4000 bei Friedens-Demo in Berlin
Protest gegen Kriegs-Prediger Gauck
Berlin (LiZ). Über 4000 Menschen demonstrierten am Samstag in Berlin für Frieden und zogen zum Amtssitz von Bundespräsident Joachim Gauck. Aller vorauseilenden Denunziation "pro-westlicher" Kräfte zum Trotz haben sich die OrganisatorInnen der Demo am Samstag deutlich von Neo-Nazis und Antisemitismus abgegrenzt.
Organisiert wurde die Demo von Friedensinitiativen, GewerkschafterInnen und Globalisierungs-GegnerInnen aus den Reihen von attac. Zu den Organisatorinnen gehört auch Angelika Wilmen, Sprecherin der ÄrztInnen zur Verhütung des Atomkriegs (IPPNW). Sie erklärte entschieden, daß es zum Grund-Konsens gehörte, sich stets klar von rechter Ideologie zu distanzieren. Zudem verweist sie darauf, daß sich vierzig Mahnwachen-Gruppen auf einem Treffen im September ausdrücklich gegen Haß, Fremdenfeindlichkeit, Homophobie und Antisemitismus gestellt haben.
Als Reiner Braun, neben Eugen Drewermann und Siegfried Menthel einer der Hauptredner, in seiner Rede beim Auftakt vor dem Berliner Hauptbahnhof ausdrücklich klarstellte, diese Demo "ist antifaschistisch – ohne Wenn und Aber", erntete er viel Applaus. Deutlich wurde auch, daß die TeilnehmerInnen über die fremdenfeindlichen PEGIDA-Demos empört sind und entsetzt darüber, daß in Deutschland wieder Flüchtlingsheime in Brand gesteckt werden.
Dennoch wurde von den Mainstream-Medien vor und nach der Demo systematische Hetze betrieben: "Darunter viele Verschwörungstheoretiker und Paranoide..." ('Berliner Zeitung'), "...neben Linken auch Neo-Nazis und allerlei Verschwörungstheoretiker" ('Tagesspiegel'). Von einer "Mischung aus Altkommunisten und Neu-Rechten" fabulierte die 'Zeit' und schob nach, es habe sich um eine Demo für Putin gehandelt, "der die Krim annektiert, das Völkerrecht gebrochen und Soldaten zur Eroberung in ein fremdes Land geschickt hat." Und manche aus dieser Journaille wollen auch Neo-Nazis auf der Demo vor Schloß Bellevue entdeckt haben - Beweise? Keine, weder Namen noch Fotos. Und ein Anflug von Panik umweht die Frage in der 'Süddeutschen Zeitung', mit der sie den medialen Einheitsbrei umrührt. Woher "dieses Mißtrauen" und "eine massive Skepsis gegenüber den politischen Eliten" herrühre, die PEGIDA- und Friedenswinter-Demo "verbindet".
"Verantwortung für unser Land heißt: Nein zu Krieg und Konfrontation" lautete das Motto der Friedens-Demo. Die TeilnehmerInnen versammelten sich am Samstag Mittag am am Berliner Hauptbahnhof und zogen dann zum Schloß Bellevue, dem Amtssitz von Bundespräsident Joachim Gauck. Siegfried Menthel sagte in seiner Rede: "Herr Gauck und diese Bundesregierung sind auf Kriegskurs, aber wir werden uns dem in den Weg stellen!" Viele DemonstrantInnen skandierten "Wir wollen keinen Krieg!" und wandten sich mit Plakaten direkt an den früheren DDR-Geistlichen - etwa mit der Aufschrift: "Du sollst nicht töten, Herr Pfarrer!" Unter den TeilnehmerInnen waren auch ostdeutsche PfarrerInnen, die Bundespräsident Gauck im Sommer für dessen Haltung zum Militär in einem offenen Brief kritisiert hatten. Auf Transparenten war zu lesen "Nein zur NATO - ja zum Frieden!" oder "Frieden schaffen ohne Waffen". Und Mike Nagler von attac Leipzig kritisierte die aggressive Ausdehnung der NATO in Richtung der Grenzen Rußlands.
Auf der Abschlußkundgebung auf der Theologe und Kirchenkritiker Eugen Drewermann sprach stand die Forderung im Mittelpunkt, Lehren aus den beiden Weltkriegen des Zwanzigsten Jahrhunderts zu ziehen. Drewermann prangerte die NATO als Kriegs-Bündnis an und forderte deren Auflösung. Die Demo wandte sich zudem gegen die deutschen Waffen-Exporte und steigende Rüstungsausgaben und forderte ein Ende der Rüstungsproduktion, Abrüstung und die friedliche Lösung von Konflikten. Massenweise warfen die DemonstrantInnen Schuhe auf den Rasen vor Schluß Bellevue - ein von den Demonstrationen des "arabischen Frühlings" bekannter Ausdruck der Abscheu.
Anmerkungen
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