Basel (LiZ). Greenpeace Schweiz hat an zwei Standorten in Basel und einem Standort in Muttenz Gen-Raps entdeckt. In der Schweiz ist es verboten, genmanipulierte Pflanzen freizu- setzen. Auch die Einfuhr als Lebens- oder Futtermittel ist untersagt. Sechs Greenpeace-AktivistInnen sind seit heute Morgen dabei, die Pflanzen einzusammeln und werden sie in den kommenden Stunden bei den zuständigen Behörden abliefern.
In Kleinhüningen, Basel-St.Johann und Muttenz wachsen verwilderte Gen-Rapspflanzen. Es handelt sich um die herbizidresistente Sorte GT73 des US-Konzerns Monsanto. Greenpeace führte mit dem Öko-Büro Biome an verschiedenen Orten der Nordschweiz Tests durch. Von 136 getesteten Pflanzen an den drei Standorten stellten sich 29 als genmanipuliert heraus.
Offenbar hatte ein warnender Aufruf, den Greenpeace im vergangenen Dezember nach mehreren Funden von Gen-Pflanzen in der Schweiz an die Behörden richtete, wenig Resonanz gezeigt. Greenpeace vermutet, daß die jetzt entdeckten Gen-Rapspflanzen beim Entladen von Güterzügen oder von Container-Schiffen, die über den Rhein nach Basel gelangten, verstreut wurden (Siehe auch unseren Artikel vom 21.12.11).
Sechs Greenpeace-AktivistInnen haben heute Morgen begonnen, die Gen-Pflanzen einzusammeln und werden sie in den kommenden Stunden dem für Biosicherheitsfragen zuständigen Kantonalen Laboratorium Basel-Stadt sowie dem Sicherheitsinspektorat des Kantonalen Umweltamtes Baselland übergeben.
Noch bis Ende November 2013 gilt das - bereits einmal um zehn Jahre verlängerte - Moratorium für den Anbau genmanipulierter Pflanzen in der Schweiz. Allenfalls zu Forschungszwecken dürfen Gen-Pflanzen nach einer behördlichen Genehmigung auf Versuchsfeldern freigesetzt werden. Doch die jetzt entdeckten Gen-Rapspflanzen sind offensichtlich nicht etwa unvorsichtigen Forschungs-Instituten anzulasten.
Greenpeace Schweiz warnte schon im vergangenen Dezember davor, daß sich gerade Raps sehr schnell verbreitet. Einmal im Freiland, sind Genraps-Pflanzen sehr schwer oder gar nicht mehr aus der Umwelt zu entfernen. Gen-Raps wird in den USA und Kanada großflächig angebaut. Als Folge davon ist dort ein gentechnik-freier Raps-Anbau fast völlig unmöglich geworden. Ursächlich ist zum einen die weit verbreitete Gen-Kontamination von Feldern und Ernten, zum anderen die Konzentration im Saatgutmarkt. Einige wenige Gentechnik-Konzerne diktieren in Nordamerika das Saatgutangebot und so wird kaum mehr gentechik-freies Saatgut auf dem Markt angeboten.
Nach wie vor fehlen langfristige unabhängige Untersuchungen über mögliche Gesundheitsauswirkungen von Gen-Produkten auf Mensch und Tier. Greenpeace weist darauf hin, daß der Anbau von Gen-Pflanzen eine chemie-intensive Landwirtschaft stützt. Diese wiederum schädigt die Böden, Gewässer und die Artenvielfalt.
Gen-Raps GT73 übersteht Spritzungen mit dem Totalherbizid Roundup. Wenn Gen-Raps auf wilde Artverwandte auskreuzt, können sich so genannte Superunkräuter bilden. Diese sind dann gegen Giftduschen ebenfalls resistent. In einem weiteren Eskalationsschritt werden noch stärkere Herbizide benötigt, um diese Superunkräuter zu bekämpfen.
Greenpeace fordert von Import-Firmen, ihre Qualitätskontrollen bei Futter-, Lebensmittel- und Saatgut-Importen zu verschärfen. Die Hafenbetreiberin Schweizerische Rheinhäfen und die kantonalen Behörden werden von Greenpeace aufgefordert, ihre Umweltkontrollen zu überprüfen, um sicher zu stellen, daß künftig auf ihrem Zuständigkeitsgebiet kein Gen-Raps mehr wächst. Wer die Verantwortung für den ausgewilderten Gen-Raps in der Region Basel trägt, sei jetzt kaum mehr feststellbar. Die Kosten, die Umwelt von Gen-Pflanzen freizuhalten, trägt bei der gegenwärtigen Rechtslage die Allgemeinheit. Greenpeace prangert diesen Zustand an, der in Widerspruch dazu steht, daß die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung gar keine Gen-Produkte will - wie Umfragen und Abstimmungen immer wieder zeigten. Laut Greenpeace ist der "eigentlich Verursacher" von weltweiten Kontaminationsfällen mit Gen-Raps der Hersteller von Gen-Raps GT73: Monsanto.
Greenpeace prüft nun Möglichkeiten, Monsanto in die Pflicht zu nehmen. "In der Schweiz steht demnächst ein wichtiger Entscheid an. Das Schweizer Parlament hat es in der Hand, das bis Ende 2013 befristete Anbau-Moratorium für Gen-Pflanzen zu verlängern. Nur eine konsequente Absage an die Agro-Gentechnik garantiert eine selbstbestimmte und auf Qualität ausgerichtete Landwirtschaft," erklärt Marianne Künzle von Greenpeace Schweiz.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Gerichtsurteil zu Gen-Honig
Niederlage für ImkerInnen (28.03.12)
Gen-Technik
Teilrückzug von BASF / Aus für Amflora (16.01.12)
Neue Gen-Mais-Sorte DAS-40278-9
Agro-Konzern Dow rüstet auf (5.01.12)
EU-Kommission
läßt vier neue Gen-Pflanzen zu (23.12.11)
Gen-Raps wächst in der Schweiz
trotz Verbot (21.12.11)
Niederlage für BASF
Freispruch für Aktivisten gegen Gen-Kartoffeln (6.12.11)
Australien: Greenpeace
entschärft Gen-Weizenfeld (21.07.11)
Gen-Reis-Kontamination durch Bayer-Konzern
750 Millionen US-Dollar Entschädigung (4.07.11)
Gen-Lachs in den USA gestoppt
Widerstand gegen "Frankenstein-Fisch" (17.06.11)
Bürgerinitiative 'Müritzregion - gentechnikfrei'
weist Ehrung zurück / Kritik an SPD (7.06.11)
Gen-Verunreinigung bei Saatgut
nimmt zu (4.05.11)
Gen-Eier zu Ostern?
Greenpeace empfiehlt Bio (18.04.11)
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Genmanipulierte Zuckerrüben: In den USA verboten -
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