Stockholm (LiZ). Wölfe sind in der EU streng geschützt - eigentlich. Trotz einer vor dem Europäischen Gerichtshof eingereichten Klage wird es auch in diesem Jahr eine von der schwedischen Regierung zugelassene Jagd auf Wölfe geben. Und dies, obwohl es in Schweden nur knapp 200 Wölfe gibt. Der Grund für die illegal-legale Jagd: die Schafzucht-Lobby.
Bereits bei der erstmals im vergangenen Jahr veranstalteten Wolfsjagd in Schweden (siehe unseren Artikel v. 3.01.10) verurteilte der schwedische Naturschutzverband das angesichts der geringen Zahl von Wölfen groteske Unternehmen. Die Organisation 'Svenska Rovdjursföreningen' sprach von einer "inakzeptablen politischen Dummheit". Doch ungeachtet auch internationaler Proteste wird das Spektakel auf Betreiben schwedischer SchafzüchterInnen dieser Tage wiederholt. Ab dem 15. Januar sind 20 Tiere aus dem Bestand von vermutlich knapp 200 Wölfen zum Abschuß freigegeben. Für das Spektakel haben bereits 3000 JägerInnen eine Lizenz angefragt. Die Wolfsjagd in Schweden widerspricht eindeutig einer EU-Richtlinie. Immerhin droht EU-Umweltkommissar Janez Potocnik nun mit einem Strafverfahren gegen die schwedische Regierung.
Schwedische SchafzüchterInnen und JagdpächterInnen hatten sich immer wieder darüber beschwert, daß Wölfe Schafe, Jagdhund oder auch Haustiere gerissen hätten. Es ist ein offenes Geheimnis, daß JagdpächterInnen den Wolf als Konkurrenten um Elche und Rehe ansehen. So äußerte der Schaf-Farmer und Waldbesitzer Kenneth Holmström wenige Tage vor der Wolfsjagd Anfang 2010 in der Stockholmer Tageszeitung 'Dagens Nyheter' ganz ungeniert: "Der Wolf darf das ganze Jahr Elche jagen, wir nur jeden Herbst ein paar Wochen lang." Und vor wenigen Tagen erklärte der Vorsitzende des Jagdverbandes Kurt Borg: "Schweden soll überhaupt keine Wölfe mehr haben. Die gehören in den Zoo und nicht hierher."
Daß der Schutz des Wolfs auch in Schweden nur auf dem Papier stand, zeigt sich allein schon daran, wann er eingeführt wurde. Anfang der 1960er Jahren galt der Wolf in Schweden als ausgestorben. Ab 1966 war er in Schweden gesetzlich geschützt. Vier Jahrzehnte lang galt dieses bedeutungslose Gesetz - bis zum Januar 2010.
"Der Wolfsbestand benötigt Zeit, um sich genetisch zu stärken. Zumal in einem harten Winter wie diesem," sagt Jenny Brodén, lokale Vorsitzende des Naturschutzverbandes Naturskyddsföreningen. "Die Sterblichkeit ist hoch, und vor März wissen wir nicht, wie groß die Rudel sind." Auch Ann Dahlreus, Generalsekretärin des Verbandes 'Rovdjursföreningen', kritisiert die Abschußpläne: "Der Bestand für viel zu klein, um dies zu rechtfertigen."
Der schwedische "Umwelt"-Minister Andreas Carlgren hat eine Alibi-Aktion angekündigt: Die wenig stabile und durch Inzucht genetisch geschwächte schwedische Wolfspopulation soll in diesem Jahr durch den Import von Wölfen aus Finnland oder Rußland gestärkt werden. Das hatte er schon einmal vor einem Jahr angekündigt - ohne jede Konsequenzen. Zugleich stellte sich Carlgren in diesem wie im vergangenen Jahr hinter den Beschluß der schwedischen Regierung zur Freigabe der Wolfsjagd.
TierschützerInnen haben mittlerweile lautstarken Protest während der Jagd angekündigt. Sie hoffen, so wenigstens einige Wölfe rechtzeitig aufscheuchen zu können.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Kupfer bedroht Kolibri
Konzern-Interessen und die Regierung Ecuadors
(28.12.10)
Nur heiße Luft in Cancún
Keine konkreten Verpflichtungen (12.12.10)
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Vogel des Jahres 2011 (9.10.10)
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zum Abschuß freigegeben (1.10.10)
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