31.03.2014

IPCC warnt eindringlich:
Artensterben, Hungersnöte, Bürgerkriege

Klimamodelle und das Phänomen La Nina
Yokohama (LiZ). Der Weltklimarat IPCC legte heute eine fast 50-seitige Zusammenfassung des neuen, rund 2000 Seiten umfassenden zweiten Teils des Weltklimaberichts vor. Darin geht es um die Konsequenzen der von weniger als fünf Prozent der Menschheit zu verantwortenden Klimaveränderung für die gesamte Menschheit. Noch könnten allerdings die schlimmsten Folgen abgewendet werden.

Teil eins des fünften Weltklimaberichts wurde im vergangenen September in Stockholm der Öffentlichkeit vorgestellt (Siehe hierzu unseren Artikel v. 27.09.13). Aufsehen erregte die darin enthaltene Prognose, daß der Anstieg des Meeresspiegels schneller erfolgt als bisher vorhergesagt. In Teil zwei warnt der IPCC eindringlich vor den schneller näher rückenden und nur noch mit großen Anstrengungen abzumildernden katastrophalen Folgen der menschengemachten Klimaveränderung.

Sowohl in tropischen Regionen als auch in den Zonen der Arktis, der Antarktis und Grönlands, die in der Vergangenheit als "ewiges Eis" bezeichnet wurden, zeigen sich dramatische Veränderungen. Gletscher schmelzen in beschleunigtem Tempo, der Meeresspiegel steigt schneller als von den meisten WissenschaftlerInnen erwartet und viele Pflanzen und Tiere verlagern ihren Lebensraum oder verlieren ihre Lebensgrundlagen. Die Gefahr eines beschleunigten Artensterbens wird von den Klima-WissenschaftlerInnen als hoch bis sehr hoch eingeschätzt.

Die herannahende Klimakatastrophe bedroht laut IPCC auch die Versorgung der Menschheit mit Trinkwasser und Nahrung. Demnach müssen die Auswirkungen auf die Nahrungsversorgung weitaus gravierender eingeschätzt werden als bislang berechnet. Schon in der jüngsten Vergangenheit sind deutliche Beeinträchtigungen bei den lokalen Ernteerträgen von Weizen und Mais zu beobachten. Damit steigt zugleich das Risiko von Hungersnöten und Bürgerkriegen. Daher muß mit Völkerwanderungen von bislang ungekanntem Ausmaß gerechnet werden. Hunderte Millionen könnten in den kommenden Jahrzehnten allein durch den steigenden Meeresspiegel zum Verlassen ihrer Heimat gezwungen sein. Der globale Anstieg der Durchschnittstemperatur erhöht die Wahrscheinlichkeit schwerer, tiefgreifender und irreparabler Folgen. Extremwetterlagen - also sowohl anhaltende Frostperioden als auch Extremregen, Hagel, Tornados, Dürreperioden und Überschwemmungen häufen sich unverkennbar. Saleemul Huq, Wissenschaftler aus Bangladesh und IPCC-Autor zieht das Fazit: "Die Dinge stehen schlechter, als wir sie 2007 vorhergesagt haben."

Laut dem nun veröffentlichten zweiten Teil des IPCC-Berichts macht es einen deutlichen Unterschied, ob die Menschheit sich auf eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um zwei Grad oder um vier Grad einstellen muß. In einer um vier Grad erwärmten Welt seien die Risiken noch sehr viel höher. Auf die Menschheit kommen demnach durch die klimatischen Veränderungen Kosten von bis zu 100 Milliarden US-Dollar jährlich zu. Da diese Kosten jedoch in aller Regel nicht die Verursacher treffen und diese nach wie vor entgegen dem offiziellen Status der westlichen Industriegesellschaften als Demokratien einen entscheidenden Einfluß auf Regierungsentscheidungen ausüben, wird sich auch zukünftig auf Weltklimakonferenzen nichts bewegen (Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 22.11.13).

"Wir bewegen uns auf schmalem Grat," erläutert Greenpeace-Klima-Expertin Kaisa Kosonen. "Aber wenn wir mutig handeln und den Treibhausgas-Ausstoß schneller senken, können größere Bedrohungen für die menschliche Sicherheit noch vermieden und lebenswichtige Meeressysteme, Wälder und Arten geschützt werden."

Der dritte und letzte Teil des IPCC-Berichts über Möglichkeiten und Wege, die Erderwärmung zu bremsen, soll am 13. April in Berlin veröffentlicht werden. Am aktuellen zweiten Teil des Berichts sind über 830 ehrenamtlich arbeitende Haupt-AutorenInnen beteiligt. Der Weltklimarat, der 1988 gegründet wurde, umfaßt mittlerweile formell nahezu 200 Mitgliedsstaaten. Die UN-Organisation mit Sitz in Genf erhielt 2007 für ihren Kampf gegen den "Klimawandel" den Friedensnobelpreis.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Klimakatastrophe rückt schneller näher
      Eisschmelze auf Grönland beschleunigt (17.03.14)

      Klimakatastrophe rückt schneller näher
      Rückkopplung durch Eisschmelze in Arktis (21.02.14)

      2013: Schwarzes Jahr für Solar
      55 Prozent Rückgang gegenüber 2012 (10.01.14)

      16,5 Prozent sind SUV
      Psychische Probleme nehmen zu (23.12.13)

      Klimakatastrophe ist Gemeinwohl
      Braunkohleabbau triumphiert vor Gericht (17.12.13)

      Wetterextreme in Europa infolge
      des Abschmelzens der Arktis (8.12.13)

      Heuchler vor dem Herrn
      Die klimafreundlichen Sandalen der Bischöfe (6.12.13)

      Auftauende Permafrostböden
      17 statt 8 Millionen Tonnen Methan (2.12.13)

      Weltklima-Konferenz wieder erfolgreich
      beim Vertagen wirksamer Schutz-Maßnahmen (22.11.13)

      Klima: WMO gibt neuen Höchststand
      bei CO bekannt (6.11.13)

      Zerstörung des Planeten wird teuer
      17 Milliarden Euro in neun Monaten (22.10.13)

      IPCC legt neuen Klimabericht vor
      Der Meeresspiegel steigt schneller (27.09.13)

      Grönland: Eisverlust dreimal so hoch
      wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre (18.09.13)

      Klimakatastrophe
      Wenn der Meeresspiegel um 66 Meter steigt (27.08.13)

      Klima
      Neuer Höchststand bei CO (11.05.13)

      Die Klimaheuchler
      Kretschmann gehört zur Spitze (10.04.13)

      Jährlich 3.100 Tote
      durch deutsche Kohlekraftwerke (3.04.13)

      Braunkohle-Protest in Brandenburg
      Sternmarsch gegen "rot-rote" Energiepolitik (6.01.13)

      Kältetote in Rußland
      Wärmerekord in Süddeutschland (26.12.12)

      Schneefall verstärkt Eisschmelze
      in der Antarktis (15.12.12)

      Worte und Taten
      Deutsche Bischöfe auf der Fahrt in die Klimahölle (5.12.12)

      Klima-Gipfel in Doha scheitert nicht
      Zweck erfüllt (4.12.12)

      Klima
      Eisschmelze läßt Meeresspiegel ansteigen (30.11.12)

      Erfolg für Klimarettung
      Kohlekraftwerks-Projekt Staudinger gestoppt (13.11.12)

      Bundesregierung bremst
      Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)

      Klima
      Schlimmste Eisschmelze der Arktis seit über 30 Jahren
      (28.08.12)

      Klima
      Grönland verliert massiv Eis (19.07.12)

      Energie-Wende? Centrotherm insolvent
      "Schwarz-Gelb" zerschlägt deutsche Solar-Branche
      (12.07.12)

      Klima
      Gletscher in den Alpen schmelzen ab (3.07.12)

      Klima
      Antarktisches Schelfeis schmilzt (9.05.12)

      Klima und Arktis
      Schlimmste Eisschmelze seit 1450 Jahren (24.11.11)

      Die Dreckschleudern der Nation
      PolitikerInnen und ihre Dienstlimousinen (18.04.11)

      Nur heiße Luft in Cancún
      Keine konkreten Verpflichtungen (12.12.10)

      Arktis schmilzt in Rekord-Tempo
      Eisbären gefährdet (9.07.10)

      Klima: Grönland steigt empor
      wegen Gletscherverlust (22.05.10)

      Klima: Gewaltige Mengen Methan
      aus dem Boden des Nordpolarmeeres (5.03.10)

      Erwartungen an den Klimagipfel in Kopenhagen?
      Entscheidend sind nicht Worte, sondern Taten (3.12.09)

      Klimawandel beschleunigt
      Ost-Antarktis verliert Eis (2.12.09)

      Schmelzen des Arktis-Eises
      und Gefahr des Klima-Kollaps (3.09.09)

      Klima-Konferenz in Bonn wie zu erwarten
      ohne Ergebnisse
      Obama produziert nur heiße Luft (12.06.09)

      Klima:
      Unverminderter Gletscherschwund in den Alpen
      (10.04.09)

      Neue Klimastudie: Beschleunigtes Tempo
      Kipp-Punkt näher als bislang vorhergesehen (16.02.09)

      Klima: Erneut Extremsituation in der Arktis
      PolitikerInnen handeln entgegen ihren Versprechungen
      (18.09.08)

      Klima vor Kipp-Punkt
      Erdgeschichte: Plötzliche klimatische Veränderungen...
      (7.09.08)

      WWF: Eis der Arktis schmilzt schneller als erwartet
      Bereits im Sommer 2013 eisfrei? (25.04.08)

      Klimaforscher James Hansen: Erde an kritischem Punkt
      (6.04.08)

      Gigantischer Eisblock bricht in der Antarktis ab
      Klimakatastrophe rückt näher (25.03.08)

      Tempo des Klimawandels steigt
      Beschleunigtes Schmelzen der Gletscher (15.03.08)

      Klimawandel in der Antarktis
      bedroht Königspinguine (26.02.08)

      Auch die Antarktis schmilzt schneller als bisher erwartet
      (14.01.08)

      Bali:
      eine Bilanz (15.12.07)

      Nordpol schmilzt schneller als je zuvor
      Klimakatastrophe ist nicht nur ein Wort (13.12.07)

      Arktis-Eis schmilzt dramatisch schnell
      Mit Vollgas in die Klimakatastrophe (2.09.07)

      Kabinettsklausur in Schloß Meseberg
      Ein Gipfel an Klima-Heuchelei (25.08.07)

      Nordpol schmilzt
      Klimakatastrophe rückt näher (19.09.06)

      Klimakatastrophe und Polarmeere
      Neue wissenschaftliche Erkenntnisse (17.05.05)

      Klimakatastrophe zeigt sich
      bereits an Erwärmung der Ozeane (26.02.05)

      EU weiter Richtung Klimakatastrophe
      Deutschland schlechtes Mittelfeld
      9. UN-Klimakonferenz in Mailand (7.12.03)