Artenvernichtung
Esoterik tötet Nashörner
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Pretoria (LiZ). Von Jahr zu Jahr werden in Afrika mehr Nashörner gewildert. Ursächlich hierfür ist vor allem die Kombination von Esoterik und Reichtum in Asien.
Bei Esoterik handelt es sich um den Glauben an Dinge oder Wirkungen, die nicht nachgewiesen sind. Beispiele hierfür sind der Glaube an die Jungfrauengeburt und an die These, das zermahlene Horn des Rhinozeros sei ein Potenzmittel. Letzteres Beispiel ist ein kaum widerlegbares Argument gegen die heute weit verbreitete, scheinbar tolerante Ansicht, Esoterik sei unschädlich. Nach wie vor gilt das zermahlene Horn des Nashorns in der sogenannten Chinesischen Medizin als Heilmittel. Und diese rückständige Dummheit sorgt in Kombination mit dem in Südostasien - besonders in China und Vietnam - innerhalb weniger Jahrzehnte bei einer kleinen Oberschicht entstandenen extremen Reichtum für eine Nachfrage, die den Fortbestand der Nashörner in Afrika gefährdet. Im Jahr 2009 gab es noch etwa 50 bis 60 wildlebende Exemplare des Java-Nashorns im Ujung-Kulon-Nationalpark an der Westspitze Javas. Heute gilt es bereits als ausgerottet. Die Spezies der Java-Nashörner fiel der Wilderei zum Opfer.
Zeitweise konnte der illegale Handel mit Elfenbein ausgetrocknet werden, indem 1989 weltweit das Verbot von Elfenbein-Handel durchgesetzt wurde. Dieses Beispiel zeigt, daß es mit Erfolg gelingen kann auf der Nachfrage-Seite anzusetzen. Dagegen war war die Wirkung einer legalen Elfenbein-Auktionen unter Aufsicht des Sekretariats des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens CITES im Herbst 2008 verheerend. Diese Auktion hatte nachweislich für eine Belebung des internationalen Marktes für Elfenbein gesorgt.
Das Horn von Nashörnern bringt in Pulverform auf dem südostasiatischen Schwarzmarkt rund 50.000 Euro pro Kilogramm. Diese Nachfrage hat in den vergangenen Jahren die Wilderei in Afrika von Rekord zu Rekord getrieben. Hier die Zahlen allein aus Südafrika:
Jahr
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Gewilderte Nashörner
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2005
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13
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2006
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24
|
2007
|
13
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2008
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83
|
2009
|
122
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2010
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333
|
2011
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448
|
2012
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668
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In ersten Halbjahr 2013 wurden in Südafrika bereits 461 Nashörner gewildert - allein 288 Tiere im Krüger Nationalpark. Den Behörden ist es offenbar nicht möglich, dem effektiv etwas entgegenzusetzen.
Im Krüger Nationalpark spielen sich mittlerweile kriegsähnliche Szenen ab. Über die 350 Kilometer lange ungesicherte Grenze zu Mosambik kommen die meisten Wilderer. An sie werden in der Regel nur geringe Prämien ausbezahlt, denn etwa an arbeitslosen ehemaligen Söldnern herrscht in Afrika kein Mangel. Die Profite verbleiben meist bei den Mittelsmännern aus Südostasien. Dabei ist die Wilderei ein riskantes Geschäft. Mehr als 280 Mosambikaner wurden seit 2008 von südafrikanischen Rangern und Militärs beim Nashornwildern erschossen. Und während Wilderei im Nachbarland derzeit noch mild geahndet wird, verhängte Südafrika im April eine Gefängnisstrafe von 15 Jahren für zwei Mosambikaner, die auf frischer Tat verhaftet worden waren.
Nachdem sich die Aufrüstung der südafrikanischen Ranger mit Radarsystemen und Drohnen wegen der dichten Buschbestände als unzuverlässig erwiesen hat, wurden verstärkt Flugüberwachung und Spürhunde eingesetzt. Doch die aktuellen erschreckenden Zahlen belegen, daß es wenig effektiv ist, an diesem Ende der Vermarktungskette anzusetzen. Vor diesem Hintergrund wirkt das Versprechen des US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama bei seiner Afrika-Visite, zehn Millionen US-Dollar für Trainingsmaßnahmen und technische Unterstützung vor Ort zur Verfügung zu stellen, mehr als lächerlich.
In einer Art Verzweiflungsakt will die südafrikanische Regierung die Freigabe des Handels mit den Hörnern erwirken. Das Handels-Verbot ist zwar seit 1977 in Kraft, wird jedoch nicht wirkungsvoll umgesetzt. Die Regierung in Pretoria will einen Antrag auf Aufhebung des Verbots bei der nächsten Artenschutzkonferenz 2016 einbringen. Sie hofft, daß ein legalisierter Handel sich einfacher kontrollieren ließe. Das erwähnte Beispiel beim Elfenbein-Handel hat jedoch bereits in den vergangenen fünf Jahren das Gegenteil erwiesen. Tier- und Naturschutzverbände kritisieren daher die Erwägungen der südafrikanischen Regierung.
Anmerkungen
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