28.02.2015

Kohlekraftwerk Moorburg
"Rot-schwarz-grüner" Klimaschutz?

Kohlekraftwerk Moorburg bei Hamburg
Hamburg (LiZ). Die Pseudo-Grünen hatten 2008 zum Dank für eine Regierungsbeteiligung ihr Wahl­versprechen gebrochen und den Weg für das Kohlekraftwerk Moorburg freigemacht. Doch auch die anderen Parteien haben ihr Möglichstes getan, um entgegen ihren Sonntagsreden dem Konzern Vattenfall den Bau zu ermöglichen.

Unbestreitbar hatte der derzeitige "rote" Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz recht, als er bereits 2011 verkündete: "Ein CDU-Bürgermeister hat es initiiert, eine grüne Senatorin hat es genehmigt und ein SPD-Bürgermeister wird es einweihen." Das nun fertiggestellte Kohlekraftwerk wird im "Normalbetrieb" mehr als acht Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr emittieren - dies entspricht ungefähr den Emissionen des gesamten Hamburger Straßenverkehrs. Es wird daher zu den 25 klimaschädlichsten Kohleanlagen Europas gehören. Drei Milliarden Euro hat Vattenfall in das Kraftwerk mit insgesamt 1.654 Megawatt Leistung investiert. Doch Dank der Energie-Wende, die nicht mehr aufzuhalten ist auch wenn die Parteien-Politik ihr Möglichstes versucht, sind die Gestehungspreise für Strom so weit gesunken, daß dieses Kraftwerk wohl nie rentabel zu betreiben sein wird.

Dennoch erklärt Pieter Wasmuth, Vattenfalls Generalbevoll­mächtigter für Hamburg und Norddeutschland: "Die Erlöse aus dem Stromverkauf sind höher als die Kosten der Stromerzeugung." Ursprünglich wollte Vattenfall 2004 zwei kleinere Kohlekraftwerke bauen - eins in Moorburg und eins im sächsischen Boxberg. Ein in die Jahre gekommenes Wärmekraftwerk in Wedel sollte ersetzt und so der Hamburger Bedarf gedeckt werden. Vattenfall änderte jedoch die Pläne, nachdem der Strom-Konzern und Europas größte Kupferhütte Aurubis ihren Streit um die Energieversorgung beigelegt hatten. Hamburgs damaliger Bürgermeister Ole von Beust befürwortete die Verdoppelung der Kraftwerksleistung in Moorburg und genehmigte 2007 auch einen vorzeitigen Baubeginn. Bevor 2008 die erste "schwarz-grüne" Koalition auf Landesebene die Arbeit aufnahm, hatte die pseudo-grüne Spitzen-Kandidatin im Wahlkampf noch getönt: "Mit uns wird keine Erlaubnis für das Kraftwerk erteilt werden." (Siehe unseren Artikel v. 30.09.08)

Das nun in Betrieb genommene Kohlekraftwerk Moorburg im Süden Hamburgs besteht aus zwei Kraftwerksblöcken mit jeweils 827 Megawatt Leistung. Damit kann es elf Terawattstunden (elf Milliarden Kilowattstunden) Strom im Jahr erzeugen. Das entspricht fast dem Stromverbrauch Hamburgs. Hierfür verbrennt es rund 480 Tonnen Kohle pro Stunde. Dies sind bei voller Last 4,2 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr. Und damit emittiert das Kraftwerk mehr als acht Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr. Die Umweltschutz-Organisation BUND spricht daher von einem ökologischen Desaster. Zuletzt demonstrierten Greenpeace-AktivistInnen in der Nacht von Donnerstag auf Freitag gegen die "Klimazerstörung made in Hamburg" - wie sie in großen Lettern auf den Kühlturm projizierten. In den Sonntags-Reden der Hamburger PolitikerInnen ist jedoch nach wie vor vom "politischen Ziel" die Rede, den CO-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um 80 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.

In einer aktuellen Umfrage sprachen sich über 66 Prozent der Befragten für einen Ausstieg aus der Kohle-Verstromung aus. Ebenfalls zwei Drittel der Befragten sprachen sich gegen neue Tagebaue für den Abbau der Braunkohle aus, wie sie derzeit in Nordrhein-Westfalen sowie in Brandenburg und Sachsen geplant sind (Siehe unsere Artikel v. 7.06.14, v. 2.06.14 und weitere). 18 Prozent verlangen die sofortige Stilllegung aller bestehenden Braunkohletagebaue.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Menschenkette gegen Braunkohle-Abbau
      7.500 TeilnehmerInnen für Energie-Wende (23.08.14)

      China strebt Ausstieg
      aus Kohle-Verstromung an (10.08.14)

      Deutsche Kohlekraftwerke sind führend
      in Europa auf Weg in Klimakatastrophe (22.07.14)

      Gabriel blockiert Energie-Wende
      EEG de facto abgeschafft (27.06.14)

      Braunkohle-Abbau in Brandenburg
      "Wirtschaftlich unsinnig und klimapolitisch fatal" (7.06.14)

      Die Linkspartei und die Braunkohle
      Dialog mit Greenpeace geplatzt (2.06.14)

      Umfrage im Auftrag von Greenpeace:
      79 Prozent in Brandenburg gegen Braunkohle (1.06.14)

      Die Linkspartei und die Braunkohle
      Greenpeace-Disput vorerst ohne Ergebnis (27.05.14)

      Greenpeace stellt Linkspartei
      Glaubwürdigkeit oder Braunkohle (26.05.14)

      Linkspartei für und
      gegen Braunkohle-Abbau? (26.01.14)

      Klimakatastrophe ist Gemeinwohl
      Braunkohle-Abbau triumphiert vor Gericht (17.12.13)

      Rauchzeichen von "Rot-Grün"
      NRW bleibt schwarz (13.12.13)

      Klima: WMO gibt neuen Höchststand
      bei CO bekannt (6.11.13)

      Atom-Ausstieg?
      Ein Vergleich zwischen D und GB (2.11.13)

      Schwarze Kassen bei der "grünen" EnBW?
      Baden-württembergische Staatsanwaltschaft ermittelt
      (28.10.13)

      EU-Kommissar Oettinger manipuliert
      Subventionsbericht zu erneuerbaren Energien (14.10.13)

      Tschechien: Stop der Förderung
      der erneuerbaren Energien -
      Subventionierung der Atomenergie? (15.09.13)

      Erneuerbare Energien - In einer realen Marktwirtschaft
      müßten die Strompreise sinken (12.07.13)

      Pleitewelle rollt weiter
      Solarfirma Conergy insolvent (5.07.13)

      Parteien-Politik sabotiert Solarwärme
      Deutschland im EU-Vergleich auf Platz 6 (27.06.13)

      Mehrheit in Polen gegen AKW
      Trotz erfolgloser Propaganda bleibt Regierung
      auf Atom-Kurs (19.04.13)

      Jährlich 3.100 Tote
      durch deutsche Kohlekraftwerke (3.04.13)

      Dem deutschen Wald geht es schlechter
      als in den 1980er-Jahren (4.02.13)

      Braunkohle-Protest in Brandenburg
      Sternmarsch gegen "rot-rote" Energiepolitik (6.01.13)

      Erfolg für Klimarettung
      Kohlekraftwerks-Projekt Staudinger gestoppt (13.11.12)

      Strompreiserhöhungen wegen Energie-Wende?
      Zur Zeit werden Lügen verbreitet (09.11.12)

      Bundesregierung bremst
      Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)

      BUND: "Energie-Wende erfordert Effizienz-Verbesserung"
      7-Punkte-Programm vorgelegt (15.03.12)

      Trotz Kälte
      kein Strommangel in Deutschland (3.02.12)

      Steuergelder für CO-Schleudern
      Kohlekraftwerke weiterhin subventioniert (14.07.11)

      Vattenfall plant Abbaggerung von Dörfern
      Sternmarsch gegen Braunkohle-Abbau (2.01.11)

      Greenpeace deckt auf:
      Deutsche Kohle-Subvention mit jährlich 13 Milliarden Euro
      (4.06.10)

      Protestaktion bei Radrennen
      MIBRAG plant Braunkohlekraftwerk Profen (23.05.10)

      Stop
      für Kohlekraftwerks-Projekt Düsseldorf (26.04.10)

      Brandenburg: Linkspartei fällt um
      Platzeck darf weiter klimaschädliche Braunkohle verstromen
      (19.10.09)

      Stop für Kohlekraftwerk Mainz
      Klimakiller mit Finanzierungsproblemen (29.09.09)

      Bau des Kohlekraftwerks Datteln gestoppt
      Gericht erkennt erstmals Klimaschutz als Argument
      (24.09.09)

      Aus für Kohlekraftwerk Kiel
      Als Ersatz soll ein Gaskraftwerk gebaut werden (15.07.09)

      Freispruch für Robin-Wood-AktivistInnen
      Kletteraktion gegen neuen Kohlekraftwerksblock
      kein Hausfriedensbruch (25.06.09)

      Demo gegen Kohlekraftwerk Mainz
      4000 gegen Klimakiller und für Erneuerbare Energien
      (24.05.09)

      Protest gegen geplantes Kohlekraftwerk
      5000 in Emden (18.05.09)

      Hamburger Pseudo-Grüne machen Weg frei
      für Kohlekraftwerk Moorburg
      Wahlversprechen wie vorhersehbar gebrochen (30.09.08)

      6000 Menschen gegen die Kohlekraftwerkspläne
      Staudinger in Hessen und Jänschwalde in Brandenburg
      (13.09.08)

      Neues Mainzer Kohlekraftwerk stößt auf Ablehnung
      Wiesbadener Stadtparlament votiert dagegen (18.03.08)

      Klima-Protest in Karlsruhe
      Robin-Wood-Aktion gegen Ausbau
      des EnBW-Kohlekraftwerks (25.02.08)

      BI gegen neues Kohlekraftwerk in Lubmin
      BürgerInnen kämpfen für Klimaschutz (13.02.08)

      7 Kohlekraftwerke in 6 Monaten verhindert
      BürgerInnen kämpfen für Klimaschutz (7.02.08)

      Neues Kohlekraftwerk scheitert
      an Widerstand der BürgerInnen
      RWE im saarländischen Ensdorf gestoppt (26.11.07)

      Vattenfall zerstört Lacoma
      (28.09.07)

      Anstieg beim Kohlendioxidausstoß
      Seit Jahren nur leere Versprechen (2.04.07)