IPCC-Weltklimabericht:
Lage noch nicht aussichtslos
Kopenhagen (LiZ). Der Weltklimarat IPCC legte heute die Zusammenfassung der drei Teile seines Weltklimaberichtes der Öffentlichkeit vor. Noch sei die Lage nicht aussichtslos, aber es sei schnelles Handeln geboten. Es bleibe nur noch wenig Zeit, doch eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf unter zwei Grad sei noch möglich.
Das Eis der Antarktis und Grönlands schmilzt immer schneller (Siehe unseren Artikel v. 29.10.14). Der Meeresspiegel steigt - nach neuen Erkenntnissen ist ein Anstieg um drei Meter schon nicht mehr zu verhindern. Die Konzentration an Treibhausgasen in der Erdatmosphäre ist inzwischen so hoch wie zuletzt vor drei Millionen Jahren im Pliozän. Der Weltklimarat IPCC mahnt, daß schnelles Handeln geboten sei. "Wir wissen, daß wir die Emissionen drastisch reduzieren müssen," sagte IPCC-Chef Rajendra Pachauri. An dem Bericht waren hunderte ehrenamtlich arbeitende Haupt-AutorInnen beteiligt. Der Weltklimarat, der 1988 gegründet wurde, umfaßt mittlerweile formell nahezu 200 Mitgliedsstaaten. Die UN-Organisation mit Sitz in Genf erhielt 2007 für ihren Kampf gegen den "Klimawandel" den Friedensnobelpreis.
Seit September 2013 hatte der IPCC seinen 5. Weltklimareport in drei Teilen veröffentlicht (Siehe unsere Artikel vom 27.09.13 und vom 31.03.14). Darin wird aufgezeigt, daß die menschengemachten klimatischen Veränderungen mit beschleunigtem Tempo voranschreiten. Die WissenschaftlerInnen wiesen zugleich nach, daß der Temperaturanstieg mit globalem Einsatz noch gebremst werden kann und ein rascher Wechsel auf erneuerbare Energien deutlich weniger kostet als die katastrophalen Auswirkungen eines weiteren Anstiegs der Treibhausgas-Konzentration. Zugleich muß die Zerstörung der Regenwälder gestoppt und stattdessen das Anpflanzen von Bäumen gefördert werden.
Von Seiten einer seit Jahrzehnten untätigen Parteien-Politik wurde heute wieder einmal beschworen, es gelte nun, "2015 in Paris ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen zu verabschieden". Zu erinnern ist jedoch an die Reihe leerer Versprechen aller bisherigen Weltklima-Gipfel:
"Bereits der 1987 veröffentlichte Bericht »Our common future« einer UN-Kommission enthielt eine deutliche Warnung vor den drohenden menschengemachten Klimaveränderungen auf diesem Planeten. 1990 fand eine gleichnamige UN-Konferenz im norwegischen Bergen statt. Resultat: Das Jahr 1990 wurde als Referenzjahr festgelegt, von dem ab »Verpflichtungen« zur Reduzierung von Klimagasen gerechnet werden sollten. Ein Beschluß über Maßnahmen, zu denen sich die teilnehmenden Staaten verpflichten könnten, wurde verschoben.
1992 fand die vielzitierte Konferenz in Rio statt. Es wurde eine »Rahmenkonvention« verabschiedet - wiederum ohne konkrete Verpflichtungen.
1993 wurde William »Bill« Clinton US-Präsident und zusammen mit seinem Vize Al Gore deklarierte er die Initiative für ein Weltklimaabkommen mit dem Ziel, bis 2010 eine weltweite Minderung der Treibhausgase um 50 Prozent zu erreichen.
Ab 1995 startete - in Berlin - die Serie der Weltklimakonferenzen. Von Beginn an aber trat die US-amerikanische Delegation als Bremser auf. Der als klimapolitischer Hoffnungsträger gehandelte Al Gore erschien schon gar nicht mehr zur Konferenz, um nicht in Verlegenheit zu kommen, dafür gerade stehen zu müssen.
Das Klimaprotokoll, das seine Bezeichnung einer dieser Konferenzen in Kyoto (1997) verdankt, war in seinen Grundelementen im Jahr 2001 fertig. Mittlerweile war Bush jr. US-Präsident geworden. Aber schon zuvor war klar, daß die USA das Abkommen nicht mittragen würden, obwohl es in seinen Verpflichtungen weit hinter den von ihnen selbst einst vertretenen Zielsetzungen zurückblieb - im Schnitt sechs Prozent Emissionsminderung bis 2012. Und das allein für Industriestaaten, obwohl zu diesem Zeitpunkt das von der UN eingesetzte 'Intergovernmental Panel on Climate Change' eine mindestens weltweite Minderung von 60 Prozent bis 2050 als erforderlich betrachtet hatte.
Das Kyoto-Protokoll selbst trat erst im Februar 2005 in Kraft, weil erst durch den Beitritt Rußlands das vereinbarte Staatenquorum erreicht war. Zu diesem Zeitpunkt waren die weltweiten Klimagas-Emissionen seit 1990 um etwa 40 Prozent gestiegen - schneller als je zuvor, und das trotz des zwischenzeitlichen Zusammenbruchs der russischen Wirtschaft."
(Die vorangegangenen 6 Abschnitte:
Hermann Scheer in 'Publik Forum', 14/07, 27. Juli 2007)
Wie kaum anders zu erwarten war die dreizehnte UN-Weltklima-Konferenz im Dezember 2007 auf Bali nicht mehr als eine Show. Kaum nötig zu erwähnen, daß selbst ein (ohne konkrete Vorgaben unverbindliches) Ziel wie die im Entwurf zur Abschluß-Deklaration enthaltene Formulierung, bis 2050 eine Reduktion der Treibhausgase um mindestens die Hälfte zu erreichen, gestrichen wurde. Kaum nötig zu erwähnen, daß in der Deklaration auch auf die Ergebnisse des Wissenschaftsrates IPCC über die Ursachen und Folgen des Klimawandels nur noch in zwei Zeilen hingewiesen wurde. Und ebenfalls kaum nötig zu erwähnen, daß von erneuerbaren Energien im gesamten Dokument nirgends die Rede war.
Auch die Klima-Konferenz in Bonn im Juni 2009 ging wie zu erwarten ohne jedes substantielle Resultat zu Ende. Dennoch war erneut von etlichen großen Umwelt-Organisationen hinterher von "großer Enttäuschung" die Rede.
Nicht anders war es beim Weltklima-Gipfel in Kopenhagen im Dezember 2009 oder bei dem in Cancún im Dezember 2010 oder dem in Doha im Dezember 2012. Es ist allerhöchste Zeit, daß sich die Erkenntnis um die Folgenlosigkeit aller internationalen Klimakonferenzen verbreitet. Ihre einzige Wirkung bestand darin, den Regierungen als Feigenblatt für nationale Untätigkeit zu dienen - nach dem Motto "global reden - national aufschieben" wie es Hermann Scheer, Präsident von Eurosolar und Träger des Alternativen Nobelpreises, ausdrückte.
Zum Jahresanfang 2014 teilte die nationale Energiebehörde EIA mit, daß auch die energiebedingten CO₂-Emissionen der USA im Jahr 2013 um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. 2013 waren die USA für 5.400 Millionen Tonnen Kohlendioxid verantwortlich - zum Vergleich: Die EU im Jahr 2011 für rund 4.550 Millionen Tonnen CO₂.
UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hatte im September zum Klima-Sondergipfel nach New York geladen. Mehr als 120 Staats- und RegierungschefInnen waren der Einladung gefolgt, doch auch diesmal wurden die Hoffnungen auf substantielle Verpflichtungen enttäuscht.
Die Menschheit wird derzeit in einem Intelligenz-Test geprüft, der darüber entscheidet, ob sie auf diesem Planeten (einen zweiten gibt's nicht zu kaufen) überleben wird. Die entscheidende Frage lautet, wie lange sie noch mehrheitlich korrupten PolitikerInnen vertraut, die lediglich von Klimaschutz-Zielen fabulieren, aber zugleich den Ausbau der erneuerbaren Energien sabotieren.
Kommentar:
Es ist höchste Zeit, daß die Mehrheit, die die Zeichen der Zeit erkannt hat und bereit ist, sich persönlich für eine tiefgreifende Wende einzusetzen, aktiv wird. Dies kann sich nicht auf Veränderungen des persönlichen Verhaltens und auf Eigeninitiative beschränken, sondern muß zugleich auf eine demokratische Umgestaltung der Gesellschaft zielen. Solange jedoch die Macht in einer demokratisch nicht kontrollierten Wirtschaft konzentriert ist, werden alle Versuche der Veränderung kläglich scheitern. Entscheidend ist es daher, demokratische Entscheidungen in der Wirtschaft durchzusetzen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Westantarktis schmilzt unaufhaltsam
Anstieg des Meeresspiegels um 3 Meter (29.10.14)
310.000 beim People's Climate March
Größte Klimaschutz-Demo aller Zeiten (22.09.14)
Klima: Neuer Negativ-Rekord der
CO₂-Konzentration in Erdatmosphäre (11.09.14)
Bundesregierung und Klimaschutz:
Ist der Ruf erst ruiniert... (2.09.14)
Deutsche Kohlekraftwerke sind führend
in Europa auf Weg in Klimakatastrophe (22.07.14)
Gabriel blockiert Energie-Wende
EEG de facto abgeschafft (27.06.14)
Obama plötzlich für Klimaschutz?
...zweieinhalb Jahre vor Amtsende (3.06.14)
Antarktis schmilzt schneller
Wilkes-Becken instabil (5.05.14)
IPCC warnt eindringlich:
Artensterben, Hungersnöte, Bürgerkriege (31.03.14)
Klimakatastrophe rückt schneller näher
Eisschmelze auf Grönland beschleunigt (17.03.14)
Klimakatastrophe rückt schneller näher
Rückkopplung durch Eisschmelze in Arktis (21.02.14)
2013: Schwarzes Jahr für Solar
55 Prozent Rückgang gegenüber 2012 (10.01.14)
16,5 Prozent sind SUV
Psychische Probleme nehmen zu (23.12.13)
Klimakatastrophe ist Gemeinwohl
Braunkohleabbau triumphiert vor Gericht (17.12.13)
Wetterextreme in Europa infolge
des Abschmelzens der Arktis (8.12.13)
Heuchler vor dem Herrn
Die klimafreundlichen Sandalen der Bischöfe (6.12.13)
Auftauende Permafrostböden
17 statt 8 Millionen Tonnen Methan (2.12.13)
Weltklima-Konferenz wieder erfolgreich
beim Vertagen wirksamer Schutz-Maßnahmen (22.11.13)
Klima: WMO gibt neuen Höchststand
bei CO₂ bekannt (6.11.13)
Zerstörung des Planeten wird teuer
17 Milliarden Euro in neun Monaten (23.10.13)
IPCC legt neuen Klimabericht vor
Der Meeresspiegel steigt schneller (27.09.13)
Grönland: Eisverlust dreimal so hoch
wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre (18.09.13)
Klimakatastrophe
Wenn der Meeresspiegel um 66 Meter steigt (27.08.13)
Klima
Neuer Höchststand bei CO₂ (11.05.13)
Die Klimaheuchler
Kretschmann gehört zur Spitze (10.04.13)
Jährlich 3.100 Tote
durch deutsche Kohlekraftwerke (3.04.13)
Braunkohle-Protest in Brandenburg
Sternmarsch gegen "rot-rote" Energiepolitik (6.01.13)
Kältetote in Rußland
Wärmerekord in Süddeutschland (26.12.12)
Schneefall verstärkt Eisschmelze
in der Antarktis (15.12.12)
Worte und Taten
Deutsche Bischöfe auf der Fahrt in die Klimahölle (5.12.12)
Klima-Gipfel in Doha scheitert nicht
Zweck erfüllt (4.12.12)
Klima
Eisschmelze läßt Meeresspiegel ansteigen (30.11.12)
Erfolg für Klimarettung
Kohlekraftwerks-Projekt Staudinger gestoppt (13.11.12)
Bundesregierung bremst
Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)
Klima
Schlimmste Eisschmelze der Arktis seit über 30 Jahren
(28.08.12)
Klima
Grönland verliert massiv Eis (19.07.12)
Energie-Wende? Centrotherm insolvent
"Schwarz-Gelb" zerschlägt deutsche Solar-Branche
(12.07.12)
Klima
Gletscher in den Alpen schmelzen ab (3.07.12)
Klima
Antarktisches Schelfeis schmilzt (9.05.12)
Klima und Arktis
Schlimmste Eisschmelze seit 1450 Jahren (24.11.11)
Die Dreckschleudern der Nation
PolitikerInnen und ihre Dienstlimousinen (18.04.11)
Nur heiße Luft in Cancún
Keine konkreten Verpflichtungen (12.12.10)
Arktis schmilzt in Rekord-Tempo
Eisbären gefährdet (9.07.10)
Klima: Grönland steigt empor
wegen Gletscherverlust (22.05.10)
Klima: Gewaltige Mengen Methan
aus dem Boden des Nordpolarmeeres (5.03.10)
Erwartungen an den Klimagipfel in Kopenhagen?
Entscheidend sind nicht Worte, sondern Taten (3.12.09)
Klimawandel beschleunigt
Ost-Antarktis verliert Eis (2.12.09)
Schmelzen des Arktis-Eises
und Gefahr des Klima-Kollaps (3.09.09)
Klima-Konferenz in Bonn wie zu erwarten
ohne Ergebnisse
Obama produziert nur heiße Luft (12.06.09)
Klima:
Unverminderter Gletscherschwund in den Alpen
(10.04.09)
Neue Klimastudie: Beschleunigtes Tempo
Kipp-Punkt näher als bislang vorhergesehen (16.02.09)
Klima: Erneut Extremsituation in der Arktis
PolitikerInnen handeln entgegen ihren Versprechungen
(18.09.08)
Klima vor Kipp-Punkt
Erdgeschichte: Plötzliche klimatische Veränderungen...
(7.09.08)
WWF: Eis der Arktis schmilzt schneller als erwartet
Bereits im Sommer 2013 eisfrei? (25.04.08)
Klimaforscher James Hansen: Erde an kritischem Punkt
(6.04.08)
Gigantischer Eisblock bricht in der Antarktis ab
Klimakatastrophe rückt näher (25.03.08)
Tempo des Klimawandels steigt
Beschleunigtes Schmelzen der Gletscher (15.03.08)
Klimawandel in der Antarktis
bedroht Königspinguine (26.02.08)
Auch die Antarktis schmilzt schneller als bisher erwartet
(14.01.08)
Bali:
eine Bilanz (15.12.07)
Nordpol schmilzt schneller als je zuvor
Klimakatastrophe ist nicht nur ein Wort (13.12.07)
Arktis-Eis schmilzt dramatisch schnell
Mit Vollgas in die Klimakatastrophe (2.09.07)
Kabinettsklausur in Schloß Meseberg
Ein Gipfel an Klima-Heuchelei (25.08.07)
Nordpol schmilzt
Klimakatastrophe rückt näher (19.09.06)
Klimakatastrophe und Polarmeere
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse (17.05.05)
Klimakatastrophe zeigt sich
bereits an Erwärmung der Ozeane (26.02.05)
EU weiter Richtung Klimakatastrophe
Deutschland schlechtes Mittelfeld
9. UN-Klimakonferenz in Mailand (7.12.03)