11.07.2019

EU-Gericht: Bisphenol-A gefährlich
Teilweises Verbot erst 2020

Hormonella in der Dose - Grafik: Samy - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Luxemburg (LiZ). Nach einem Urteil des EU-Gerichts wird die in vielen Alltagsprodukten enthaltene Chemikalie Bisphenol-A zu recht als "besonders besorgniserregend" eingestuft. Mit dieser Entscheidung wiesen die RichterInnen eine Klage der Kunststoff-Industrie ab.

Schon seit über zehn Jahren ist bekannt, daß die schädliche Chemikalie Bisphenol-A auch aus Plastikflaschen in die darin enthaltenen Getränke übergeht (Siehe unseren Artikel v. 12.03.09). Im darauffolgenden Jahr wurde bekannt daß die hormonell wirksame Chemikalie auch aus der Innenbeschichtung von Dosen auf die darin abgefüllten Getränke wie Bier und Limo übergeht (Siehe unseren Artikel v. 24.02.10). Ebenfalls schon seit damals ist bekannt, daß Bisphenol-A auch in Schnullern, Babyflaschen, Konservendosen, Zahnfüllungen und Thermopapier enthalten ist. Im Falle von Thermopapier: Beispielsweise dem Kassenbon im Supermarkt. In Babyflaschen ist die Chemikalie immerhin seit 2011 EU-weit verboten. Doch bei Thermopapier gilt eine lange Übergangsfrist und dieses ist erst ab 2020 verboten.

Wer seinen Müll sorgfältig trennt, der hat sich die Frage sicher schon öfter gestellt: Warum darf eigentlich Thermopapier wie Kassenbons oder Tickets nicht ins Altpapier, sondern gehört in den Restmüll? Der Grund: Bisphenol-A. Denn landet Bisphenol-A im Altpapier, kann der Stoff über recycelte Papierprodukte wie Toilettenpapier erst in Kläranlagen und dann in die Umwelt gelangen. Was leider schon lange passiert ist. Und zwar in solchen Mengen, daß laut wissenschaftlichen Untersuchungen die Chemikalie Fische und Amphibien bei der Fortpflanzung und Entwicklung schädigt.

Erst im Jahr 2016 hatte die Europäische Kommission eine entsprechende Verordnung erlassen, die Bisphenol-A als schädlich für die Fortpflanzungsfähigkeit einstufte. Und 2017 beschloß die europäische Chemikalienagentur Echa, die Chemikalie in die Warnliste der "besonders besorgniserregenden" Stoffe in der Europäischen Verordnung über die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe aufzunehmen.

Trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse hatte die Kunststoff-Industrie gegen den Beschluß der EU-Staaten geklagt. Doch die RichterInnen des EU-Gerichts in Luxemburg kamen nun zu dem Ergebnis, daß Bisphenol-A zu recht als "besonders besorgniserregender Stoff" eingestuft wurde (Az. T-185/17).

Bisphenol-A ist nach Angaben des Umweltbundesamts eine der am meisten genutzten Chemikalien. Weltweit werden jährlich rund 3,8 Millionen Tonnen davon hergestellt.

 

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Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Glyphosat-Verbot in Österreich
      Wird es von EU-Kommission wieder gekippt? (3.07.19)

      500 pestizidfreie Kommunen
      Positiver Trend pro Artenschutz (2.07.19)

      Vom Winde verweht:
      Pestizide in der Luft im Vinschgau (9.03.19)

      Dioxine in Plastik-Spielzeug
      BUND fordert strengere Gesetze (23.11.18)

      Industrielle Landwirtschaft und Nitrat
      Europäischer Gerichtshof verurteilt Deutschland (21.06.18)

      Hormongift in der Dose
      Bisphenol A in Lebensmittel-Konserven nachgewiesen
      (15.08.17)

      Nitrat: "Schwarz-Rot" versucht der
      Klage der EU zu entgehen (17.02.17)

      Hormongifte in Lebensmitteln
      Gefährliche Rückstände aus Pestizid-Einsatz (16.12.16)

      Nitrat: EU verklagt BRD
      Zu viel Gülle im Grundwasser (7.11.16)

      Gen-Pollen und Glyphosat häufig im Honig
      "Ungenügend" für Honig von Aldi (1.11.16)

      Falschspiel bei Glyphosat-Zulassung
      Berlin schiebt Verantwortung auf EU (29.06.16)

      Glyphosat in konventionellem Wein
      und Traubensaft (12.05.16)

      Nitrat im Grundwasser
      EU verklagt Deutschland (9.04.16)

      Glyphosat in vielen Lebensmitteln
      Bundesregierung verharmlost Pestizid (27.02.16)

      Pestizid in deutschen Bieren
      Rein trotz Glyphosat? (25.02.16)

      Global 2000: Naturkosmetik-Check
      Frei von hormonell wirksamen Stoffen (21.02.16)

      Giftiges Trinkwasser in US-Stadt Flint
      seit März 2014 (18.01.16)

      Bienensterben, Pestizide und Gen-Mais
      US-Regierung unterdrückt Forschung (29.10.15)

      Thunfisch und Quecksilber
      EU-Kommission will Grenzwert lockern (16.09.15)

      Pestizid-Fraß im US-Kongress
      Cafeteria serviert Neonicotinoide (8.08.15)

      Wachsender Widerstand in Ghana
      gegen "Monsanto-Gesetz" (1.06.15)

      March against Monsanto
      Hunderttausende demonstrieren weltweit (26.05.15)

      EU-Kommission pusht Gen-Technik
      19 genmanipulierte Pflanzen zugelassen (24.04.15)

      Pestizide für Bienensterben ursächlich
      Industrielle Landwirtschaft zerstört
      Lebensgrundlagen (9.04.15)

      Urteil pro Bienenschutz
      BUND siegt gegen Bayer-Konzern (11.03.15)

      Gen-Äpfel in USA zugelassen
      "Unnötig und unverantwortlich" (16.02.15)

      Hormone aus der Getränke-Dose
      DUH warnt vor Gesundheitsgefahr (3.02.15)

      Wieder Gift in Fingerfarben
      Kinderleben nichts wert (31.01.15)

      "Wir haben es satt!"
      45.000 für eine Agrar-Wende (17.01.15)

      Industrielle Landwirtschaft gefährdet Grundwasser
      Strenge Düngeverordnung gefordert (24.10.14)

      Gift in Kinder-Kleidung und -Schuhen
      Greenpeace testete Aldi, Lidl, REWE und Tchibo (23.10.14)

      Hohe Quecksilber-Belastung
      in österreichischen Fischen (7.10.14)

      Industrielle Landwirtschaft tötet
      Fischsterben in der Elbe (24.07.14)

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      in Europa auf Weg in Klimakatastrophe (22.07.14)

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      Giftiges Chrom im Trinkwasser
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      Toscanella = Toxanella
      Boykott-Aufruf gegen Syngenta-Tomaten (12.06.10)

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      Hormone im Klärwasser
      Arzneimittelrückstände bedrohen Fische (17.04.10)

      Hormone aus der Dose
      Bisphenol A in Bier und Softdrinks (24.02.10)

      Gefahren durch Nano-Silber
      BUND fordert Verbot (2.12.09)

      Phthalate im Plastik und Spielzeugpanzer
      Werden unsere zukünftigen Männer verweichlicht?
      (16.11.09)

      Hormon-Chemie in Babyschnullern
      Gefährliches Bisphenol-A entdeckt (1.10.09)

      Plastik-Reste bedrohen die Weltmeere
      Riesige schwimmende Müllhalden (22.08.09)

      Krebsgefahr:
      Pestizide in Kirschen (15.06.09)

      Krebsgefahr durch Badelatschen
      Weichmacher im Gummi (1.04.09)

      Hormone im Mineralwasser
      Plastikflaschen nach wissenschaftlicher Studie in der Kritik
      (12.03.09)

      Greenpeace prangert Chemie-Konzerne an
      Umweltgefahren durch Pestizide (16.06.08)

      Skandal: Hormon-Chemie in
      Baby-Nahrung und Kinder-T-Shirts (30.07.07)

      Nano-Technologie
      Ebenso vielfältig wie gefährlich (10.06.07)

      Wird das Ozonloch größer? (8.01.07)

      Bayer-Konzern gefährdet Kinder
      Japanische WissenschftlerInnen belasten den Chemie-Multi
      (11.01.05)

      Bayer-Konzern verseucht Wasser in Südafrika
      Hochgiftiges Chrom (22.11.04)

      Chemie im Blut von Kindern (30.10.04)

      Gift in Schwimmringen und Badelatschen (29.06.04)

      Weiche Babys Dank Phthalat
      Giftige Weichmacher deutscher Firmen
      in Medizinprodukten (23.06.04)

      Gefahren durch Kunststoffe
      Weichmacher gefährlicher und weiter verbreitet
      als vermutet (9.04.04)

      JedeR vierte AustralierIn hat Hautkrebs
      Ozonloch und Chemiepolitik (5.03.04)

      Schwimmhilfen mit horrenden Giftmengen
      Fast alle Schwimmflügel und Schwimmringe "ungenügend"
      getestet (5.07.03)

      Greenpeace-Studie:
      "Chemie außer Kontrolle" (2.07.03)

      Gift im Geld
      Das Hormongift Tributyzinn (TBT) ... (9.01.02)