Gen-Pappeln bedrohen die Natur
Freilandversuch angekündigt
Laholm (LiZ). Schwedische WissenschaftlerInnen wollen Pappeln, die mit Hilfe der CRISPR-Technik genetisch manipuliert wurden, freisetzen. Gentechnik-KritikerInnen warnen vor Freilandversuchen mit Bäumen, da deren Pollen und Samen vom Wind, Bienen oder Vögeln über viele Kilometer hin verbreitet werden können.
Fünf Jahre lang wollen schwedische WissenschaftlerInnen Gen-Pappeln im Freien testen. Aus dem Erbgut der Bäume wurde mit Hilfe der CRISPR-Technik ein Gen herausgeschnitten. Bei diesem hochriskanten Versuch geht es allein darum, den Profit beim Holzertrag durch ein künstlich beschleunigtes Wachstum zu steigern. Die schwedischen Behörden haben den Freisetzungs-Versuch bislang noch nicht bewilligt.
Die Freisetzung der Gen-Pappeln soll im südschwedischen Laholm unter Federführung der Universität Umeå auf einer Fläche von rund einem Hektar stattfinden. In dem entsprechenden Antrag der WissenschaftlerInnen, den das Joint Research Center der EU-Kommission veröffentlicht hat, wird das Risiko heruntergespielt: Dieses werde "minimiert", indem "Blüten entfernet, Zäune errichtet und Pufferzonen anlegt" würden. Zugleich heißt es von Seiten der Gentechnik-WissenschaftlerInnen, ein Risiko, daß mit der genmanipulierten DNA natürliche Pappeln kontaminiert werden können, bestehe "wahrscheinlich nicht". Die "optimale Phänologie" werde "wahrscheinlich bereits durch die Natur selektiert".
Gentechnik-KritikerInnen warnen seit langem vor Freilandversuchen mit Bäumen, da deren Pollen und Samen vom Wind, Bienen oder Vögeln über viele Kilometer hin verbreitet werden können. Hierbei können sich die gentechnische Veränderung auf natürliche Verwandte übertragen. Im Falle von genmanipuliertem Raps konnte bereits vor Jahren entsprechende genmanipulierten DNA am Straßenrand in nahe verwandten Pflanzen, die der Raps in großer Zahl besitzt, nachgewiesen werden. Ein Team von unabhängigen WissenschafterInnen der Universität von Arkansas hat anhand konkreter Feldforschung im US-Bundesstaat North Dakota in 80 Prozent der untersuchten Wildpflanzen Gene festgestellt, die aus genmanipuliertem Raps stammten (Siehe unseren Artikel v. 6.08.10).
Dennoch gibt es bis heute mangels entsprechender Forschungsgelder keine wissenschaftlichen Untersuchungen über die Risiken der Ausbreitung genmanipulierter DNA. Im vorliegenden Fall bereitet vor allem Sorge, daß die CRISPR-Technik eingesetzt wurde. Diese ist so neu, daß noch kaum wissenschaftlich fundierte Aussagen über deren Risiken möglich sind. Immerhin räumt eine Mehrzahl der mit Gentechnik befaßten WissenschaftlerInnen mittlerweile selbst ein, daß die frühere Annahme einer Eins-zu-Eins-Beziehung zwischen einzelnen Genen und einzelnen Eigenschaften eines Lebewesens nicht haltbar ist und die hochkomplexe Interaktion der Gene qualifizierte Vorhersagen über die Auswirkungen von Manipulationen an einzelnen Genen nicht möglich sind. Gentechnik ist daher bis heute ein hochriskantes Spiel nach der Methode "Trial and Error".
Offiziell ist bis heute nicht einmal geklärt, ob CRISPR und andere "Genome Editing"-Verfahren EU-rechtlich als Gentechnik eingestuft werden müssen oder nicht. Die dafür zuständige Brüsseler Kommission hält sich bedeckt, nachdem sie selbstgesetzte Fristen mehrmals gerissen hat.
"Aufgrund der zögerlichen Haltung der EU-Kommission drohen wir die Kontrolle über die Freisetzungen und den Import von Gentechnik-Organismen zu verlieren," warnt Christoph Then vom Münchner Verein Testbiotech. "Schon jetzt könnte der Import von nicht gekennzeichneten gentechnisch veränderten Pflanzen und Tieren aus den USA und China eine Realität sein. Zudem könnten sich Firmen und Forschungseinrichtungen in der EU dazu ermuntert fühlen, entsprechende Organismen ohne Genehmigung freizusetzen oder zu verkaufen."
"Gentechnisch veränderte Waldbäume sind sogar ein besonderes Risiko für die biologische Vielfalt, da sich deren künstliches Erbgut in empfindlichen Ökosystemen ausbreiten kann," so Then.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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von Monsanto und Bayer zu (28.07.16)
Falschspiel bei Glyphosat-Zulassung
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Rein trotz Glyphosat? (25.02.16)
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Hunderttausende demonstrieren weltweit (26.05.15)
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"Unnötig und unverantwortlich" (16.02.15)
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(31.05.13)
Fohlen mit lebenden Gen-Bakterien
in Schockemöhle-Gestüt gespritzt (5.04.13)
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um vier Jahre verlängert (12.12.12)
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Freispruch für Aktivisten gegen Gen-Kartoffeln (6.12.11)
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entschärft Gen-Weizenfeld (21.07.11)
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nimmt zu (4.05.11)
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