Photovoltaik in Afghanistan
Starke Zunahme des Ausbaus
Kabul (LiZ). Der Ausbau der Photovoltaik zur Stromversorgung Afghanistans nimmt stark zu. Nun scheint auch die Zentralregierung in Kabul endlich die Chancen einer autonomen Energieversorgung des Landes erkannt zu haben.
Photovoltaik wird in der Stromversorgung Afghanistans eine stark wachsende Rolle spielen - gleichgültig, ob die Zentralregierung die Zeichen der Zeit nun erkannt hat oder auch nicht. Die nach wie vor völlig vom Wohlwollen des "Westens" abhängige Regierung in Kabul, die kaum über ein Drittel der Fläche des Landes am Hindukusch die Kontrolle auszuüben vermag, hat bemerkenswerte Ziel formuliert: Demnach will sie Rahmenbedingungen schaffen, um ausländischen InvestorInnen, ProjektentwicklerInnen und LieferantInnen attraktive Geschäfte auf dem Gebiet des Solarstroms zu ermöglichen.
Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) zeigt sich überzeugt, daß den Bekundungen aus Kabul bald auch entsprechende Taten folgen. Eine von der afghanischen Union für Erneuerbare Energie (AREU) und eclareon erstellte Machbarkeits-Studie wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert.
"Die erste Studie über den afghanischen Solarmarkt zeigt, daß das vorhandene Potenzial für Photovoltaik-Anlagen in den nächsten Jahren nach und nach gehoben werden kann. Einschränkungen bei der Sicherheitslage müssen streng beachtet werden, sind aber kein Ausschlus?-Kriterium für Geschäfte in diesem Markt," erklärte Jörg Mayer, Geschäftsführer des BSW-Solar. "Die in der Studie gewonnenen Erkenntnisse erlauben es der afghanischen Regierung, den Energiesektor mit Hilfe internationaler Investoren so zu modernisieren, daß die Photovoltaik große Teile der Stromversorgung decken kann. Die politische Bereitschaft, Solarenergie zu entwickeln, ist beeindruckend und ein wichtiger Stabilitätsfaktor für das notleidende Land."
Die afghanische Regierung plant bis 2032 mit einer installierten Photovoltaik-Leistung von 1,5 Gigawatt, die an der Studie beteiligte AREU geht sogar von einer wirtschaftlich erschließbaren Leistung von 3 Gigawatt aus. Damit diese Ziele erreicht werden können, möchte die Regierung nach eigenen Aussagen ausländische InvestorInneen unterstützen. Gleichzeitig sollen lokale AkteurInnen wie InvestorInnen und Banken hinsichtlich der technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten der Photovoltaik fortgebildet werden.
Im Detail untersucht die Studie drei Geschäftsmodelle sowie die Bedingungen, unter denen diese wirtschaftlich "darstellbar" seien: Netzunabhängige Energiedienstleistungen auf Basis erneuerbarer Energien (RESCO-Modelle, Renewable Energy Service Company), Stromabnahmeverträge (PPA, Power Purchase Agreement) für große Solarkraftwerke und Net-Metering-Modelle für Aufdach-Anlagen.
Die afghanische Zentralregierung hat die Ausgestaltung der Fördermechanismen noch nicht abgeschlossen. Laut BSW-Solar seien allerdings schon jetzt erste Erfolge zu beobachten. So wurden kürzlich vier PPA-Verträge mit dem staatlichen Energieversorger (Da Afghanistan Breshna Sherkat, DABS) unterschrieben, unter anderem für ein 10 Megawatt-Projekt in Kandahar mit 15 Jahren Laufzeit, bei dem der Strompreis individuell verhandelt wird.
Die bislang realisierten Photovoltaik-Projekte mit einer Gesamtleistung von 1,8 Megawatt wurden von internationalen GeberInnen finanziert, die laut BSW-Solar den Fokus ihrer Investitionen oft auf erneuerbare Energie legten. So seien beispielsweise 60 Prozent des Fonds der Asiatischen Entwicklungsbank für 2016 bis 2018 - im Volumen von gut 300 Millionen US-Dollar - für die Entwicklung nachhaltiger Energiequellen vorgesehen.
Anmerkungen
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