Agrar-Subventionen
BUND fordert Neuausrichtung
Berlin (LiZ). Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert anläßlich der morgen in Würzburg beginnenden Agrarminister-Konferenz eine gerechtere und nach ökologischen Kriterien ausgerichtete Verteilung der Agrar-Subventionen. Die bisherige Verteilung der Subventionen begünstigt vor allem Gewinne und großflächige Landkäufe von Aktiengesellschaften und Großgrundbesitzern. Die Bio-Landwirtschaft wird zugleich massiv benachteiligt.
Die zehn größten Empfänger von Agrar-Subventionen, darunter die Aktiengesellschaft KTG Agrar, die Südzucker AG und die Familie Rethmann, Eigner des Müllkonzerns Remondis, erhalten pro Jahr etliche Millionen Euro. Nach einer Tabelle, die erst mittels einer Klage von Greenpeace nach zähem Ringen von der Bundesregierung herausgegeben wurde, erhielt der Südzucker-Konzern allein in einem Jahr 82 Millionen Euro (Siehe unseren Artikel v. 9.06.09). 44 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland erhalten dagegen jährlich weniger als 5000 Euro pro Bauernhof. "Die ungerechte Verteilung der Agrarzahlungen bevorteilt einige wenige große Betriebe. Diese kaufen immer mehr Land hinzu und erhalten so Anspruch auf noch mehr Agrarförderung," kritisiert BUND-Vorsitzender Hubert Weiger.
Ähnlich wie die Energie-Wende mit Milliarden-Subventionen für Kohle (rund 13 Milliarden Euro pro Jahr) und Atom-Energie (rund 14 Milliarden Euro pro Jahr) in Deutschland gebremst wird, funktioniert dieses Spiel mit gezinkten Karten bislang auch auf europäischer Ebene. So wird mithilfe der ungleich verteilten Agrar-Subventionen die Agrar-Wende sabotiert.
Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist in Deutschland zwischen 2006 und 2012 um 30 Prozent gestiegen. Auf der einen Seite entscheiden sich zwar immer mehr VerbraucherInnen für Bio-Lebensmittel, auf der anderen Seite jedoch werden es von Jahr zu Jahr weniger Landwirte, die in Deutschland den Wechsel zur Bio-Landwirtschaft wagen. Deshalb nimmt der Import von Bio-Lebensmitteln immer mehr zu. Heute stammen jeder zweite Bio-Apfel und jede zweite Bio-Möhre, die in Deutschland verkauft werden, aus dem Ausland. Und weite Transportstrecken schlagen bei der Ökobilanz negativ zu Buche. Stieg die Anzahl der Bio-Betriebe in Deutschland in den Jahren 2007 und 2008 jeweils noch um rund 6 Prozent, waren es im Jahr 2012 nur noch 590 NeueinsteigerInnen - ein Zuwachs um weniger als 3 Prozent. "Die heimische Umstellung hinkt der Entwicklung beim Absatz seit Jahren hinterher," so Ulrich Köpke vom Institut für Organischen Landbau der Universität Bonn.
"Die Subventions- und Land-Konzentration in den Händen einiger weniger Groß-Empfänger geht nicht nur zu Lasten bäuerlicher Betriebe, sondern schadet auch dem Umwelt- und Tierschutz," ergänzt BUND-Vorsitzender Weiger. Deshalb sei eine gerechtere Verteilung der Subventionen dringend erforderlich. "Die EU-Agrarreform ermöglicht es, 30 Prozent der Direktzahlungen aus Brüssel für kleinere Betriebe umzuwidmen und 15 Prozent aus dem Fördertopf ländliche Entwicklung für mehr Ökolandbau, Tierschutz und Regionalität einzusetzen," so Weiger.
"Nachdem Brüssel den Mitgliedsstaaten die Möglichkeit zur gerechteren Verteilung der Direktzahlungen eröffnet hat, ist die Agrarwende zum Greifen nahe. Die Gesellschaft verlangt für ihre Steuergelder mehr Gegenleistungen. Dazu gehören regionale und transparente Lebensmittelketten sowie hohe Umwelt- und Tierschutzstandards. Die Agrarminister der Länder müssen jetzt dafür sorgen, daß die Steuergelder künftig nur noch an landwirtschaftliche Betriebe fließen, die diese Leistungen auch tatsächlich erbringen," erklärt BUND-Agrar-Expertin Reinhild Benning. Auch die "S"PD-regierten Bundesländer Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern dürften die Agrar-Wende nicht länger sabotieren.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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