Feminismus als Vorwand
Ausländerfeindliche Hetze im 'spiegel'
Köln (LiZ). Mit Datum vom 11. März 2019 erschien ein 'spiegel'-Artikel über "die Kölner Silvesternacht" 2015/2016, der unter dem suggestiven Vorwand, sich für die Rechte von Frauen einzusetzen, massiv Fake-News verbreitet und so ausländerfeindliche Hetze betreibt. Schon gleich am Anfang werden wieder einmal falsche Zahlen genannt.
In diesem von Jörg Diehl verfaßten 'spiegel'-Artikel, der wohl nicht zufällig zeitnah zum Internationalen Frauentag veröffentlicht wurde, heißt es, in der Silvesternacht hätten sich "genau 661 Frauen gemeldet, Opfer einer Sexualstraftat geworden zu sein." Und in einem Wikipedia-Artikel
(https://de.wikipedia.org/wiki/Sexuelle_%C3%9Cbergriffe_in_der_Silvesternacht_2015/16)
heißt es: "Mehr als hundert Anzeigen waren bereits bis zum Neujahrsmorgen eingegangen." Tatsächlich jedoch lagen der Polizei am 5. Januar 2016 maximal 90 entsprechende Anzeigen vor - darunter 15 Anzeigen wegen sexueller Belästigung. Wir hatten diesen Wikipedia-Eintrag bereits in einem Artikel v. 2.01.18 wegen zahlreicher sachlicher Fehler kritisiert - er wurde in den vergangenen 14 Monaten allerdings eher verschlechtert als verbessert.
Insgesamt hielten sich nach Angaben der Polizei auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz sowie der angrenzenden Treppe zur "Domplatte" vor der Nordseite des Kölner Doms in den letzten Stunden des 31. Dezember 2015 zeitweise 1.000 bis 1.100 Personen auf. Laut Staatsanwaltschaft haben jedoch in den darauffolgenden Wochen über 1.200 Frauen Strafanzeigen erstattet. Jörg Diehl nennt in seinem 'spiegel'-Artikel gar die Zahl 1.304.
In vielen Medien (darunter der 'stern') war in den vergangenen 14 Monaten von "1000 Männern" zu lesen, die in der "Kölner Silvesternacht" Frauen "umzingelten, sexuell belästigten und ausgeraubten". Tatsächlich jedoch befanden sich insgesamt nur rund 1000 Menschen in der Silvesternacht auf dem Platz in Köln - und dies auch nur in den Stunden vor Mitternacht. Der Einsatz der Polizei dauerte von 22 Uhr bis 7 Uhr morgens. Dabei waren bis zu 143 Kölner Landespolizeibeamte und 70 Bundespolizisten vor Ort im Einsatz.
Dem Kölner Amtsgericht zufolge wurden bis dato 52 Verdächtige in insgesamt 43 Verfahren angeklagt. Bei den Angeklagten handelte es sich nach Angaben des Amtsgerichts neben 12 Deutschen um 17 Algerier, 16 Marokkaner und 7 Iraker. Insgesamt wurden demnach 37 Verfahren abgeschlossen und sechs eingestellt. Den meisten Angeklagten wurde Diebstahl oder Hehlerei vorgeworfen. Nur sechs Verdächtige standen den Angaben zufolge wegen mutmaßlicher sexueller Nötigung vor Gericht. Zudem gab es Verfahren wegen Beleidigung, Körperverletzung, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte und Drogenbesitzes. Die höchste Strafe verhängte das Gericht mit einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten wegen räuberischen Diebstahls. Die Sexualstraftäter wurden nach den Angaben des Gerichts jeweils zu einem Jahr Jugendstrafe auf Bewährung verurteilt. Die juristische Aufarbeitung erwies nun offenkundig, daß sich die scheußlichen Vorfälle jener Silvesternacht 2015/2016 quantitativ - nicht qualitativ! - keineswegs von entsprechenden Vorfällen bei Veranstaltungen wie dem Münchner Oktoberfest unterscheiden.
Der 'spiegel'-Autor kommentiert - im Artikel nicht als Meinung ausgewiesen, bei diesem "ernüchternden Ergebnis" sei der Rechtsstaat eine "harte Antwort schuldig geblieben". Und auch in der 'Zeit' (31. Dezember 2017) wurde vom "unseligen Synonym der Kölner Silvesternacht" gefaselt. Damit wird suggeriert, die in den vergangenen zwei Jahren verbreiteten hetzerischen Darstellungen seien Fakt.
Tatsächlich jedoch erwies die "ernüchternde" juristische Aufarbeitung der Silvesternacht 2015/2016 in Köln, daß die medial erzeugte heiße Luft nicht den Fakten entspricht, sondern von Anfang an auf Hetze ausgerichtet war. So heißt es selbst in einem am 1. Januar 2016 im 'Kölner Stadt-Anzeiger' erschienen Artikel: "In der Facebook-Gruppe Nettwerk Köln gab es mehrere Beiträge über die Situation. Der ursprüngliche Post wies eine ausländerfeindliche Tendenz auf, Frauen würden in Deutschland immer mehr zu Freiwild, hieß es darin. Die Nettwerk-Betreiber reagierten prompt und löschten den Beitrag. Die Moderatoren der Seite haben auch weiterführende Diskussionen immer wieder entfernt, mit der Begründung, die Diskussion würde nicht sachlich bleiben. Einige Nutzer hatten offenbar fremdenfeindliche Kommentare unter dem Post veröffentlicht."
Zugleich wurde am selben Tag die Welle der Sensations-Meldungen ebenfalls vom 'Kölner Stadt-Anzeiger' losgetreten. Um 13:21 Uhr berichtete das Blatt als erstes über die Ereignisse: "Sexuelle Belästigung in der Silvesternacht – Frauen im Kölner Hauptbahnhof massiv bedrängt". Und schon kurz darauf erhob der 'Kölner Stadt-Anzeiger' Vorwürfe gegen die Polizei, sexuelle Übergriffe in der Silvesternacht zu verharmlosen. Die Polizeiführung habe sich aufgeführt wie ein Verhörter, der nie mehr aussage, als er wirklich müsse, klagte Peter Pauls, Chefredakteur 'Kölner Stadt-Anzeiger' am Mittwoch, 6. Januar 2016. Und nach eigener Aussage wurde ihm schon am 4. Januar, am "Montagabend schlagartig klar, daß die Polizeiführung uns verlädt."
Doch angeblich hatte schon am Samstag, 2. Januar, der "Polizeireporter" des 'Kölner Stadt-Anzeigers' den Anruf eines namentlich nicht genannten "hochrangigen Behörden-Mitarbeiters" erhalten. Dieser habe dem Reporter gebeichtet, die Polizei gehe intern - anders als öffentlich dargestellt - längst von gravierenden Straftaten aus. Mehr als 30 Opfer hätten bereits Anzeige erstattet, man gehe von mehr als 40 Tätern aus. Diese Zahlen galten Anfang Januar 2016 noch als ungewöhnlich hoch.
Die breite Welle der hetzerischen Sensations-Meldungen in vielen Mainstream-Medien schwappte daraufhin ab 4. Januar über Deutschland. Da war dann auch von "1000 Männern" zu lesen, die in der "Kölner Silvesternacht" Frauen "umzingelten, sexuell belästigten und ausgeraubten". Am 9. Januar erschien ein Artikel von Ross Douthat in der 'New York Times', der propagandistisch eine Verbindung zu den "mehr als eine Million" Flüchtlingen, die angeblich im Jahr 2015 nach Deutschland gelangt seien, konstruierte. Douthat forderte darin den Rücktritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Nur so könne Deutschland noch vermeiden, einen zu hohen Preis für Merkels "hochherzige Dummheit" ("high-minded folly") zu bezahlen. Er prangerte die "liebevolle Illusion" ("fond illusion") an, Deutschland könne Absolution für seine früheren Sünden erhalten, indem es in der Gegenwart einen "rücksichtslosen Humanitarismus" praktiziere.
Ebenso erschien auf der Titelseite des 'Wall Street Journal' ein Elaborat über "die" Ereignisse in Köln. Und in der früher einmal als seriös geltende britische BBC war am 7. Januar 2016 in einem tendenziösen Artikel zu lesen, mehr als 100 Frauen und Mädchen hätten über sexuelle Angriffe und Raubüberfälle durch Banden von Männern in Köln in der Silvesternacht berichtet. Tatsächlich jedoch lagen zu diesem Zeitpunkt weniger als 20 Aussagen von namentlich identifizierbaren Betroffenen vor. Auch in diesem BBC-Artikel wurde bereits in einem der ersten drei Sätze ein (unbegründeter) Zusammenhang zum Zustrom ("influx") von mehr als einer Million ("more than a million") "Migranten und Flüchtlingen" konstruiert - diese Zahl stellte sich mittlerweile als Übertreibung heraus. Es ist selten, daß deutsche Themen von angelsächsischen Medien aufgegriffen werden - geschweige denn auf den Titelseiten. Von daher ist auch klar, daß über diese Veröffentlichungen in den Chefredaktionen entschieden wurde.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Woher kommt der Begriff "Gleich-Berechtigung"?
Satire von Martin Buchholz (8.03.19)
147 tote Frauen im Jahr 2017
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für Liberalisierung des Abtreibungsverbots (26.05.18)
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