IPCC warnt eindringlich:
Artensterben, Hungersnöte, Bürgerkriege
Yokohama (LiZ). Der Weltklimarat IPCC legte heute eine fast 50-seitige Zusammenfassung des neuen, rund 2000 Seiten umfassenden zweiten Teils des Weltklimaberichts vor. Darin geht es um die Konsequenzen der von weniger als fünf Prozent der Menschheit zu verantwortenden Klimaveränderung für die gesamte Menschheit. Noch könnten allerdings die schlimmsten Folgen abgewendet werden.
Teil eins des fünften Weltklimaberichts wurde im vergangenen September in Stockholm der Öffentlichkeit vorgestellt (Siehe hierzu unseren Artikel v. 27.09.13). Aufsehen erregte die darin enthaltene Prognose, daß der Anstieg des Meeresspiegels schneller erfolgt als bisher vorhergesagt. In Teil zwei warnt der IPCC eindringlich vor den schneller näher rückenden und nur noch mit großen Anstrengungen abzumildernden katastrophalen Folgen der menschengemachten Klimaveränderung.
Sowohl in tropischen Regionen als auch in den Zonen der Arktis, der Antarktis und Grönlands, die in der Vergangenheit als "ewiges Eis" bezeichnet wurden, zeigen sich dramatische Veränderungen. Gletscher schmelzen in beschleunigtem Tempo, der Meeresspiegel steigt schneller als von den meisten WissenschaftlerInnen erwartet und viele Pflanzen und Tiere verlagern ihren Lebensraum oder verlieren ihre Lebensgrundlagen. Die Gefahr eines beschleunigten Artensterbens wird von den Klima-WissenschaftlerInnen als hoch bis sehr hoch eingeschätzt.
Die herannahende Klimakatastrophe bedroht laut IPCC auch die Versorgung der Menschheit mit Trinkwasser und Nahrung. Demnach müssen die Auswirkungen auf die Nahrungsversorgung weitaus gravierender eingeschätzt werden als bislang berechnet. Schon in der jüngsten Vergangenheit sind deutliche Beeinträchtigungen bei den lokalen Ernteerträgen von Weizen und Mais zu beobachten. Damit steigt zugleich das Risiko von Hungersnöten und Bürgerkriegen. Daher muß mit Völkerwanderungen von bislang ungekanntem Ausmaß gerechnet werden. Hunderte Millionen könnten in den kommenden Jahrzehnten allein durch den steigenden Meeresspiegel zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen sein. Der globale Anstieg der Durchschnittstemperatur erhöht die Wahrscheinlichkeit schwerer, tiefgreifender und irreparabler Folgen. Extremwetterlagen - also sowohl anhaltende Frostperioden als auch Extremregen, Hagel, Tornados, Dürreperioden und Überschwemmungen häufen sich unverkennbar. Saleemul Huq, Wissenschaftler aus Bangladesh und IPCC-Autor zieht das Fazit: "Die Dinge stehen schlechter, als wir sie 2007 vorhergesagt haben."
Laut dem nun veröffentlichten zweiten Teil des IPCC-Berichts macht es einen deutlichen Unterschied, ob die Menschheit sich auf eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um zwei Grad oder um vier Grad einstellen muß. In einer um vier Grad erwärmten Welt seien die Risiken noch sehr viel höher. Auf die Menschheit kommen demnach durch die klimatischen Veränderungen Kosten von bis zu 100 Milliarden US-Dollar jährlich zu. Da diese Kosten jedoch in aller Regel nicht die Verursacher treffen und diese nach wie vor entgegen dem offiziellen Status der westlichen Industriegesellschaften als Demokratien einen entscheidenden Einfluß auf Regierungsentscheidungen ausüben, wird sich auch zukünftig auf Weltklimakonferenzen nichts bewegen (Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 22.11.13).
"Wir bewegen uns auf schmalem Grat," erläutert Greenpeace-Klima-Expertin Kaisa Kosonen. "Aber wenn wir mutig handeln und den Treibhausgas-Ausstoß schneller senken, können größere Bedrohungen für die menschliche Sicherheit noch vermieden und lebenswichtige Meeressysteme, Wälder und Arten geschützt werden."
Der dritte und letzte Teil des IPCC-Berichts über Möglichkeiten und Wege, die Erderwärmung zu bremsen, soll am 13. April in Berlin veröffentlicht werden. Am aktuellen zweiten Teil des Berichts sind über 830 ehrenamtlich arbeitende Haupt-AutorenInnen beteiligt. Der Weltklimarat, der 1988 gegründet wurde, umfaßt mittlerweile formell nahezu 200 Mitgliedsstaaten. Die UN-Organisation mit Sitz in Genf erhielt 2007 für ihren Kampf gegen den "Klimawandel" den Friedensnobelpreis.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Klimakatastrophe rückt schneller näher
Eisschmelze auf Grönland beschleunigt (17.03.14)
Klimakatastrophe rückt schneller näher
Rückkopplung durch Eisschmelze in Arktis (21.02.14)
2013: Schwarzes Jahr für Solar
55 Prozent Rückgang gegenüber 2012 (10.01.14)
16,5 Prozent sind SUV
Psychische Probleme nehmen zu (23.12.13)
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Braunkohleabbau triumphiert vor Gericht (17.12.13)
Wetterextreme in Europa infolge
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Die klimafreundlichen Sandalen der Bischöfe (6.12.13)
Auftauende Permafrostböden
17 statt 8 Millionen Tonnen Methan (2.12.13)
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beim Vertagen wirksamer Schutz-Maßnahmen (22.11.13)
Klima: WMO gibt neuen Höchststand
bei CO₂ bekannt (6.11.13)
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17 Milliarden Euro in neun Monaten (22.10.13)
IPCC legt neuen Klimabericht vor
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Klimakatastrophe
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