"Schwarz-Rot" bremst Photovoltaik
Aufs Jahr 2009 zurückgeworfen
Berlin (LiZ). Die Sabotage-Politik der "schwarz-roten" Bundesregierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel zeigt Wirkung: Das Wachstum der Photovoltaik ist in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit März 2009 zurückgegangen. Weltweit ist dagegen ein exponentielles Wachstum der erneuerbaren Energien zu verzeichnen.
Nach wie vor wird in Deutschland die Verstromung von Kohle jährlich mit über 13 Milliarden Euro und Atomenergie jährlich mit über 11 Milliarden subventioniert. Der im Sommer 2011 angekündigte Atom-Ausstieg ist ebenso wie jener des Jahres 2001 ein leeres Versprechen. Dennoch kann mit dieser Politik das Überleben der "Großen Vier" nur verlängert, aber nicht mehr gerettet werden.
RWE hatte am 4. März ein horrendes Nettoergebnis von minus 2,8 Milliarden Euro bekannt geben müssen (Siehe unseren Artikel v. 4.03.14). Der Aktienkurs von RWE ist zwischen 2008 und 2013 um über 70 Prozent gesunken, bei E.on waren es in diesen fünf Jahren sogar fast 75 Prozent. Laut einer Studie der Schweizer Großbank UBS wird sich der Bau privater Solaranlagen in Deutschland schon bald sogar ganz ohne Fördermittel rentieren. Die UBS prognostiziert, daß in der Folge die Stromverkäufe von RWE, E.on, Vattenfall und EnBW bis 2020 um weitere 20 Prozent einbrechen - und ihre Gewinne aus dem Stromgeschäft um 50 Prozent absacken.
Der negative Trend bei Kohle und Atomenergie kann nicht mehr gestoppt, sondern nur noch verzögert werden. Ebenso wenig konnte die Bundesregierung das Wachstum der erneuerbaren Energien stoppen: Nach der aktuellen Monatsmeldung der Bundesnetzagentur sind in Deutschland im Oktober 2014 rund 5.300 Photovoltaik-Anlagen mit über 75 MW Gesamtleistung neu ans Netz gegangen. Dies ist allerdings der niedrigste Zuwachs seit März 2009 (damals waren es 55 MW). Von Januar bis Oktober 2014 wurden insgesamt 1.683 MW neu installiert - es muß daher damit gerechnet werden, daß der Photovoltaik-Wachstum des Jahres 2014 diesmal unter 2 GW bleibt - ein Gigawatt (GW) sind 1000 Megawatt (MW).
Das brutale Abbremsen der Entwicklung der erneuerbaren Energien durch die Kürzungen bei der EEG-Umlage unter der Regie von Bundeswirtschafts-Minister und Vize-Kanzler Sigmar Gabriel hat mittlerweile zur Vernichtung von rund 30.000 Arbeitsplätzen in Deutschland geführt (Siehe unseren Artikel v. 25.10.14). Das von der Bundesregierung genannte "Ausbauziel" von 2,5 GW mit einem "Korridor" von 2,4 bis 2,6 GW erweist sich - wie leicht vorhersehbar war - als Blendgranate.
Erneut wird diese Entwicklung in den Mainstream-Medien mit Desinformation begleitet. So heißt es etwa, der Strompreis in Deutschland sei zu 73 Prozent durch "staatlich festgelegte Preisbestandteile" bestimmt, während nur 27 Prozent von den "Großen Vier" (angeblich durch die Anteile "Energiebeschaffung", "Vertrieb" und "Gewinnmarge") bestimmt würden. Zugleich lautet die offizielle Doktrin in Deutschland, Preise würden durch das "freie Spiel von Angebot und Nachfrage" in einer "freien Marktwirtschaft" bestimmt. Beide Aussagen widersprechen sich. Zumindest eine ist daher falsch.
Tatsächlich sind beide Aussagen falsch.
Nehmen wir das Beispiel einer Bäckerei A, deren Preise etwa für Brötchen wegen der gegebenen Konkurrenz zu anderen Bäckereien real weitgehend durch Angebot und Nachfrage geregelt werden. Und nehmen wir an, der Vermieter von Bäckerei A erhöht die Miete der Verkaufsräume. Wenn Bäckerei A nun versuchen sollte, die gestiegenen Kosten durch eine Erhöhung der Brötchenpreise wettzumachen, würde alsbald die Nachfrage sinken und die Kundschaft - zum Teil - abwandern. Dieses Beispiel zeigt, daß Produzenten in einer "freien Marktwirtschaft" nicht willkürlich die Preise erhöhen können. Bäckerei A ist gezwungen, die Differenz bei der Miete durch eine Reduzierung der "Gewinnmarge" zu kompensieren. Ebenso wenig wird der Strompreis durch "staatlich festgelegte Preisbestandteile" beeinflußt.
Warum aber stiegen in Deutschland die Strompreise weit stärker als in den meisten anderen europäischen Staaten und stärker als die Inflationsrate?
Immerhin zahlen die durchschnittlichen deutschen Haushalts-StromkundInnen (im Gegensatz zu den Industrie-Kunden) die zweithöchsten Strompreise in der EU. Nur in Dänemark ist es noch schlimmer. Dies liegt eindeutig daran, daß nach wie vor das Oligopol der "Großen Vier " - also: RWE, E.on, Vattenfall und EnBW - den Strommarkt beherrscht und in einem gewissen Rahmen die Strompreise willkürlich festsetzen kann. Das Bundeskartellamt müsste hiergegen von Gesetzes wegen einschreiten, wurde jedoch von sämtlichen Bundesregierungen der vergangenen 14 Jahre am Eingreifen gehindert (Siehe unseren Artikel v. 5.11.07).
In Deutschland werden also die Strompreise weder durch "Preisbestandteile" (zu welchem Prozentanteil auch immer von Seiten des Staates oder von Seiten der Strom-Konzerne) festgelegt, noch durch das "freien Spiel" von Angebot und Nachfrage. Selbstverständlich können die Strom-Konzerne weder an den Fixkosten ("Energiebeschaffung"und "Vertrieb") noch an den staatlichen Abgaben viel ändern (außer etwa an der EEG-Umlage, die nach Druck auf die Regierung massiv gesenkt wurde) - die Höhe der Preise wird jedoch wesentlich durch die "Gewinnmarge" - sprich: den Profit - bestimmt. Und auf Letzteres hat die Nachfrage Dank der Oligopol-Struktur auf dem Strommarkt keinerlei Einfluß.
Und nur, weil die schulische Bildung bei den ökonomischen Grundkenntnissen in Deutschland derart schlecht ist, können es sich die Mainstream-Medien erlauben, zwei falsche Behauptungen, die sich zudem gegenseitig widersprechen, über Jahre hin zu wiederholen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Anti-Arbeitsplatz-Minister Gabriel:
30.000 Jobs durch EEG-Sabotage vernichtet (25.10.14)
92 Prozent der Deutschen pro Energie-Wende
Hohe Akzeptanz am eigenen Wohnort (16.10.14)
Autarke Energiefabrik
ohne Anschluß ans öffentliche Stromnetz (3.10.14)
Energetisch saniertes Gymnasium Baesweiler
90 Prozent weniger Energiebedarf (25.08.14)
China strebt Ausstieg
aus Kohle-Verstromung an (10.08.14)
Photovoltaik: Weiterer Markteinbruch
"Schwarz-Rot" sabotiert Energie-Wende (31.07.14)
Baden-Württemberg: Energie-Wende blockiert
Pseudo-Grüne demaskiert (1.07.14)
Gabriel blockiert Energie-Wende
EEG de facto abgeschafft (27.06.14)
PIK-Studie zur Stabilität von Stromnetzen:
Durchgangsstraßen statt Sackgassen (10.06.14)
Energie-Wende auf dem Kirchendach
Mittlerweile über 2000 Solar-Anlagen (21.04.14)
Trotz Blockade der Energie-Wende:
RWE schreibt rote Zahlen (4.03.14)
China bringt Energie-Wende voran
Erstmals über 50 Prozent der Energie-Investitionen
(24.02.14)
2013: Schwarzes Jahr für Solar
55 Prozent Rückgang gegenüber 2012 (10.01.14)
Die 300 Prozent von St. Peter
Ein kleiner Schwarzwaldort weist den Weg (14.12.13)
Rauchzeichen von "Rot-Grün"
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16.000 demonstrieren in Berlin:
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