19.03.2013

AKW-Ruine Fukushima
Notkühlung ausgefallen

AKW Fukushima Daiichi, Cryptome 14, verkleinert
Fukushima (LiZ). Die Region Fukushima ist von einer weiteren radioaktiven Verseuchung bedroht. Das Notkühlsystem mehrerer Lagerbecken ist ausgefallen. Mehr als tausend hochradioaktive abgebrannte Brennstäbe liegen in der Ruine von Reaktorgebäude 4 in rund 30 Meter Höhe in einem dieser Lagerbecken.

Nach Angaben des nach der Reaktor-Katastrophe von Fukushima verstaatlichten Betreibers TEPCO fiel heute gegen 19 Uhr Ortszeit das Notkühlsystem für einen Teil der AKW-Ruine aus. Wegen einer defekten Schaltanlage habe die Kühlung der Lagerbecken mit hochradioaktiven abgebrannten Brennstäben der Reaktorblöcke ausgesetzt. Vor allem in dem Lagerbecken in der Ruine des Reaktors 4 erhöht sich damit drastisch das Risiko einer Kernschmelze und damit einer weiteren radioaktiven Verseuchung der Region Fukushima.

Die abgebrannten Brennstäbe mit vier Metern Länge und rund 300 Kilogramm Gewicht entwickeln nach wie vor Wärme, die permanent mit strombetriebenen Umwälzpumpen abgeleitet werden muß. Denn sobald die Temperatur 65 Grad übersteigt, wird es gefährlich. Da das Lagerbecken in der Ruine des Reaktors 4 nicht mehr von einer Schutzhülle umgeben ist, kann freiwerdende Radioaktivität in die Umgebung entweichen. Vermutlich darf das mit mehr als tausend Brennstäben bestückte Lagerbecken nur rund vier Tage ohne Kühlung bleiben bis die kritische Temperatur erreicht wird. Auch die Nachrichtenagentur Kyodo verbreitete, es blieben lediglich vier Tage Zeit, um den Schaden im Reaktor 4 zu beheben. In den anderen Becken steigt die Temperatur nach den vorliegenden Informationen langsamer. Nach Angaben TEPCO konnte die Kühlung des Beckens in Block 1 mittlerweile wiederhergestellt werden.

Sprecher von TEPCO zeigten sich zuversichtlich, auch die Kühlung der Becken 3 und 4 innerhalb von 24 Stunden wieder in Gang zu setzen. Der Konzern hat die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) über die Situation informiert. Eine Einordnung auf der internationalen Skala für Atom-Unfälle wurde bislang nicht veröffentlicht, da die IAEA nach eigenen Aussagen "in Kontakt mit den Verantwortlichen" stehe. Die Ursache für den Stromausfall ist offenbar noch unbekannt. Es wird aber laut japanischen Medien ein Problem an einer Schaltanlage vermutet. Der Stromausfall betreffe neun Anlagen der AKW-Ruine Fukushima Daiichi.

TEPCO stellt sich offenbar darauf ein, die Lagerbecken im Notfall erneut mit zusätzlichem Wasser von außen zu kühlen. Seit Beginn des Super-GAU am 11. März 2011 wurden viele Stellen der AKW-Ruine mit Löschwasser gekühlt. Wegen überlaufender Auffangbecken floß das radioaktiv kontaminierte Wasser immer wieder ins Meer. Auch das Grundwasser ist längst weiträumig kontaminiert.

Für TEPCO ist der Unfall ein Rückschlag bei den in den vergangenen Wochen verstärkt unternommenen Anstrengungen, die Bevölkerung mit angeblichen Erfolgen bei der Eindämmung des Super-GAU zu beruhigen. Die Ruine von Reaktorgebäude 4 wird seit Beginn dieses Jahres mit einem Spezialgerüst ummantelt. Auch wurden zusätzliche Verstrebungen unter dem Lagerbecken 4 eingezogen, um die wegen der Instabilität erhöhte Gefährdung durch weitere Erdbeben zu reduzieren. Um die Brennstäbe aus Lagerbecken 4 bergen zu können, müssen noch weitere Vorrichtungen installiert werden.

Im Juli 2012 hatte TEPCO die ersten beiden Brennstäbe aus 30 Metern Höhe mit automatischen Maschinen aus dem mit Wasser gefüllten Lagerbecken geborgen. Ende 2013 sollte der Abtransport der Brennstäbe in Zwischenlager beginnen. Für diese Arbeiten hat TEPCO 12 Monate eingeplant. Die Brennstäbe müssen unter Wasser in Transport-Behälter geladen werden.

Nachträgliche Infos vom 21.03.:
Mittlerweile scheint die Notkühlung wieder in Gang zu sein und es kursiert die Geschichte, eine Ratte sei an der Unterbrechung schuld gewesen - also könnte die sarkastische Schlußfolgerung gezogen werden: kein menschliches Versagen.

Der Super-GAU von Fukushima ist offensichtlich noch lange nicht unter Kontrolle.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Fukushima mahnt
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      Situation in Reaktor Fukushima Daiichi I spitzt sich zu
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