AKW-Ruine Fukushima
Risse im Druckbehälter von Reaktor 3
Tokio (LiZ). Am Wochenende wurde mit Hilfe eines ferngesteuerten Roboters zufällig stark radioaktiv kontaminiertes Wasser im Inneren der Ruine von Reaktor 3 entdeckt. Mittlerweile gab ein TEPCO-Manager zu, daß dieses Wasser nur aus dem Reaktordruckbehälter stammen kann, in dem es im März 2011 zur Kernschmelze gekommen war. Das Wasser muß also durch Risse nach außen gelangt sein.
 Das auf den Filmaufzeichnungen des Roboters als fließend zu erkennende Wasser im Erdgeschoß der Ruine von Reaktor 3 ist nach Angaben von TEPCO stärker radioaktiv belastet als jenes, das weiterhin permanent zur Kühlung in die Ruine hineingepumpt wird. Am Montag versuchten MitarbeiterInnen von TEPCO die Herkunft des Wassers zu bestimmen. Es weist demnach eine Cäsium-Belastung von 2,4 Millionen Becquerel pro Liter und insgesamt (inklusive Strontium) eine radioaktive Belastung von 24 Millionen Becquerel pro Liter auf. Das untersuchte Wasser unterscheidet sich mit einer Temperatur von rund 20 Grad Celsius auch deutlich von Wasser, das zur Kühlung in die Reaktor-Ruine gepumpt wird. Auch Regen ist als Herkunft damit auszuschließen.
Aufgrund der hohen Radioaktivität und der Isotopen-Zusammensetzung bleibt nur die Erklärung, daß es aus Rissen im Druckbehälter von Reaktor 3 strömt. Diese unvermeidliche Schlußfolgerung wird auch von Nuklear-ExpertInnen außerhalb Japans geteilt. TEPCO bleibt allerdings bei der wenig glaubhaften Behauptung, das radioaktive Wasser fließe nicht ins Meer. Neben TEPCO informierten auch Kyodo und Asahi Shimbun über die neuen Erkenntnisse. 
Mit diesen Erkenntnissen wird immer deutlicher, daß sich die Abriß-Arbeiten noch wesentlich schwieriger gestalten werden, als dies TEPCO bislang einräumte. Es konnte auch noch kein Erfolg beim Kampf gegen die radioaktiv kontaminierten Wassermassen vermeldet werden, die sich in den Kellern der Reaktor-Ruinen angesammelt haben. Tatsächlich sieht es eher so aus, daß weiterhin große Mengen des zur Kühlung eingespeisten und daraufhin radioaktiv kontaminierten Wassers in die Keller abfließt, sich mit dem Grundwasser mischt und ungehindert in den Pazifik läuft.
Nach Angaben von TEPCO konzentrieren sich die Abriß-Arbeiten derzeit auf die Ruine von Reaktorblock 4, der am 11. März 2011 abgeschaltet war und in dessen Reaktordruckbehälter sich keine Brennelemente befanden. Seit dem 18. November wird versucht, die Brennelemente aus dem instabilen Lagerbecken in 30 Meter Höhe zu bergen (Siehe unseren Artikel v. 18.11.13).
Erst nach Abschluß dieser Bergungs-Arbeiten ist - frühestens in einigen Jahren - vorgesehen, die Abriß-Arbeiten an den Ruinen der Reaktorblöcke 1 bis 3 anzugehen. Dort ist die Lage noch gefährlicher und die Radioaktivitätswerte sind dort bedeutend höher. Bevor darangegangen werden könne, die Kernschmelze zu "entfernen", muß laut TEPCO erst wieder die Kontrolle über die Reaktordruckbehälter erlangt werden und Risse verschweißt werden. Im Gegensatz zu diesen Aussagen ist die Situation jedoch noch viel schwieriger, da die geschmolzenen Reaktorkerne sich aller Wahrscheinlichkeit nach längst nicht mehr in den Überresten der Reaktordruckbehälter befinden, sondern in den darunter gelegenen Kellerräumen.
 
 
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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