Negativ-Rekord bei arktischem Eis
Eisschild immer kleiner und dünner
Boulder (LiZ). Im Winter erreicht der arktische Eisschild unseres Planeten üblicher Weise sein jährliches Maximum. Diesmal mußte die geringste Winter-Ausdehnung aller Zeiten verzeichnet werden. WissenschaftlerInnen sehen den seit Jahren zu beobachtenden Abwärts-Trend bestätigt.
Zuvor wurde im Januar ein trauriger Rekord gemeldet: Das Jahr 2014 war das wärmste Jahr in Deutschland seit über 130 Jahren - seit dem Beginn regelmäßiger Temperaturmessungen im Jahr 1881 (Siehe unseren Artikel v. 4.01.15).
Das arktische Meereseis wird seit 1979 mit Hilfe von Satelliten beobachtet. In einem jährlichen Zyklus nimmt das Eis der Arktis im Winter in der Dunkelheit und Kälte der Polar-Nacht zu, um danach bis zum Spätsommer wieder zu schrumpfen. Nach Angaben des US-amerikanische Nationalen Datenzentrums für Schnee und Eis (NSIDC) an der Universität von Colorado in Boulder wurde in diesem Winter die geringste Ausdehnung seit Beginn der Messungen verzeichnet. Demnach erreichte das Arktis-Eis am 25. Februar eine maximale Ausdehnung von nur noch 14,54 Millionen Quadratkilometern. Verglichen mit der durchschnittlichen Winter-Ausdehnung der Jahre 1981 bis 2010 ging in der Arktis eine Eis-Fläche von fast 1,1 Millionen Quadratkilometern und damit nahezu 8 Prozent verloren.
Wie im Winter ist auch bei der Eis-Fläche der Arktis im Spätsommer ein Abwärts-Trend festzustellen. So waren in den 1980er-Jahren im September meist noch um die sieben Millionen Quadratkilometer Eis zu verzeichnen. In den vergangenen Jahren waren es meist nur noch vier Millionen - bei einem Minus-Rekord von 3,41 Millionen Quadratkilometern im Jahr 2012. Es ist daher damit zu rechnen, daß im Sommer 2015 erneut Nordost- und Nordwestpassage in der Arktis zugleich eisfrei sein werden. Die dramatischen Veränderungen in der Arktis und der Antarktis zeigen deutlich die Folgen des menschengemachten Ausstoßes von Klimagasen.
Die menschengemachten klimatischen Veränderungen führten im vergangenen Jahr zu ungewöhnlichen Wetter-Konstellationen über dem Pazifik und dem Nordatlantik, die ihrerseits den negativen Effekt auf das Arktis-Eis verursachten. Die Durchschnitts-Temperaturen in der Barentssee zwischen Spitzbergen und der russischen Inselgruppe Franz-Josef-Land lagen in den ersten beiden März-Wochen acht bis zehn Grad über den Mittelwerten.
Immer mehr Informationen deuten darauf hin, daß eine sich selbst verstärkende Negativ-Spirale in Gang gesetzt wurde: Wenn weniger Eisschollen im Wasser treiben, wird die Meeresoberfläche im Durchschnitt dunkler. Die bewirkt wiederum, daß weniger Strahlungs-Energie der Sonne in Weltall reflektiert wird - das Meereswasser erwärmt sich weiter und im darauffolgenden Winter geht die Eis-Fläche erneut zurück.
Laut einer im Fachmagazin 'The Cryosphere' veröffentlichten Untersuchung stellten WissenschaftlerInnen fest, daß das einjährige Eis im Sommer häufiger verschwindet, während dicke Schollen, die sich über mehrere Winter hin gebildet haben, deutlich seltener geworden sind. Außerdem ist die durchschnittliche Eisdicke in der Polar-Region zwischen 1975 und 2012 um 65 Prozent zurückgegangen. "Daten von Satelliten und von U-Booten deuten darauf hin, daß im zentralen Arktischen Ozean die Eisdicke nur noch bei 1,25 Metern liegt, während es Mitte der 1970er-Jahre noch 3,6 Meter waren," ergänzt NSIDC-Forscherin Julienne Stroeve.
Eisbär, Polarfuchs und andere Tierarten der Arktis und angrenzender Gebiete sind durch die in erdgeschichtlichem Maßstab rasend schnell ablaufenden Veränderungen von der Ausrottung bedroht.
Anmerkungen
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