Washington (LiZ). Im Bereich Bio-Lebensmittel und anderer Bio-Produkte wie etwa Bio-Kosmetik wuchs der Umsatz in den USA gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent auf 38,9 Milliarden US-Dollar. Damit ist der US-Markt für Bio-Produkte der weltweit größte.
In den vergangenen drei Jahren wuchs der Umsatz der Bio-Branche in den USA ausnahmslos zweistellig. Im Verhältnis zum Gesamt-Umsatz des Lebensmittel-Marktes in den USA beträgt der Anteil der Bio-Lebensmittel dennoch erst rund 5 Prozent.
In den USA nimmt die Zahl der biologisch wirtschftenden Farmen stetig zu. Neben dem wachsenden Bewußtsein für die zerstörerischen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft und den gesundheitlichen Vorteilen einer pestizid-freien Ernährung spielt bei dieser positiven Entwicklung die stark wachsende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln bei gleichzeitig sinkenden Erzeuger-Preisen bei genmanipulierten landwirtschaftlichen Produkten eine Rolle.
Doch die Bio-Branche steht in den USA vor einem riesigen Problem: Die Landwirtschaft ist nach wie vor weit überwiegend industriell orientiert, vom Chemie- und Gentech-Konzern Monsanto dominiert und setzt dabei auf genmanipulierte Pflanzen-Konstrukte wie Gen-Mais oder Gen.Soja. Gen-Mais und Gen.Soja werden überwiegend als Tierfutter eingesetzt. Bei der Bio-Tierhaltung - bei der auch viel mit Grünfutter verwendet wird - sind genmanipulierte Pflanzen ausgeschlossen. Mittlerweile wird es - ähnlich wie in Deutschland - immer schwieriger, die Nachfrage nach Bio-Soja und anderen biologisch erzeugten Pflanzen aus dem US-eigenen Anbau zu decken.
So stehen etwa in Iowa, einem der zentralen Mais-Anbau-Staaten im mittleren Westen der USA - auch Corn-Belt genannt - gerade mal 512 Bio-FarmerInnen 88.637 konventionellen FarmerInnen gegenüber. Den Bio-FarmerInnen stehen 49.000 Hektar zur Verfügung, den anderen 12,4 Millionen Hektar.
Hinzu kommt, daß Bio-LandwirtInnen in den USA wegen dem Phänomen der Pestizid-Verwehungen einem hohen Risiko ausgesetzt sind. Denn wenn die eigene Ernte durch Einflüsse von außen verunreinigt wird, können sie diese nicht mehr als Bio vermarkten. Und wegen der nach wie vor auf die Interessen der industriellen Landwirtschaft ausgerichteten Gesetzgebung, haben sie keine Chance, wegen Verunreinigungen vor Gericht zu klagen - sie bleiben auf ihrem Schaden sitzen.
Die Schattenseite des Bio-Boom in den USA zeigt sich etwa darin, daß immer mehr Bio-Futter für Kühe aus Übersee importiert wird. Dies ist wegen der geringen Transport-Kosten bei niedrigen Weltmarktpreisen für Erdöl machbar, jedoch keineswegs ökologisch. Im Januar und Februar 2016 mußten bereits fünfmal mehr Bio-Mais aus Rumänien und der Türkei in die USA transportiert werden als im Jahr 2015. Von 2014 auf 2015 hatte sich die Einfuhr von Bio-Mais auf mehr als 300.000 Tonnen verdreifacht und bei Bio-Soja stieg sie um fast die Hälfte.
Dabei sind die USA - auf dem Papier - der weltweit größte "Soja-Erzeuger" und liefert rund 35 Prozent der Welt-Produktion. Allerdings handelt es sich zu über 90 Prozent um genmanipulierte Soja-Konstrukte. Der Anteil von Bio-Soja liegt bei 0,17 Prozent. Beim Bio-Mais sind dies 0,30 Prozent. Diese Beispiele zeigen, wie wenig Macht die VerbraucherInnen haben, allein durch ihre Nachfrage Einfluß auf die ProduzentInnen auszuüben, wenn dem einflußreiche Interessen entgegenstehen.
Anmerkungen
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