Vodafone und US-Geheimdienst NSA
Tochter-Konzern erhielt monatlich
25 Millionen Euro Entlohnung
London (LiZ). Eine zum Vodafone-Konzern gehörende Firma hat Geheimdiensten beim Schnüffeln im Internet-Datenverkehr geholfen. Dies besagen Dokumente aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden. Das Unternehmen Cable&Wireless Worldwide erhielt demnach monatlich 25 Millionen Euro Entlohnung.
Vodafone hatte bereits vor einiger Zeit eingeräumt, Geheimdiensten in zahlreichen Ländern bei der flächendeckenden Schnüffelei gegen die eigene Bevölkerung zugearbeitet zu haben - allerdings nur im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. "Wenn wir einer rechtmäßigen Nachfrage nicht nachkommen, können Regierungen uns unsere Betriebserlaubnis entziehen," hatte sich das Vodafone-Management zu rechtfertigen versucht.
Doch die Zuträger-Dienste waren offenbar weitaus umfangreicher als bislang bekannt. Bislang unveröffentlichte Dokumente aus dem Fundus des Whistleblowers Edward Snowden belegen, daß das von Vodafone gekaufte Unternehmen Cable&Wireless Worldwide weitus mehr Zuträgerdienste leistete als aus rechtsstaatlichen Verpflichtungen abgeleitet hätte werden können. Und offenbar hat sich daran bis heute nichts geändert. Vodafone hilft offenbar auch dabei, die Kundschaft der Konkurrenz auszuschnüffeln.
In einer Stellungnahme bestreitet der Vodafone-Konzern die Vorwürfe. Selbst nach sorgfältiger Prüfung seien keine Hinweise auf ein rechtswidriges Verhalten gefunden worden - ganz ausschließen will es der Konzern jedoch nicht.
Vodafone ist in Deutschland bislang ein potenter Anbieter mit über 30 Millionen KundInnen, darunter etliche Bundes- und Landesministerien. Vertrauen sei die Grundlage seines Geschäfts, versichert der Konzern - und gerade deshalb sind die jetzt aufgedeckten Beziehungen zu Geheimdiensten so kritisch.
Aufgedeckt wurde nun, daß MitarbeiterInnen von Cable&Wireless sich mit Geheimdienstleuten zu einer Besprechung "möglicher neuer Einsatzrisiken" trafen. Außerdem gab es ein "gemeinsames Projekt-Team" und Geheimdienstleute, die als "integrierte Projekt-Mitarbeiter" bei Cable&Wireless angestellt waren.
In internen Finanz-Plänen des britischen Geheimdienstes GCHQ fanden sich zahlreiche Hinweise darauf, daß es Geldflüsse an Cable&Wireless gegeben hat. Das Unternehmen lief intern unter dem Codenamen 'Gerontic'. Und diesen Codename übertrug der GCHQ - zumindest für einige Zeit - auf den Vodafone-Konzern. Allein im Februar 2009 erhielt das Unternehmen Cable&Wireless demnach sechs Millionen Pfund - umgerechnet 7,5 Millionen Euro - als Gegenleistung für den Zugang zu Kabeln. An anderer Stelle ist sogar von fast 20 Millionen Pfund - umgerechnet 25 Millionen Euro - pro Monat zu lesen.
Aus einer Tabelle des GCHQ geht hervor, welche Internet-Kabel im Jahr 2009 angezapft werden konnten, welche Datenmenge dabei ausgelesen wurde und welche Internet-Konzerne dabei zu Diensten waren. Durch den Zugriff konnten knapp 7000 Gigabit pro Sekunde an Daten abgeschöpft werden. An vorderster Position findet sich hier 'Gerontic' - alias Cable&Wireless - alias Vodafone. Unter den angezapften Kabeln werden allein 63 Untersee-Kabel aufgeführt. Bei 29 hiervon leistete Cable&Wireless die Zuträger-Dienste - und in einer Vielzahl der Fälle handelte es sich um Kabel von Konkurrenz-Unternehmen.
Insbesondere bei den Kabeln mit der Bezeichnung Flag Europe Asia (FEA), das Großbritannien mit Afrika und Asien verbindet, und Flag Atlantic 1 (FA-1), das von Europa in die USA führt, ist Cable&Wireless als Zuträger in der Tabelle verzeichnet. Beide Kabel-Verbindungen gehören weder Cable&Wireless noch Vodafone, sondern waren stets im Besitz indischen Unternehmens Global-Cloud-Xchange. Aus den Geheim-Dokumenten geht auch hervor, wie Cable&Wireless die Kabel des indischen Konkurrenzen anzapfte. Technisch nutze das Unternehmen hierzu einen sogenannten Backhaul in dem Ort Skewjack in Cornwall. Dort mündet das Kabel in das britische Festlands-Netz. Über diesen Backhaul hatte Cable&Wireless offenbar Zugang zur Infrastruktur von GlobalCloudXChange.
Und die von Cable&Wireless in Corwall im Auftrag des GHCQ abgeschöpften Daten tauchen dann beim US-Geheimdienst NSA auf. Aus den Geheim-Dokumenten geht hervor, daß zumindest einige darunter auf den April 2013 datiert sind. Zu diesem Zeitpunkt war Cable&Wireless längst Teil von Vodafone.
Edward Snowden hatte im vergangenen Jahr Geheim-Dokumente über die NSA und Partner-Geheimdienste an JournalistInnen weitergegeben. Damit brachte er die Enthüllungen über die exzessiven Überwachungs-Programme ins Rollen. Die US-Regierung will Snowden wegen Geheimnisverrats vor Gericht stellen. Dieser hat jedoch mittlerweile eine Aufenthaltsgenehmigung für drei Jahre in Rußland erhalten. Am Sonntag soll Snowden mit dem Stuttgarter Friedenspreis ausgezeichnet werden. Per Video wird er hierzu aus seinem Exil zur Preisverleihung zugeschaltet.
Anmerkungen
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