10.07.2013 Super-GAU von Fukushima Dramatischer Anstieg der Radioaktivität im Grundwasser Tokio (LiZ). Innerhalb weniger Tage ist die radioaktive Kontamination des Grundwassers bei den Reaktor-Ruinen des AKW Fukushima Daiichi dramatisch gestiegen. Die Belastung mit radioaktivem Cäsium 134 lag am Dienstag 90 mal höher als noch drei Tage zuvor. Nach Angaben der Betreiberfirma TEPCO konnte die Ursache für den Anstieg der Radioaktivität nicht gefunden werden. Offenbar soll weiterhin vertuscht werden, daß es in der Kernschmelze, die sich in den Untergrund unter den Reaktor-Ruinen gefressen hat, nach wie vor zu Kettenreaktionen kommt. Es sei demnach auch nicht bekannt, ob weiterhin radioaktiv kontaminiertes Grundwasser ins Meer fließt. Bereits am 19.06 (siehe unseren Artikel) wurde bekannt, daß eine Konzentration des radioaktiven Strontium 90 im Grundwasser festgestellt wurde, die 30 Mal über dem zulässigen Höchstwert liegt. Insbesondere das Vorhandensein von radioaktivem Tritium - das eine relativ kurze Halbwertszeit besitzt - in achtfach erhöhter Konzentration deutete darauf hin, daß weiterhin Kettenreaktionen im Gange sind. Im vergangenen Monat hatte TEPCO noch behauptet, das Grundwasser um die AKW-Ruine sei durch Stahlböden und das Betonfundament vor Radioaktivität geschützt. Die Belastung des Grundwassers durch Cäsium 134 sei auf 9000 Becquerel pro Liter gestiegen, gab die Betreiberfirma Tepco am gestrigen Dienstag bekannt. Der zulässige Höchstwert liegt bei 60 Becquerel. Die Grundwasserbelastung mit Cäsium 137 schoß auf 18.000 Becquerel pro Liter hoch - 200-mal höher als der zulässige Höchstwert. "Wir wissen noch nicht, warum die Belastung in die Höhe geschossen ist," sagte ein TEPCO-Sprecher. "Wir versuchen eine weitere Verunreinigung zu verhindern." Angeblich wurden die Meßwerte an einem Testbrunnen in der Nähe der Ruine des Turbinenhauses von Reaktor 2 ermittelt. Dieser Testbrunnen befindet sich nur wenige Meter vom Meer entfernt. Seit dem Beginn des Super-GAU am 11. März 2011 wurden in Japan zwei von insgesamt fünfzig Atom-Reaktoren, die noch funktionsfähig sind, wieder hochgefahren. Laut einer in der 'Japan Times' veröffentlichten landesweiten Umfrage hatten im Sommer 2012 59,5 Prozent der Befragten den Neustart der Reaktoren des AKW Oi abgelehnt und nur 26,7 Prozent das erneute Hochfahren befürworten. Viele Groß-Demonstrationen in Japan konnten offenbar zumindest erreichen, daß die japanische Regierung ihre Pläne zum Weiterbetrieb der Atomkraftwerke nur nach und nach zu realisieren wagt. Anträge der japanischen Strom-Konzerne, weitere zehn Atom-Reaktoren hochzufahren liegen mittlerweile den Behörden vor. Zunächst werden vermutlich die japanischen Oberhauswahlen abgewartet, die für Ende Juli angesetzt sind. Von etlichen Mainstream-Medien wird die "Entwarnung" der UN-Unterorganisation WHO weiterverbreitet, wonach der Super-GAU von Fukushima weder direkt zu Todesfällen noch zu einer erhöhten Zahl von Krebserkrankungen führen werde. Die atomkritische ÄrztInnen-Organisation IPPNW hat hingegen im März 2013 (siehe unseren Artikel v. 6.03.13) eine quantitative Abschätzung der gesundheitlichen Folgen vorgelegt, aus der hervorgeht, daß mit Zehntausenden zusätzlicher Krebserkrankungen allein in Japan aufgrund der Freisetzung von Radioaktivität infolge des Super-GAU von Fukushima zu rechnen ist.     Anmerkungen Siehe auch unsere Artikel:       Fukushima: Strontium im Grundwasser       (19.06.13)       Gerichtsurteil in Japan:       Kinder müssen in verstrahlter Region bleiben (24.04.13)       AKW-Ruine Fukushima       Notkühlung ausgefallen (19.03.13)       Fukushima mahnt       IPPNW-Report über Folgen des Super-GAU (6.03.13)       Französischer Physik-Professor fordert       Stilllegung des AKW Fessenheim (15.02.13)       Werden die belgischen Atomkraftwerke       Doel und Tihange wieder hochgefahren? 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