiven Subventionen für Atomenergie (in Deutschland) mit rund 11 Milliarden Euro pro Jahr und der Stromgewinnung aus Stein- und Braunkohle mit jährlich über 13 Milliarden Euro gestoppt, wären die "Großen Vier" - RWE, E.on, EnBW und Vattenfall - sofort pleite.
Und der IPCC stellte ebenfalls in Jahr 2011 fest, daß die erneuerbaren Energien sofort einen deutlichen Wettbewerbsvorteil hätten, wenn die externen Kosten in den Preis für fossile Energien einfließen würden. Damit ist gemeint, daß dem Schaden, der durch den Ausstoß von Kohlendioxid entsteht, ein Preis zugeordnet wird. Außerdem müßten die Kosten in Rechnung gestellt werden, die durch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle darüber hinaus für das Gesundheitswesen entstehen.
Aber entgegen diesen Empfehlungen tat die "schwarz-rote" Bundesregierung exakt das Gegenteil und sabotierte in den vergangenen beiden Jahren mit tiefen Einschnitten beim EEG den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Schon im Jahr 2008 war festzustellen, daß die hierzulande propagierte Rolle Deutschlands als "Vorreiter der Energie-Wende" nicht den Tatsachen entsprach:
Das Wachstum der Windenergie ist in Deutschland je nach Bundesland sehr unterschiedlich. Rund 27 Prozent der neuerrichteten Windkraftanlagen gingen 2014 allein auf das Konto des relativ kleinen Bundeslandes Schleswig-Holstein. Das nördlichste Bundesland liegt damit auf der Rangliste nur noch knapp hinter Brandenburg (einem Binnenland!) auf Platz 3. Besonders stark legte die Windenergie in Bayern zu. Dies ist allerdings nur indirekt der Landesregierung unter Ministerpräsident Horst Seehofer zu verdanken, denn dieser erreichte mit seiner Ankündigung einer rigiden Abstandsregelung eine Art Torschluß-Panik. In Bayern grassierte "die Sorge vor einem totalen Ausbau-Ende," erklärt Wolfram Axthelm, Sprecher des Bundesverbandes Windenergie (BWE). Schon im ersten Halbjahr 2014 hatten sich die Neubauzahlen in Bayern verdoppelt.
Frappierend ist die klägliche Rolle Baden-Württembergs im Vergleich der Bundesländer. Mit einem Ausbaustand von 549,9 MW rangiert das "Ländle" unverändert auf dem letzten Platz der Flächenländer. Angesichts dieser Tatsache müßte mittlerweile selbst den letzten gläubigen AnhängerInnen des pseudo-grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann klar werden, daß die seit März 2011 amtierende "grün-rote" Landesregierung die erneuerbaren Energien noch effektiver bremst als die Vorgängerregierungen unter Stefan Mappus, Günther Oettinger und Erwin Teufel.
Besonders witzig ist eine aktuelle Stellungnahme des Windkraft-Gegners und hessischen "schwarzen" Bundestagsabgeordneten Helmut Heiderich. Er sieht den Ausbau der Windenergie der vergangenen 17 Jahre durch eine Ausnahme-Stellung im Baugesetz verursacht und kritisiert: "Seit 1997 besitzt die Windradindustrie eine uneingeschränkte Privilegierung für ihre Baumaßnahmen." Er vergaß dabei offenbar, daß im Jahr 1997 die "schwarz-gelbe" Bundesregierung unter Helmut Kohl im Amt war.
Für die Windenergie sieht es auf dem Weltmarkt durchweg besser aus als in Deutschland. Weltweit wurden im Jahr 2014 laut Schätzung von ExpertInnen Windkraftanlagen mit rund 44.000 MW Leistung neu installiert. Dies entspricht einem Zuwachs von rund 30 Prozent. Mit über 20.000 MW entfiel nahezu die Hälfte hiervon auf China. Nach Schätzung von Bloomberg sind dort mittlerweile Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 96 Gigawatt (1 GW = 1000 MW) in Betrieb. In den USA hat sich der Windenergie-Markt nach einer Phase sinkender Ausbauzahlen zwischen 2009 und 2013 etwas regeneriert. Im Jahr 2014 wurden dort Windkraftanlagen mit insgesamt rund 4.850 MW gebaut, so daß die Windenergie in den USA jetzt eine Gesamtleistung von 66 Gigawatt zur Verfügung stellt.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Junge Generation pro Energie-Wende
laut Studie von Greenpeace (13.01.15)
Photovoltaik in den USA
mit starkem Wachstum (2.01.15)
Erneuerbare bei 26 Prozent
Wachstum weiterhin gebremst (27.12.14)
"Schwarz-Rot" bremst Photovoltaik
Aufs Jahr 2009 zurückgeworfen (2.12.14)
Anti-Arbeitsplatz-Minister Gabriel:
30.000 Jobs durch EEG-Sabotage vernichtet (25.10.14)
92 Prozent der Deutschen pro Energie-Wende
Hohe Akzeptanz am eigenen Wohnort (16.10.14)
Photovoltaik: Weiterer Markteinbruch
"Schwarz-Rot" sabotiert Energie-Wende (31.07.14)
Baden-Württemberg: Energie-Wende blockiert
Pseudo-Grüne demaskiert (1.07.14)
Gabriel blockiert Energie-Wende
EEG de facto abgeschafft (27.06.14)
China bringt Energie-Wende voran
Erstmals über 50 Prozent der Energie-Investitionen
(24.02.14)
2013: Schwarzes Jahr für Solar
55 Prozent Rückgang gegenüber 2012 (10.01.14)
Große Mehrheit in Polen für Energie-Wende
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