Atom-Müll aus KFZ Jülich
soll in die USA
Aachen (LiZ). Die Regierungen des Bundes und des Landes NRW machen offenbar Druck, daß der Atom-Müll des ehemaligen Kernforschungszentrums Jülich in die USA geschafft wird. Dies könnte ein Präjudiz für zukünftige Atom-Müll-Transporte schaffen und eine Schein-Lösung des "Endlager"-Problems ermöglichen.
Im vergangenen Jahr war ein geplanter CASTOR-Transport aus Jülich ins Zwischenlager Ahaus an Demonstrationen und massiven Protesten gescheitert. VertreterInnen der Bundesregierung und Landesregierung Nordrhein-Westfalen forderten nun bei einer Aufsichtsratssitzung des Forschungszentrums Jülich (ehemals: Kernforschungszentrum Jülich), "alle erforderlichen Maßnahmen zu treffen, um eine Verlagerung der AVR-Brennelemente in die USA zu ermöglichen“. Beim AVR handelt es sich um den Kugelhaufen-Forschungs-Reaktor, der von 1967 bis 1988 in Betrieb war. Dieser sollte der Entwicklung des gasmoderierten Hochtemperatur-Reaktors (THTR Hamm-Uentrop) dienen (siehe auch unsere Artikel v. 14.11.12 und v. 3.04.11). Neben sogenannten Drittmitteln aus der Privatwirtschaft finanziert sich das Forschungszentrum Jülich aus Steuermitteln mit einem Anteil von 90 Prozent vom Bund und von 10 Prozent vom Land NRW.
Das Bundesforschungsministerium in Berlin bestätigte, daß eine Entscheidung über einen CASTOR-Transport von Jülich in die USA bis Ende 2013 fallen soll. Auch die "rot-grüne" Landesregierung unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft trägt diese Politik, die von Seiten der Anti-Atom-Bewegung heftig kritisiert wird, mit. Aus der Sicht der UmweltschützerInnen stellt sich die Frage, wozu das Verschieben des Atom-Mülls dienen soll, solange weltweit kein "Endlager" existiert. Mit den CASTOR-Transporten würden so nur unnötig Risiken eingegangen. Seltsamer Weise hatte die "rot-grüne" Landesregierung die Absage der - so wörtlich - "überflüssigen, gefährlichen und für das Land mit hohen Kosten verbundenen Transporte quer durch NRW in das Zwischenlager Ahaus" im November vergangenen Jahres ausdrücklich begrüßt, befürwortet jedoch zugleich den CASTOR-Transport quer durch Europa mit Schiff oder Flugzeug und über den Atlantik in die USA. Das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium erklärte, es gebe hierüber Gespräche mit dem US-Energieministerium.
Der Atom-Müll in 152 CASTOR-Behältern befindet sich derzeit in Jülich in einem völlig unzureichenden Lager, das - wie sämtliche Zwischenlager für Atom-Müll in Deutschland gegen Flugzeugabstürze nicht ausreichend gesichert ist. Die Genehmigung des Zwischenlagers in Jülich läuft zum 30. Juni aus. Für einen Umbau nach neuem Stand ist der Platz nach Expertenmeinung zu knapp. Bereits vor einigen Jahren wurde deshalb die Verlegung ins 175 Kilometer entfernte Zwischenlager Ahaus beantragt.
Auch von Seiten der US-Regierung besteht ein gewisses Interesse, den Atom-Müll zu übernehmen, denn dieser enthält - anders als im Falle von abgebrannten Brennelementen aus Druckwasser- oder Siedewasser-Reaktoren - spaltbares Material, das waffentauglich ist. Im Falle des Forschungs-Reaktors FRM 2 in Garching hatte die US-Regierung vor dem Hintergrund von Non-Proliferationsabkommen sogar lange Zeit versucht, dessen Bau zu verhindern (siehe unseren Artikel v. 9.09.08). Und so ist sie offenbar auch heute der Ansicht, daß Material zum Bau der Atombombe in ihren Händen am sichersten sei.
Faktisch würde jedoch mit einem Atom-Müll-Transport in die USA ein präjudizierender Fall geschaffen, der bisherige Aussagen, "deutscher Atommüll" werde in Deutschland gelagert, über den Haufen wirft. Noch zu Anfang des Jahres hatte Bundes-Atom-Minister Peter Altmaier beteuert, in seiner Amtszeit werde es keinen Export von Atommüll ins Ausland geben: "Das ist der größte Unsinn, den ich jemals gehört habe" (siehe unseren Artikel v. 4.01.13).
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Atommüll-Zug in Südfrankreich entgleist
Ziel möglicherweise Deutschland (22.01.13)
"Schwarz-Gelb" schafft Grundlage für Atommüll-Export
AtomkraftgegnerInnen kritisieren Dammbruch (4.01.13)
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Forschungs-Reaktor Jülich
Wohin mit dem Atom-Müll? (14.11.12)
Bau-Stop in Gorleben
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Das Ende des Atomenergie-Zeitalters (30.07.12)
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