5.01.2017

Mikro-Plastik in Kosmetika
83 Prozent der Deutschen sind dagegen

Mikro-Plastik aus Kosmetika - Collage: Samy - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Hamburg (LiZ). Die deutsche Bundesregierung läßt der Kosmetik-Industrie weiterhin freie Hand beim Einsatz von Mikro-Plastik in Haut-Cremes, Dusch-Gels und Zahncremes. Dabei sprachen sich bei einer Umfrage, die Greenpeace in Auftrag gab, 83 Prozent der Deutschen gegen den Einsatz von Kunststoffen in Kosmetik-Produkten aus. Und seit langem ist bekannt, daß Mikro-Plastik bis in die Meere gelangt, in den Mägen von Fischen und Seevögeln und im Sand der Strände nachgewiesen wurde.

Schon 2009 machte Werner Boote mit seinem Dokumentarfilm 'Plastic Planet' darauf aufmerksam, daß der "zivilisatorische" Plastik-Müll massiv die Weltmeere belastet. Längst besteht der Sand am Grunde der Meere und an den Stränden bereits zu einem gewissen Prozentsatz aus Kunststoff. Seevögel wie der Albatros fressen oder verfüttern das Plastik als vermeintliche Nahrung an ihre Küken. So verenden jährlich über eine Million Seevögel am Plastikmüll. Zwischen Kalifornien und Hawaii hat sich in der Meeresströmung ein Strudel aus drei Millionen Tonnen Plastikmüll gebildet. In den vergangenen 50 Jahren ist er nahezu unbeachtet auf eine Fläche von der Größe Mitteleuropas angewachsen (Siehe unsere Artikel v. 21.12.15 und v. 22.08.09).

Doch die Bundesregierung läßt den Konzernen nach wie vor freie Hand. Die sogenannte Umwelt-Ministerin Barbara Hendricks protegiert auch die Produzenten von Plastiktüten. Entgegen einem weltweiten Trend zum Verbot der umweltschädlichen Erdöl-Produkte wird in Deutschland mit der "freiwilligen Selbstverpflichtung" Tatkraft lediglich vorgespiegelt. Und frech behauptete "Schwarz-Rot" vor kurzem, es lägen keine Erkenntnisse darüber vor, welche Meinung die BundesbürgerInnen zur Problematik des in Kosmetika enthaltenen Mikro-Plastik haben. Greenpeace sorgte nun für Nachhilfe und gab eine Umfrage beim Meinungsforschungs-Institut Emnid in Auftrag.

Gefragt wurde unter anderem: Was halten Sie von festen oder flüssigen Kunststoffen in Kosmetik-Produkten? Können Sie feststellen, ob ein Produkt Kunststoff enthält? Wünschen Sie sich eine eindeutige Kennzeichnung für Plastik in Kosmetik? Sollten die Hersteller dieser Produkte auf Plastik in fester, flüssiger und anderer Form verzichten? Sollten sie vielleicht sogar gesetzlich dazu verpflichtet werden?

83 Prozent der Deutschen erwarten demnach von der Kosmetik-Industrie, daß sie auf Kunststoffe in fester, flüssiger oder anderer Form in ihren Produkten verzichtet. Knapp drei Viertel befürworten sogar ein generelles Verbot von Plastik in Pflegeprodukten.

Von einer entsprechenden Gesetzgebung will Ministerin Hendricks bislang nichts wissen. Greenpeace kritisiert den sogenannten Kosmetikdialog zwischen Bundesregierung und Industrie, bei dem es unter anderem um einen freiwilligen Verzicht auf Mikro-Plastik in Kosmetikprodukten geht. Dies sei lediglich eine Minimallösung – und bei weitem nicht ausreichend.

Flüssige, gel- und wachsartige Kunststoffe sind im vorhandenen, aber löchrigen Regelwerk überhaupt nicht berücksichtigt. Es gibt keine Verfahrensweise für die Importwaren internationaler Hersteller. Und Greenpeace weist zudem darauf hin, daß der Zeitrahmen für die Umstellung zu weit gesteckt ist. "Bislang legen sich die Hersteller ihre freiwillige Selbstverpflichtung so aus, wie es ihnen am besten paßt," sagt Thilo Maack, Greenpeace-Experte für Meere. Darum fordert Greenpeace eine umfassende gesetzliche Lösung für das Problem. Handelt die Regierung nicht, verschlechtert sich die Situation in den Meeren zusehends.

An die Verantwortung der VerbraucherInnen zu appellieren, ist laut Greenpeace nicht ausreichend. Dafür sei die Thematik häufig zu komplex. Drei Viertel der Befragten der Emnid-Umfrage wissen nicht, wie man anhand der Verpackung erkennt, ob ein Gel oder eine Lotion Plastik enthält. "Kein Wunder", sagt Maack, "als Verbraucher müsste man Chemieexperte sein, um im Kleingedruckten die Kunststoffe herauszulesen."

Eine Alternative bietet hier die Bio-Kosmetik (Siehe unseren Artikel v. 21.02.16). Diese garantiert nicht nur einen Verzicht auf Rohstoffe aus der chemischen Produktion, sondern bietet zugleich Sicherheit vor hormonell wirksamen Inhaltsstoffen. Wie eine Untersuchung der Umwelt-Organisation 'Global 2000' ergab, ist allerdings in Reformhäusern das Angebot von Bio-Kosmetik und von konventioneller Kosmetik oft nicht klar getrennt. Zu empfehlen ist also – ebenso wie im Lebensmittelbereich – der Einkauf im Bioladen.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Hormongifte in Lebensmitteln
      Gefährliche Rückstände aus Pestizid-Einsatz (16.12.16)

      Nitrat: EU verklagt BRD
      Zu viel Gülle im Grundwasser (7.11.16)

      Gen-Pollen und Glyphosat häufig im Honig
      "Ungenügend" für Honig von Aldi (1.11.16)

      Bio-Landwirtschaft wächst
      sogar in Deutschland ein wenig (14.10.16)

      Boom bei Bio-Lebensmitteln in den USA
      mit Schattenseite (17.06.16)

      Glyphosat in konventionellem Wein
      und Traubensaft (12.05.16)

      Nitrat im Grundwasser
      EU verklagt Deutschland (29.04.16)

      Kein Bio-SojaDrink mehr in Pfandflaschen
      Nur noch im umweltschädlichen Tetra-Pack (27.04.16)

      Feminismus und Agrar-Wende
      passen gut zusammen (8.03.16)

      Glyphosat in vielen Lebensmitteln
      Bundesregierung verharmlost Pestizid (27.02.16)

      Pestizid in deutschen Bieren
      Rein trotz Glyphosat? (25.02.16)

      Global 2000: Naturkosmetik-Check
      Frei von hormonell wirksamen Stoffen (21.02.16)

      20.000 in Berlin
      gegen industrielle Landwirtschaft (16.01.16)

      Ausrottung der Vögel in Deutschland
      macht Fortschritte (30.10.15)

      Bienensterben, Pestizide und Gen-Mais
      US-Regierung unterdrückt Forschung (29.10.15)

      Pestizid-Fraß im US-Kongress
      Cafeteria serviert Neonicotinoide (8.08.15)

      Wachsender Widerstand in Ghana
      gegen "Monsanto-Gesetz" (1.06.15)

      March against Monsanto
      Hunderttausende demonstrieren weltweit (26.05.15)

      EU-Kommission pusht Gen-Technik
      19 genmanipulierte Pflanzen zugelassen (24.04.15)

      Pestizide für Bienensterben ursächlich
      Industrielle Landwirtschaft zerstört Lebensgrundlagen
      (5.03.15)

      Vorreiter der Umweltzerstörung
      Bericht der Europäischen Umweltagentur (5.03.15)

      Wald-AIDS 2014
      Zustand zwischen Leben und Tod (11.02.15)

      Industrielle Landwirtschaft
      rottet Hamster aus (10.02.15)

      "Wir haben es satt!"
      45.000 für eine Agrar-Wende (17.01.15)

      Zweiter Planet im Kofferraum?
      Bodenatlas 2015 wenig hoffnungsvoll (8.01.15)

      Industrielle Landwirtschaft gefährdet Grundwasser
      Strenge Düngeverordnung gefordert (24.10.14)

      Industrielle Landwirtschaft tötet
      Fischsterben in der Elbe (24.07.14)

      Warnung vor Gentech-Landwirtschaft
      wegen steigendem Pestizideinsatz (26.06.14)

      Todeszonen der Ostsee weiten sich aus
      Bundesregierung untätig (17.06.14)

      Europas Flüsse stärker mit Chemie belastet
      als bislang angenommen (16.06.14)

      Industrielle Landwirtschaft treibt
      Klimakatastrophe voran (17.04.14)

      Bienensterben international
      Industrielle Landwirtschaft untergräbt Lebensgrundlagen
      (7.04.14)

      Wald-AIDS 2014
      Zustand schlechter - nicht besser (10.03.14)

      Agrar-Wende - Erneuern sich
      die Pseudo-Grünen von unten? (27.01.14)

      Das Aussterben der Bienen kann
      plötzlich und ohne Vorwarnung kommen (6.01.14)

      Honig darf verunreinigt werden
      Bundesverwaltungsgericht läßt Gen-Kontamination zu
      (25.10.13)

      Nitrat-Belastung im deutschen Grundwasser
      verschlechtert sich dramatisch (19.10.13)

      Flächenfraß
      Täglich 74 Hektar mehr Siedlungs- und Verkehrsfläche
      (13.10.13)

      Agrar-Subventionen
      BUND fordert Neuausrichtung (28.08.13)

      Jugend mag Bio
      23 Prozent kaufen häufig Bio-Lebensmittel (20.08.13)

      VGH-Urteil: Natürliches Mineralwasser
      darf Pestizide enthalten (2.08.13)

      Chemie in Obst und Gemüse
      Nur Bio-Lebensmittel unbelastet (17.06.13)

      Phosphat-Dünger
      Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (7.05.13)

      Bio-Lebensmittel: Die Produktion in Deutschland
      hinkt der Nachfrage hinterher (6.05.13)

      Bienen und Wildinsekten sind überlebenswichtig
      Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (27.02.13)

      Dem deutschen Wald geht es schlechter
      als in den 1980er-Jahren (4.02.13)

      Pestizide vernichten Amphibien
      Umweltbundesamt fordert Beschränkungen (1.02.13)

      Demo in Berlin für Agrar-Wende
      25.000 erklären: "Wir haben es satt" (19.01.13)

      Umweltverbände: Aigners Pestizid-Aktionsplan
      ist "mangelhaft" (25.10.12)

      EU-Kommission versucht Gen-Honig
      durch die Hintertür einzuschmuggeln (24.10.12)

      Bio-Lebensmittel
      - nur ein Mythos? (4.09.12)

      Flächenfraß weiter lebensgefährlich
      BUND fordert Biotopverbund (17.07.12)

      Bio-Landwirtschaft
      Volkswirtschaftlich kostengünstiger (30.04.12)

      Artenvernichtung
      Osterhase gefährdet? (4.04.12)

      Greenpeace deckt auf
      Pestizide in Obst und Gemüse (26.03.12)

      Wald-AIDS greift um sich
      Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)

      Gartenrotschwanz bald ausgerottet
      Vogel des Jahres 2011 (9.10.11)

      Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
      Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)

      Giftige Grünalgen an der bretonischen Küste
      Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig"
      (29.07.11)

      Neu im Supermarkt:
      Pestizid-Cocktail mit Johannisbeeren
      Nur Bioläden stehen abseits (27.07.11)

      Uran im Trinkwasser
      foodwatch kritisiert neuen Grenzwert (29.11.10)

      Appell gegen Massentierhaltung
      Für eine Agrar-Wende (23.11.10)

      Die Ostsee stirbt
      Mord per Ackerbau und Viehzucht (27.07.10)

      Erfolg der Bio-Landwirtschaft
      mit Artenvielfalt statt Pestiziden (5.07.10)

      Greenpeace: Salate nach wie vor
      stark mit Pestiziden belastet (3.02.10)

      Bio-Landwirtschaft
      Option für Klimaschutz
      und Sicherung der Welternährung (26.01.10)

      Gentechnik erhöht Pestizidverbrauch in den USA
      US-Landwirtschaft benötigte 145.000 Tonnen mehr
      (18.11.09)

      Plastik-Reste bedrohen die Weltmeere
      Riesige schwimmende Müllhalden (22.08.09)

      Bundesregierung unterliegt:
      Liste der Agrar-Subventionen endlich öffentlich (9.06.09)

      Die Ostsee stirbt
      Immer weniger Schweinswale (28.01.09)

      Wald-AIDS auch in den USA
      Sterberate in 20 Jahren verdoppelt (24.01.09)

      Steigende Pestizidbelastung
      bei konventionellem Obst und Gemüse
      Politik fördert weiterhin einseitig
      agro-industrielle Landwirtschaft (24.07.08)

      Greenpeace prangert Chemie-Konzerne an
      Umweltgefahren durch Pestizide (16.06.08)

      Umweltverbrechen Mais-Anbau
      Nitrat und Pestizide verseuchen das Grundwasser
      (18.05.08)

      Bayer-Chemikalie Clothianidin gestoppt
      Zusammenhang mit Bienensterben
      nun doch nachgewiesen (17.05.08)

      Bayer-Chemikalie Clothianidin in toten Bienen
      Angeblich "kein klarer Zusammenhang" (9.05.08)

      Bio-Mandarinen deutliche besser
      Pestizid-Cocktail auf "normalen" Mandarinen (25.11.07)

      Die Ostsee stirbt
      Gabriel desinteressiert (15.11.07)

      Die Ostsee stirbt
      Deutschland schaut zu (28.09.07)

      Schmetterlinge in Deutschland
      80 Prozent vom Aussterben bedroht (13.04.05)

      Eisbär leidet unter Pestiziden (13.09.04)

      Paprika mit Pestiziden
      Greenpeace enthüllt fortlaufendes Versagen von Künast
      (2.07.04)

      Agrar-Wende
      Nichts als heiße Luft (24.01.04)

      Bio-Landbau wächst (24.11.03)

      Obst- und Gemüse
      aus dem Bio-Laden (21.09.03)

      Bienensterben
      und noch ein Insektizid (14.08.03)

      Apollofalter
      the scream of the butterfly (19.05.03)