Wikileaks klagt Google an:
eMails an US-Behörden weitergeleitet
Genf (LiZ). Wikileaks-MitarbeiterInnen und von der Organisation beauftragte JuristInnen klagten auf einer Medien-Konferenz den IT-Konzern Google an. Dieser habe allein von Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson 43.000 eMails an die US-Behörden weitergeleitet.
Wie Google selbst den drei Wikileaks-MitarbeiterInnen Sarah Harrison, Kristinn Hrafnsson und Joseph Farrell gegenüber offenbarte, habe der IT-Konzern den US-Behörden nach einem geheimen Durchsuchungsbefehl sämtliche Inhalte ihres eMail-Verkehrs im Jahr 2012 übermittelt. Darüber hinaus lieferte Google eMail-Kontaktlisten, IP-Adressen, gelöschte eMail-Nachrichten und -Entwürfe der drei NutzerInnen an die staatlichen Schnüffel-Organe. Dieser Durchsuchungsbefehl war mit einer sogenannten Gag-Order versehen, die es Google untersagte, den Bespitzelungs-Vorgang zu veröffentichen. Dieser "Maulkorb-Erlaß" wurde erst Ende 2014 teilweise aufgehoben und hat nun zu einer Beschwerde der Wikileaks-AnwältInnen geführt. Aus den jetzt veröffentlichten Informationen geht hervor, daß die US-Behörden ihre Schnüffelei mit Ermittlungen wegen "Spionage und Diebstahl von Regierungseigentum" begründeten.
Selbstverständlich sei sensible Wikileaks-Kommunikation niemals über eMail-Konten bei Google gelaufen, erklärte das Whistleblower-Portal. Zugleich kritisierte Wikileaks die aufgedeckte Überwachung durch US-Behörden als "weltweit koordinierten Angriff auf die Pressefreiheit". Diese Überwachung zeigt, wie wichtig Verschlüsselungsprogramme wie GPG beim eMail-Verkehr sind.
Auf der ursprünglich wegen des turnusmäßig anstehenden Berichts des UN-Menschenrechtsrates über Rechtsverletzungen in Schweden angesetzten Medien-Konferenz, gab Wikileaks zudem bekannt, daß der seit 19. Juni 2012 in der Botschaft Ecuadors in London festsitzende Wikileaks-Gründer Julian Assange seinen unfreiwilligen Aufenthaltsort auch dann nicht verlassen kann, wenn der europäische Haftbefehl gegen ihn aufgehoben wird. Denn die britischen Behörden haben angekündigt, Assange auch in diesem Fall sofort nach Verlassen der Botschaft Ecuadors festzunehmen und nach Schweden auszuliefern. Eine Sprecherin der ecuadorianischen Botschaft bestätigte in Genf, daß Assange weiterhin Asyl gewährt werde.
Der aktuelle Berichts des UN-Menschenrechtsrates kritisiert den Umgang Schwedens mit dem Australier Julian Assange: Da die schwedischen Behörden die angebotene Befragung Assanges in der ecuadorianischen Botschaft dezidiert ablehnen, handele es sich um Mißachtung der Menschenwürde. Zudem kritisiert der Bericht, daß auch eine Befragung per Video durch die schwedischen Behörden abgelehnt wird. Die gegen Assange in Schweden vorgebrachten Anschuldigungen (Siehe unseren Artikel v. 18.11.2010) werden demnächst in dritter Instanz in Schweden vor Gericht verhandelt.
Assange weigerte sich, unter den gegebenen Umständen zu einer Befragung nach Schweden zurückzukehren. Denn er muß befürchten, daß er von den schwedischen Behörden an die USA ausgeliefert wird. Dort ist mit einer Anklage wegen Spionage und einer langjährigen Haftstrafe zu rechnen. Wikileaks hatte sich unter anderem durch die Veröffentlichung der US-Depeschen (siehe unseren Artikel vom 29.11.10) und des Irak-Kriegs-Videos (siehe unseren Artikel vom 6.04.10) den Haß der Mächtigen in den USA zugezogen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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nach Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung
(12.01.15)
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