RWE an Schulen?
Lobbycontrol protestiert
Essen (LiZ). Der Atom- und Kohle-Strom-Konzern RWE hat sich mit kostenlosen Angeboten an Schulen eingeschlichen. Um ein positives Image zu schaffen, instrumentalisiere der Konzern - so die Kritik von Lobbycontrol - die SchülerInnen. Der Verein sammelt nun Unterschriften unter dem Motto "Schulverweis für RWE".
RWE verdient unter anderem Millionen mit der besonders klimaschädlichen Braunkohle und vernichtet ganze Landschaften und Dörfer in der Region Garzweiler. Mit kostenlosen Frühstücks-Dosen für ErstklässlerInnen bis hin zu "Schul-Kooperationen" und fragwürdigem Unterrichtsmaterial betreiben Konzerne Schleichwerbung an Schulen. Erst vor wenigen Monaten hatte die Organisation Lobbycontrol aufgedeckt, daß ExxonMobil in Niedersachsen an Schulen versuchte, die Akzeptanz von Erdgasgewinnung zu steigern. Mit öffentlichem Druck konnte Lobbycontrol einen Stop dieser Aktivitäten von ExxonMobil in Niedersachsen erreichen.
Nun kam zutage, daß RWE unter dem Deckmantel der Bildungsförderung auch in Nordrhein-Westfalen Vereinbarungen mit zwei Schulen getroffen hat. Mit solchen "Schul-Kooperationen" strebt der Konzern nach Einschätzung von Lobbycontrol eine Verbesserung seines Images an. Auch lokale Medien lassen sich dabei kostenlos für die Zwecke von RWE einspannen. So fand sich dort im redaktionellen Teil die scheinbar unverfängliche Nachricht: "RWE will mit dieser Aktion einen ersten Anstoß für eine gesunde Ernährung geben."
In einer Stellungnahme von Lobbycontrol heißt es:
"Schulen sind ein besonders schützenswerter Raum. Sie mißbrauchen diesen Raum für Ihre Geschäftsinteressen. Unter dem Deckmantel von Bildungsförderung zielen Ihre Aktivitäten darauf ab, gesellschaftliche Proteste zu beschwichtigen und kontroverse Diskussionen über die Zukunft der Braunkohle zu Ihren Gunsten zu beeinflussen. Mit dieser Instrumentalisierung von Schulen untergraben Sie öffentliche Bildungsziele wie eigenständige Meinungsbildung und Kritikfähigkeit. Daher fordern wir Sie auf: Stellen Sie diese Form von Lobbyarbeit ein! Unterlassen Sie die Einflussnahme auf Schülerinnen und Schüler!"
Unter einen gleichlautenden Aufruf konnte Lobbycontrol bereits über 5000 Unterschriften sammeln (www.lobbycontrol.de).
Lobbyismus an Schulen stellt keine Ausnahme dar, sondern ist bereits gängige Praxis. Vor allem Energie- und Nahrungsmittel-Konzerne bedienen sich "Kooperationen" mit Schulen, um ihrer Produkte effektiver zu vermarkten und ihr Ansehen in der Gesellschaft zu stärken. Dabei wird zum Beispiel mit kostenlosen Werbegeschenken, Unterrichtsmaterialien und Wettbewerben die Bekanntheit der Marke erweitert und positiv geprägt, sowie die Meinung der SchülerInnen unterschwellig beeinflußt. Auch RWE vermittelt in seinen Unterrichts-Materialien klare Botschaften. Im Zusammenhang mit durch Kohleabbau bedingten Umsiedlungen lesen die Schülerinnen und Schüler da etwa den Text einer fiktive Schülerin, die über die Vorteile ihres Umzugs berichtet.
Für einen Konzern wie RWE stellen "Schul-Kooperationen" eine besonders kostengünstige Form von Werbung dar. So stellt RWE beispielsweise bei einem Schul-Staffellauf Siegprämien von 50 bis 250 Euro zur Verfügung. Und die unübersehbaren RWE-Logos prägen bei SchülerInnen und BesucherInnen der Sportveranstaltung das Image von RWE als vermeintlich großzügigem Sponsor.
Bei den Aktivitäten von Unternehmen oder auch der Bundeswehr an Schulen geht es sowohl um inhaltliche Einflußnahme als auch um die Verbesserung des eigenen Rufes. Lobbycontrol betrachtet diese Meinungsmache als Teil einer "erweiterten Lobbyarbeit". Im Englischen wird die langfristige Einflußnahme auf Einstellungen und Stimmungen in der Gesellschaft auch als 'deep lobbying' bezeichnet.
Lobbycontrol kritisiert den Lobbyismus an Schulen mit folgenden Argumenten:
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Leisten können sich diese Formen der Einflussnahme nur besonders finanzstarke Akteure. Wer nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügt, dessen Botschaft droht unterzugehen.
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Durch Intransparenz und manipulative Methoden ist Lobbyismus an Schulen schwer zu erkennen. Die Gefahr ist daher groß, dass in diesen Fällen die Lerninhalte einseitig werden.
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Die Instrumentalisierung der Schulen ist nicht mit Bildungszielen wie eigenständiger Meinungsbildung und Kritikfähigkeit vereinbar.
Anmerkungen
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