25.04.2016

"Grüner" Staatssekretär Uwe Hüser
für Profit und gegen Naturschutzgebiet

Uwe Hüser - Foto: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz
Heidesheim (LiZ). In der Nähe des Heidesheimer Ortsteils Uhlerborn will der bundesweit tätige, millionen­schwere Immobilien­kaufmann Wolfram Richter ein "Wellness-Ressort" bauen lassen. Dem steht - eigentlich - der Naturschutz entgegen. Doch im "rot-grün" regierten Rheinland-Pfalz spielt dies offenbar keine Rolle. Der einschlägig bekannte pseudo-grüne Staats­sekretär im Wirtschafts-Ministerium Uwe Hüser ebnete den Weg.

Die Fachleute der drei am gesetzlich vorgeschriebenen Verfahren beteiligten Naturschutzverbände hatten sich gegen das Großprojekt ausgesprochen. Heinz Hesping von der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz erinnerte daran, daß - eigentlich - die Schutzgebiets-Verordnungen der Naturschutzgebiete zwischen Mainz und Ingelheim so restriktiv sind, daß sogar anerkannten Naturschutzverbänden Exkursionen in manchen Bereichen nicht gestattet werden. In Sonntagsreden werde darüber geklagt, daß in Brasilien der Urwald gerodet wird und immer mehr Arten vernichtet werden. "Das Naturerbe vor der Haustür aber fällt der Plünderei zum Opfer, weil ja die Sauna vor eben dieser Haustür und wirtschaftliche Interessen höher bewertet werden als das eigene Naturerbe," klagt Hesping. Die Naturschutzgebiete zwischen Mainz und Ingelheim seien ohnehin schon heute stark belastet.

Nun hat allerdings Uwe Hüser, pseudo-grüner Staatssekretär im Ministerium Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung, die Fachaufsichtsbeschwerde der drei Naturschutzverbände vom Tisch gewischt. Seine Chefin ist die Pseudo-Grüne Eveline Lemke. Ein raumordnerischer Entscheid des Kreises Mainz-Bingen ermöglicht nun die Realisierung des Projekt "Wellness Ressort". Hesping kritisiert die "Behördenwillkür", die sich in dem "manipulativen Umgang mit Zielen der Raumordnung" zeige. Offenbar soll durch ein "vereinfachtes Verfahren" geräuschlos die nötige raumordnerische Genehmigung für das Groß-Projekt erreicht werden.

Der mittlerweile 57-jährige Uwe Hüser fiel schon einmal vor drei Jahren auf, als er sich und seine Frau - entgegen dem immer noch weit verbreiteten Nimbus seiner Partei - für eine viertägige Dienstreise nach Italien im Dienstwagen chauffieren ließ. Hüser war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal acht Monate im Amt. Laut rheinland-pfälzischen Medien-Berichten kehrte der Fahrer samt Limousine zwischen der Hin- und der Rückfahrt sogar nach Mainz zurück.

Hüser ist nicht nur Mitglied in einer "grünen" Partei, nicht nur Staatssekretär eines Ministeriums, das den Klimaschutz im Namen führt, sondern war mehr als zehn Jahre lang - 1992 bis 2003 - Bundesgeschäftsführer des NaBu, einem der drei Naturschutzverbände, die sich vehement gegen das Projekt "Wellness Ressort" bei Uhlerborn ausgesprochen haben.

Auch der Immobilienkaufmann Wolfram Richter, zu dessen Vorteil Hüser eingegriffen hat, scheint nicht zimperlich bei der Durchsetzung seiner Interessen zu sein. Gegen nach ihrer Ansicht illegal abgelagerten Bauschutt auf einem der Grundstücke Richters in Mainz hatten BürgerInnen öffentlichkeitswirksam protestiert. Zwischen Richter und einem der beteiligten Kommunalpolitiker kam es kurz darauf zu einer Schlägerei.

 

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Anmerkungen

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