Gericht erlaubt Weiterbetrieb
des AKW Fessenheim
Nancy (LiZ). Die Berufungskammer des Verwaltungsgerichts in Nancy hat eine Klage des Trinationalen Atomschutzverbandes TRAS abgewiesen. Frankreichs ältestes Atomkraftwerk, das AKW Fessenheim, darf damit weiter in Betrieb bleiben. Die RichterInnen erachteten die Risiken etwa durch Erdbeben, Flugzeugabsturz oder einen Dammbruch als irrelevant.
Das Gericht in Nancy bestätigte damit ein erstinstanzliches Urteil aus dem Jahr 2011. Der Atomschutzverband TRAS, den vor Gericht die Pariser Rechtsanwältin und frühere französische "Umwelt"-Ministerin Corinne Lepage (siehe auch Info-Serie Atomenergie, Folge 11) vertritt, hob in seiner Klage vor allem auf das Risiko von Erdbeben in der geologischen Bruchzone Oberrheingraben und eines Bruchs des maroden Damms des Rheinseiten-Kanals ab, aus dem das AKW Fessenheim mit Kühlwasser versorgt wird.
Die französische Atomaufsicht ASN hatte der EdF, dem Betreiber des AKW Fessenheim, kürzlich Auflagen erteilt und bei deren Erfüllung eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung um weitere zehn Jahre in Aussicht gestellt. Ein Wahlversprechen des französischen Präsidenten François Hollande, das mit rund 36 Jahren älteste französische Atomkraftwerk gegen Ende seiner vierjährigen Amtszeit stillzulegen, hat sich bereits in den vergangenen Monaten als heiße Luft erwiesen. Die baulichen Maßnahmen, die von Fachleuten als untauglich in Hinblick auf eine Minderung des Katastrophen-Risikos kritisiert werden, werden nach Schätzungen zusammen rund 30 Millionen Euro kosten. Bei einem pannenfreien Betrieb erbringt hingegen jeder der beiden Fessenheim-Reaktoren allein pro Jahr mehr als 300 Millionen Euro an Profit ein.
Der TRAS, dem über 60 Gemeinden sowie mehrere Organisationen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz angehören, kritisierte in einer Medien-Mitteilung die Abweisung seiner Klage. Darin wird die Hoffnung bekundet, daß eine zweite Klage, die in Paris anhängig ist, Erfolg haben wird. Kritisiert wird insbesondere, daß die französischen Aufsichtsbehörden exakt dieselben Fehler wiederholten, welche in Japan zur Katastrophe von Fukushima geführt hätten: Die Risiken, die in Gutachten von ExpertInnen fundiert nachgewiesen wurden, erachten die RichterInnen in Nancy offenbar als irrelevant.
Die Zahl der Unfälle und sogenannten Pannen im AKW Fessenheim häufen sich seit Jahren immer mehr. Atomkraft-GegnerInnen bezeichnen das Uralt-AKW, das 1977 in Betrieb ging, als "extrem gefährlich", zumal seine Betonhülle mit einer Stärke von 80 Zentimetern nicht einmal dem gezielten Absturz eines Cessna-Kleinflugzeugs standhalten kann, geschweige denn dem eines gekaperten Linienflugzeugs nach Vorbild des 11. September 2001. Am 7. März 2012, dem 35. Jahrestag der Inbetriebnahme, hatten Umweltschutz- und Anti-Atom-Organisationen eine ganze Reihe weiterer Mängel und spezifischer Risiken der Anlage kritisiert (Siehe unseren Artikel vom 7.03.12). In Anbetracht des Alters der über 400 Atom-Reaktoren weltweit ist es sehr wahrscheinlich, daß es bereits in den kommenden Monaten zu einem weiteren Super-GAU kommen wird.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
AKW Fessenheim
Betriebsdauer von 60 Jahren? (29.04.13)
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AKW Fessenheim
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