27.11.2015

Braunkohle-Abbau zerstört Natur
"Geschütztes" Wiesengebiet fällt trocken

Braunkohle-Bagger - Foto: Grüne Liga
Potsdam (LiZ). Der Braunkohle-Tagebau Jänschwalde im Bundesland Brandenburg verursacht ein Austrocknen des europäischen Schutzgebietes Laßzinswiesen bei Peitz. Der permanente Grundwasser-Entzug wird durch ein offizielles Monitoring bestätigt. Wie schon bei der Vernichtung von "geschützten" Beständen der Rotbauchunke werden die Behörden auch hier nicht gegen den Konzern Vattenfall aktiv.

Um die oberflächennah vorkommende Braunkohle abbaggern zu können, muß massiv Grundwasser abgepumpt werden. Allein im Tagebau Welzow Süd handelt es sich um eine Menge von täglich 300 Millionen Kubikmeter. Dadurch fallen Bäche und Feuchtgebiete im Umfeld des Abbaugebiets trocken, die dann zum Teil künstlich bewässert werden. Zudem verändert sich die Bodenstruktur und es kommt zu weiträumigen Bodensetzungen teilweise bis in Entfernungen von 15 bis 20 Kilometern.

Nach einer Akteneinsicht forderte der Umwelt-Verband 'Grüne Liga Brandenburg' gestern das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) auf, nach dem Umweltschadensgesetz gegen die weitere Zerstörung der Laßzinswiesen tätig zu werden. "Der von Vattenfall selbst bei den Behörden eingereichte Monitoring-Bericht belegt eine drastische Verschlechterung des Gebietszustandes. Die bisherigen Schutzmaßnahmen haben sich als unzureichend erwiesen. Das Bergamt ist deshalb verpflichtet, Vattenfall weitere Maßnahmen gegen die Austrocknung des Gebiets aufzuerlegen," sagte René Schuster von der'Grünen Liga'.

Die Jänschwalder Laßzinswiesen stehen - auf dem Papier - unter europäischem Schutz sowohl nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als auch als Teil eines Vogelschutzgebietes. Der Tagebau-Betreiber ist durch Auflagen verpflichtet, jährlich Erhebungen zur Vegetation und verschiedenen Tiergruppen durchzuführen. Allerdings zeigt sich seit Jahren ein Trend zur Austrocknung in den Bereichen des Kerngebietes, die näher am Tagebau Jänschwalde liegen. Der geschützte Feuchtwiesen-Charakter wird großflächig zerstört und damit der Lebensraum zahlreicher feuchteliebender Tier- und Pflanzenarten vernichtet.

Anders als nach Osten zur Neiße wurde im Westen des Tagebaues Jänschwalde keine unterirdische Dichtwand errichtet. Die stattdessen angeblich zum Schutz der Laßzinswiesen durchgeführte Wasser-Einleitung und Infiltration erwies sich bereits 2008 als unzureichend, so daß das LBGR 2009 eine zusätzlichen Wasser-Einleitung anordnete. Auch dies hat jedoch das pro forma verkündete Ziel, die "flurnahen Grundwasserstände während des Vorbeischwenkens des Tagebaues Jänschwalde" zu sichern und den Charakter des Gebiets zu erhalten, nicht erreicht. Offensichtlich kann nur der - deutlich teurere - Einbau einer unterirdischen Dichtwand oder ein Stop des Braunkohle-Abbaus die weitere Natur-Zerstörung verhindern.

Seit 1962 erfolgt der Braunkohle-Tagebau im Lausitzer Braunkohle-Revier an der Grenze der Bundesländer Brandenburg und Sachsen auf einer Fläche von 90 Quadratkilometern. Bis heute wurden 136 Ortschaften vernichtet und einmalige Naturlandschaften gingen für immer verloren.

Braunkohle-Revier Lausitz mit Tagebauen und Kraftwerken - Grafik: Mildmr / R.N.

Vom Aussterben bedrohte Arten wie etwa die Rotbauchunke werden in der Lausitz unter Beihilfe der Parteien-Politik durch den Braunkohle-Abbau ausgelöscht (Siehe unsere Artikel hierzu). Zugleich sabotiert in Baden-Württemberg eine "grün-roten" Landesregierung den Ausbau der Windkraft, indem sie der Schutz des Rotmilans vorschiebt.

Die Auswirkungen der Braunkohle-Verstromung auf das Klima sind katastrophal. Allein die Emissionen aus deutschen Braunkohle-Kraftwerken kosten die Gesellschaft gut 13 Milliarden Euro pro Jahr (Siehe unseren Artikel v. 4.06.10). Die drei Braunkohle-Kraftwerke im Lausitzer Revier - Jänschwalde: 1.200 Gramm CO pro Kilowattstunde - Boxberg: 1.100 Gramm CO pro Kilowattstunde - Schwarze Pumpe: 1.000 Gramm CO pro Kilowattstunde - emittieren zusammen pro Jahr rund 50 Millionen Tonnen CO. Bei der "Sanierung" der durch den Braunkohle-Abbau entstandenen Mondlandschaften werden - etwa in Brandenburg - die Gruben mit Wasser gefüllt und hübsch anzusehende Seen zurückgelassen, die allerdings so stark übersäuert sind, daß darin kein Fisch überlebt.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Greenpeace-Studie zu Kosten der Braunkohle:
      15 Milliarden Euro pro Jahr (11.11.15)

      Gabriel spendiert
      zusätzliche Subventionen (4.11.15)

      Witz der Woche / Karikatur von Samy
      Gabriel, der Moses auf dem Scherbenhaufen (4.11.15)

      RWE an Schulen?
      Lobbycontrol protestiert (2.11.15)

      Für nur 5 Cent: 90 Prozent Reduktion
      der CO-Emissionen bis 2050 (19.10.15)

      Gabriel zerstört Solar-Fabrik
      Sabotage an Energie-Wende vernichtet
      hunderttausende Arbeitsplätze (17.06.15)

      Schwarze Demo in Berlin
      für Treibhaus-Effekt und Kohle-Engel Gabriel (25.04.15)

      Sabotage an der Energie-Wende
      Bürgerschaftliches Engagement sinkt (2.03.15)

      Kohlekraftwerk Moorburg
      "Rot-schwarz-grüner" Klimaschutz? (28.02.15)

      Anti-Arbeitsplatz-Minister Gabriel:
      30.000 Jobs durch EEG-Sabotage vernichtet (25.10.14)

      Menschenkette gegen Braunkohle-Abbau
      7.500 TeilnehmerInnen für Energie-Wende (23.08.14)

      China strebt Ausstieg
      aus Kohle-Verstromung an (10.08.14)

      Deutsche Kohlekraftwerke sind führend
      in Europa auf Weg in Klimakatastrophe (22.07.14)

      Gabriel blockiert Energie-Wende
      EEG de facto abgeschafft (27.06.14)

      Braunkohle-Abbau in Brandenburg
      "Wirtschaftlich unsinnig und klimapolitisch fatal" (7.06.14)

      Die Linkspartei und die Braunkohle
      Dialog mit Greenpeace geplatzt (2.06.14)

      Umfrage im Auftrag von Greenpeace:
      79 Prozent in Brandenburg gegen Braunkohle (1.06.14)

      Die Linkspartei und die Braunkohle
      Greenpeace-Disput vorerst ohne Ergebnis (27.05.14)

      Greenpeace stellt Linkspartei
      Glaubwürdigkeit oder Braunkohle (26.05.14)

      Linkspartei für und
      gegen Braunkohle-Abbau? (26.01.14)

      Klimakatastrophe ist Gemeinwohl
      Braunkohle-Abbau triumphiert vor Gericht (17.12.13)

      Rauchzeichen von "Rot-Grün"
      NRW bleibt schwarz (13.12.13)

      Klima: WMO gibt neuen Höchststand
      bei CO bekannt (6.11.13)

      Schwarze Kassen bei der "grünen" EnBW?
      Baden-württembergische Staatsanwaltschaft ermittelt (28.10.13)

      EU-Kommissar Oettinger manipuliert
      Subventionsbericht zu erneuerbaren Energien (14.10.13)

      Erneuerbare Energien - In einer realen Marktwirtschaft
      müßten die Strompreise sinken (12.07.13)

      Jährlich 3.100 Tote
      durch deutsche Kohlekraftwerke (3.04.13)

      Braunkohle-Protest in Brandenburg
      Sternmarsch gegen "rot-rote" Energiepolitik (6.01.13)

      Erfolg für Klimarettung
      Kohlekraftwerks-Projekt Staudinger gestoppt (13.11.12)

      Strompreiserhöhungen wegen Energie-Wende?
      Zur Zeit werden Lügen verbreitet (09.11.12)

      Steuergelder für CO-Schleudern
      Kohlekraftwerke weiterhin subventioniert (14.07.11)

      Vattenfall plant Abbaggerung von Dörfern
      Sternmarsch gegen Braunkohle-Abbau (2.01.11)

      Greenpeace deckt auf:
      Deutsche Kohle-Subvention mit jährlich 13 Milliarden Euro (4.06.10)

      Protestaktion bei Radrennen
      MIBRAG plant Braunkohlekraftwerk Profen (23.05.10)

      Stop
      für Kohlekraftwerks-Projekt Düsseldorf (26.04.10)

      Brandenburg: Linkspartei fällt um
      Platzeck darf weiter klimaschädliche Braunkohle verstromen
      (19.10.09)

      Stop für Kohlekraftwerk Mainz
      Klimakiller mit Finanzierungsproblemen (29.09.09)

      Bau des Kohlekraftwerks Datteln gestoppt
      Gericht erkennt erstmals Klimaschutz als Argument (24.09.09)

      Aus für Kohlekraftwerk Kiel
      Als Ersatz soll ein Gaskraftwerk gebaut werden (15.07.09)

      Freispruch für Robin-Wood-AktivistInnen
      Kletteraktion gegen neuen Kohlekraftwerksblock
      kein Hausfriedensbruch (25.06.09)

      Demo gegen Kohlekraftwerk Mainz
      4000 gegen Klimakiller und für Erneuerbare Energien (24.05.09)

      Protest gegen geplantes Kohlekraftwerk
      5000 in Emden (18.05.09)

      Hamburger Pseudo-Grüne machen Weg frei
      für Kohlekraftwerk Moorburg
      Wahlversprechen wie vorhersehbar gebrochen (30.09.08)

      6000 Menschen gegen die Kohlekraftwerkspläne
      Staudinger in Hessen und Jänschwalde in Brandenburg (13.09.08)

      Neues Mainzer Kohlekraftwerk stößt auf Ablehnung
      Wiesbadener Stadtparlament votiert dagegen (18.03.08)

      Klima-Protest in Karlsruhe
      Robin-Wood-Aktion gegen Ausbau des EnBW-Kohlekraftwerks
      (25.02.08)

      BI gegen neues Kohlekraftwerk in Lubmin
      BürgerInnen kämpfen für Klimaschutz (13.02.08)

      7 Kohlekraftwerke in 6 Monaten verhindert
      BürgerInnen kämpfen für Klimaschutz (7.02.08)

      Neues Kohlekraftwerk scheitert an Widerstand der BürgerInnen
      RWE im saarländischen Ensdorf gestoppt (26.11.07)

      Vattenfall zerstört Lacoma
      (28.09.07)

      Vattenfall beginnt Kahlschlag in Lacoma (27.09.07)

      Vattenfall und Platzeck mit Kurs in die Klimakatastrophe
      Morgen Räumung der Baumbesetzung? (26.09.07)

      'Robin-Wood'-BaumbesetzerInnen in Lacoma
      rechnen mit baldiger Räumung durch die Polizei (25.09.07)

      Lacoma: Fünf Tage Baumbesetzung durch 'Robin Wood'
      (21.09.07)

      Lacoma-Skandal führt zu
      breiter Front gegen Vattenfall und Platzeck (19.09.07)

      Vattenfall will mit der Abbaggerung
      der Lacomaer Teichlandschaft beginnen / 'Robin Wood' protestiert
      auf Bäumen und vor Schwedens Reichstag (18.09.07)

      Baumbesetzung gegen Klimakiller Vattenfall
      Der Kampf um Lacoma ist noch nicht beendet (17.09.07)

      Lacoma-Skandal weckt Brandenburgs Bauernbund
      Weiteres Mitglied des Verbands
      für den Ausstieg aus der Braumkohle (15.09.07)

      Trotz Lacoma-Skandal läßt Platzeck
      den Braunkohle-Abbau ausweiten
      Brandenburg an vorderster Klima-Front (14.09.07)

      Vattenfall und die Rotbauchunke
      Der Energie-Konzern betreibt weiter Naturzerstörung
      für Braunkohlenbergbau (5.09.07)

      Vattenfall zerstört Umwelt mit verbrecherischer Rücksichtslosigkeit
      (29.08.07)

      Vattenfall betreibt weiter Naturzerstörung für Braunkohlenbergbau
      (20.08.07)

      Beschleunigtes Amphibiensterben
      Ein Drittel aller Amphibien vom Aussterben bedroht (8.03.07)

      Terror von Vattenfall in der Lausitz (19.03.05)

      Vattenfall-Braunkohle frißt Natur und Dörfer
      Ausweitung des Tagebaus in der Lausitz
      bedroht weitere Dörfer bei Cottbus (28.02.05)

     Vattenfall in Lacoma von Polizei gestoppt (11.12.04)

      Lacoma. Häuserübergabe verweigert (4.12.04)

      Horno. Energie-Konzern sprengt Kirche (1.12.04)

      Betrugsvorwürfe gegen Vattenfall (17.06.04)

      Lacoma: Klage gegen Vattenfall eingereicht (7.06.04)

      Lausitzer Teichlandschaft wird weiter zerstört (2.06.04)

      Anstieg beim Kohlendioxidausstoß
      Seit Jahren nur leere Versprechen (2.04.07)

      Hungerstreik für Lacoma (19.03.04)

      Hungerstreik, Räumung und Abrisse in Lacoma (23.02.04)

      Robin-Wood-Aktion für Lacoma (21.12.03)

      Lacoma: Abriß begonnen (18.10.03)

      Lacoma und Rotbauchunke kämpfen (12.10.03)

      Lacoma und Rotbauchunke weiterhin bedroht (15.08.03)

      Energie-Multi gegen Lacoma und Rotbauchunke (9.08.03)