Lübeck (LiZ). Eine Greenpeace-Recherche zeigt auf, daß Holz aus nordischen Wäldern für die Herstellung von Einwegverpackungen in den Supermärkten der EU verwendet wird. Greenpeace-AktivistInnen protestieren gegen das Verladen von Papierrollen im Hafen von Lübeck.
Gegen die Zerstörung der letzten europäischen Urwälder und für ein lückenloses EU-Gesetz zum weltweiten Waldschutz demonstrierten 33 Greenpeace-AktivistInnen im Lübecker Hafen. Zu Beginn setzten sie hierbei auch drei Schlauchboote ein. Bei Sonnenaufgang erreichten sie so den Frachter 'Thuleland' im Hafen von Lübeck. Das Schiff war in den vergangenen Tagen zwischen Skandinavien und Deutschland unterwegs. Nun sollten große Mengen Papierrollen des finnische Holz-Konzerns Metsä entladen werden.
"Das Schiff und die Metsä Group stehen stellvertretend für die Ausbeutung der Natur und eine Politik, die immer noch wirtschaftliche Interessen über jene von Klima und Umwelt stellt", erklärt Matti Liimatainen von Greenpeace Finnland. Eine Analyse der Lieferketten des finnischen Forstunternehmens durch Greenpeace Finnland zeigt auf, daß auch in finnischen Urwäldern eingeschlagen wird. "In den nördlichen europäischen Ländern werden riesige Waldflächen kahl geschlagen, insbesondere in Finnland", erklärt Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace Deutschland.
Am Ende kann also auch Holz aus Urwäldern, deren Anteil an der Waldfläche in der EU inzwischen unter drei Prozent liegt, als Verpackungen in europäischen Supermarktregalen oder als Paket bei der Post landen. "Die Dokumentation unserer finnischen Kolleginnen und Kollegen zeigt wieder einmal, daß es dringend bessere politische Rahmenbedingungen braucht, die verhindern, daß Produkte aus Kahlschlags-Forstwirtschaft auf dem EU-Binnenmarkt landen", erläutert Jürgens.
Eine solche Rahmenbedingung sollte naturnahe Waldwirtschaft fördern und Kahlschläge verhindern. Letztere sind in Finnland, aber auch in vielen anderen Ländern, immer noch an der Tagesordnung. Doch wenn es nach der finnischen Regierung unter der seit dem 10. Dezember 2019 amtierenden und dauergrinsenden 36-jährigen Ministerpräsidentin Sanna Marin geht, soll sich daran auch nichts ändern. Sanna Marin durchlief übrigens ebenso wie Annalena Baerbock die US-amerikanischen Interessen dienende Kader-Schmide 'Young Global Leader'.
Die Hoffnung von Greenpeace richtet sich ausgerechnet auf die Europäische Union. Am 9. November verhandeln die EU-Mitgliedstaaten mit EU-Parlament und EU-Kommission erneut über den finalen Text eines Gesetzes, das angeblich die Wälder schützen soll. Auf den EU-Binnenmarkt sollen - falls den Versprechungen zu tauen ist - nur noch Produkte gelangen, die nachweislich nicht zur Zerstörung oder Schädigung von Wäldern beigetragen haben. Und hinter der Schädigung von Wäldern verbirgt sich auch die Art und Weise, wie Wälder bewirtschaftet werden. Gegen ein die Wälder effektiv schützendes Gesetz sträubt sich insbesondere die finnische Regierung. Gesche Jürgens, Waldexpertin von Greenpeace Deutschland, äußert eine sehr gewagte Hoffnung: Ausgerechnet die pseudo-grüne Atom- und "Umwelt"-Ministerin Steffi Lemke und der pseudo-grüne Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sollen sich für ein effektives Gesetzt zum Schutz der Wälder einsetzen. Cem Özdemir erhielt übrigens ebenso wie Sanna Marin und Annalena Baerbock den "transatlantischen" Schliff in der Kader-Schmiede 'Young Global Leader'.
Es stellt sich die Frage, ob PolitikerInnen, die in Deutschland die vor der Wahl versprochene Beschleunigung der Energie-Wende seit Monaten blockieren, sich auf EU-Ebene für Klimaschutz engagieren werden. Denn die Kahlschläge in finnischen Wäldern treiben die Erderwärmung an.
Schweden und Finnland verfügen über die größten Waldflächen in der EU. Aber nur 8,8 Prozent der gesamten schwedischen Waldfläche sind formell geschützt. In Finnland stehen etwas mehr als 6 Prozent der Waldfläche unter strengem Schutz. Diese Blockade-Haltung hat letztendlich dazu geführt, daß inzwischen mehr Bäume gefällt werden als nachwachsen können. Und das hat verheerende Konsequenzen: Bis zum Jahr 2021 haben diese Wälder mehr CO₂ aufgenommen als abgegeben. Doch wegen des massiven Holzeinschlags sind sie heute sogar eine Emissionsquelle. Und das könnte noch schlimmer werden, denn: Der finnische Holz-Konzern Metsä macht den größten Umsatz in Finnland und Deutschland und will weiter expandieren. Metsä plant die Vergrößerung einer Zellstoff-Fabrik im nordfinnischen Kemi. Dies erhöht den Druck auf die verbliebenen Wälder des Landes noch weiter. Beliefert hat Metsä in Deutschland auch die STI Group und die IGEPA Group. Sie verarbeiten die Zellstoffprodukte unter anderem zu Verpackungen.
"Waldschutz ist ein internationales Projekt, eine internationale Verantwortung, denn die EU ist nach China leider die größte Abnehmerin von Produkten, für die Wälder zerstört werden", sagt Gesche Jürgens." Zugleich meint sie allerdings, die Parteien-Politik werde Verantwortung übernehmen und für ein effektives Waldschutz-Gesetz sorgen.
Eine erfolgversprechende Perspektive liegt darin, entsprechend den gewaltfreien Aktionen von 'Ende Gelände', die sich mit Massen-Blockaden gegen den Kohleabbau in Deutschland richten, auch gegen die Vernichtung der Wälder und die damit angeheizte Klima-Veränderung anzukämpfen. Auch jede und jeder Einzelne kann im privaten Umfeld und beim eigenen Konsum etwas bewirken: Zum Beispiel weniger online bestellen, um Kartons zu sparen oder unverpackt einkaufen. Denn diese Produkte waren einmal Wälder und landen häufig nach einmaligem Gebrauch einfach im Müll. Das ist Verschwendung auf Kosten der Wälder, des Klimas und unseres Planeten.
Anmerkungen
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