Nexter-Krauss-Maffei-Wegmann
Neuer deutsch-französischer Rüstungs-Konzern?
München (LiZ). Die beiden Rüstungs-Konzerne 'Nexter Systems' und 'Krauss-Maffei Wegmann' beabsichtigen zu fusionieren. Für den deutschen Panzer-Produzenten ergäben sich dabei ganz neue Export-Perspektiven. Die Friedensbewegung warnt hiervor.
Am Dienstag abend unterzeichneten die EigentümerInnen des französischen Rüstungs-Konzerns 'Nexter Systems' und des deutschen Panzer-Produzenten 'Krauss-Maffei Wegmann' (Leopard 2) in Paris eine Grundsatz-Erklärung über eine Fusion. Dabei entsteht ein neuer deutsch-französischer Rüstungs-Konzern mit rund zwei Milliarden Euro Jahresumsatz, einem Auftragsbestand von rund 6,5 Milliarden Euro und über 6.000 MitarbeiterInnen. Die Fusion ist politisch brisant, da hierbei die immer wieder geleugnete Militarisierung Europas vorangetrieben wird und sich zugleich neue Export-Perspektiven für originär deutsche Rüstungs-Produktion eröffnen.
In einer gemeinsamen Medien-Mitteilung der Rüstungs-Konzerne heißt es, die gemeinsame strategische Neuaufstellung ermögliche "den Erhalt von Arbeitsplätzen und Kompetenzen im Kern der Europäischen Union". Auch die Produktpaletten beider Unternehmen würden sich "nahezu überschneidungsfrei" ergänzen. 'Nexter' ist im Besitz des französischen Staates. Der fusionierte Konzern, der sicherlich nicht "Nexter-Krauss-Maffei-Wegmann" heißen wird und für den der Name 'Kant' vorgesehen ist, soll durch eine Dachgesellschaft zusammengehalten werden, an der beide Seiten 50 Prozent halten.
'Nexter Systems' ging 2006 aus dem staatlichen Giat Industries hervor und produziert vor allem militärische Rad- und Kettenfahrzeuge, darunter der Kampfpanzer Leclerc. Handfeuerwaffen und sogenannte intelligente Munition gehören ebenso zum Produktportfolio des Rüstungs-Konzerns mit Sitz in Roanne an der Loire.
'Krauss-Maffei Wegmann' ist europäischer Marktführer im Bereich gepanzerter Rad- und Kettenfahrzeuge - darunter der ATF Dingo, Fennek, Mungo bis hin zu Leopard 1 und 2. In Deutschland ist der Rüstungs-Konzern außer am Hauptsitz München an Standorten in sechs weiteren Städten vertreten. International verfügt das Unternehmen mit den 'Hellenic Defense Vehicle Systems' in Griechenland, den 'Dutch Defense Vehicle Systems' in den Niederlanden und 'Wegmann USA' über weit gestreute Fertigungsstrukturen. Die Präsenz auf den asiatischen Märkten sichern die KMW Savunma Teknolojileri San. Ve Tic A.S. und die KMW Asia Pacific. Und die KMW do Brasil bedient den südamerikanischen Rüstungsmarkt. Mit rund 3000 produzierten Exemplaren ist der seit 1979 in Serie gefertigte Leopard 2 ein Top Seller. Die Reichweite des 67,5 Tonnen schweren Panzers beträgt bei einer Motorleistung von 1.103 kW (1.500 PS) und einer Spitzengeschindigkeit von 72 km/h rund 450 Kilometer.
Die beiden Rüstungs-Konzerne standen in der Vergangenheit eher in Konkurrenz, als daß sich ihre Produktpaletten tatsächlich "nahezu überschneidungsfrei" ergänzen würden - wie verlautbart wurde. 2013 setzte sich 'Krauss-Maffei Wegmann' im Bieter-Kampf um einen milliardenschweren Panzer-Auftrag aus Katar gegen 'Nexter' durch, der den Kampfpanzer Leclerc anbot. Im März 2013 hatte der Münchener Rüstungs-Konzern den Vertrag mit Katar über die Lieferung von 62 Kampfpanzern vom Typ Leopard 2 und weiterer Kriegswaffen im Gesamtvolumen von 1,9 Milliarden Euro in der Tasche - mit dem Segen der damals "schwarz-gelben " Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel.
Deutschland ist seit 2006 drittgrößter Rüstung-Exporteur nach den USA und Rußland. Doch 78 Prozent der Deutschen befürworten laut dem Meinungsforschungsinstitut Emnid ein grundsätzliches Verbot von Waffen-Exporten. Während "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" mit einer laxen Genehmigungspolitik die Geschäftsinteressen einer gemessen am Umsatz verhältnismäßig kleinen Industriesparte bedient, wuchs der Widerstand in der Bevölkerung. Nachdem im Mai und Juni aktuelle Zahlen über die deutschen Waffen-Exporte bekannt wurden, geriet Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel unter zunehmenden Druck und wurde an sein Wahlversprechen erinnert, die deutschen Rüstungs-Exporte zu bremsen (Siehe unsere Artikel v. 17.05.14 und v. 11.06.14).
Jürgen Grässlin, Bestseller-Autor und Sprecher der Kampagne 'Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel', sieht in der Fusion von 'Nexter Systems' und 'Krauss-Maffei Wegmann' die Gefahr, daß auf diesem Weg deutsche Export-Beschränkungen umgangen werden können. "Ähnlich wie bereits im Falle des Alpha-Jet kann die Endmontage von Leopard-2-Panzern nach Frankreich verlegt werden und die Panzer werden dann als NATO-Exporte deklariert," fürchtet Grässlin. "Angesichts des gewachsenen Widerstands gegen Waffenhandel in Deutschland will Krauss-Maffei Wegmann offenbar Rüstungstransfers zukünftig verstärkt über Frankreich abwickeln." Die End-Montage nach Frankreich zu verlegen, war auch ein Trick, den EADS schon praktizierte. Grässlin fordert die Bundesregierung auf, den Deal zu untersagen. "Sonst macht sich Kanzlerin Angela Merkel mitschuldig an den Opfern kommender Panzer- und Kanonenexporte."
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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