Fohlen mit lebenden Gen-Bakterien
in Schockemöhle-Gestüt gespritzt
Neustadt-Glewe (LiZ). Auf dem Gestüt Lewitz des früheren Springreiters Paul Schockemöhle hat der niederländische Pharma-Konzern Intervet vor wenigen Tagen die Freisetzung eines genmanipulierten Lebend-Impfstoffs für Pferde gestartet. In dieser Woche wurden die ersten Fohlen mit gefährlichen lebenden Gen-Bakterien gespritzt.
Ziel dieses Versuchs in dem "rot-schwarz" regierten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, dessen Landesregierung der Gentechnik Tür und Tor öffnet, ist laut Intervet-Angaben die Beantragung der Zulassung des Impfstoffs Equilis RodE bei der Europäischen Arzneimittelagentur. Der Impfstoff soll die Tiere gegen eine Erkrankung durch das Bakterium Rhodococcus equi immunisieren.
Hintergrund dieser auch aus der Sicht von naturnahen PferdehalterInnen unsinnigen Gentechnik-Versuche ist es, auf diese Weise die Massentierhaltung - auch aber nicht nur - von Pferden zu erleichtern. Denn wenn der Impfstoff einmal zugelassen ist, kann dieser in industriellen Zuchtfabriken eingesetzt werden, um Tausende von Pferden auf engstem Raum halten zu können. Auf dem Gestüt Lewitz bei Neustadt-Glewe, dem größten Gestüt Deutschlands, werden schon jetzt rund 4.000 Pferde gehalten. Mit Genmanipuliertem Impfstoff soll eine Massentierhaltung ohne Ansteckungsgefahr ermöglicht werden. Bei artgerechter und naturnaher Pferdehaltung stellt die Erkrankung dirch Rhodococcus equi ein sehr geringes Risiko dar.
Durch die Freisetzung werden nicht-zugelassene genmanipulierte Bakterien unkontrolliert in die Umwelt entlassen und gefährden die Gesundheit von Menschen und Tieren. Selbst der Pharma-Konzern Intervet kann nicht ausschließen, daß der Gen-Impfstoff Krankheiten beim Menschen verursacht. Besonders gefährdet sind Babys, Ältere und immungeschwächte Menschen.
Das für die Genehmigung der Freisetzung zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist "Verbraucherschutz"-Ministerin Ilse Aigner unterstellt. Wie bereits in anderen Fällen praktiziert, hat das BVL das Genehmigungsverfahren bis kurz vor Versuchsbeginn hinausgezögert. Auf diese Weise wurde nicht nur die Information der Öffentlichkeit sondern auch eine umfassende Antragsprüfung behindert. Obwohl die Gefahrlosigkeit des Mittels nicht belegt ist, soll der Antrag des Pharma-Konzern Intervet offenbar durchgewunken werden.
Zuständig für die Zulassung von genmanipulierten Tierarzneimitteln ist die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). Für Deutschland sitzt ein Vertreter des Paul-Ehrlich-Instituts im Beratergremium der EMA. Das Paul-Ehrlich-Institut ist eine Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministers für Gesundheit, Daniel Bahr. Die Stimme Deutschlands in diesem Gremium könnte bei der Bewertung neuer Anträge richtungsweisend sein. Doch bislang haben die VertreterInnen Deutschlands - gleichgültig, ob zu Zeiten von "Rot-Grün" (1998 bis 2005), von "Schwarz-Rot" (2005 bis 2009) oder von "Schwarz-Gelb" - auf europäischer Ebene nichts gegen die Zulassung gen-manipulierter Pflanzen oder Produkte unternommen. Viele TierhalterInnen wissen nicht, daß beispielsweise Pferde, Katzen und Kaninchen schon heute mit genmanipulierten Lebend-Impfstoffen behandelt werden dürfen. Es gibt weder eine Kennzeichnungspflicht der Medikamente noch eine Informationspflicht durch die TierärztInnen.
In dem Film "Gentechnik im Pferdestall" beantworten unter anderem der Tierarzt und ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Bayerischen Landestierärztekammer Dr. Rupert Ebner, der Tierarzt und Buchautor Dr. Gerd Heuschmann und die Gentechnik-Referentin im Umweltinstitut München, Anja Sobczak, einige wichtige Fragen:
Protest-Camp und teilweise Entschärfung
eines Genmais-Felds in Ostbrandenburg
Geringe Teilnahme stellt Frage
nach Weiterentwicklung der Aktionsformen (23.07.07)