5.04.2018

Alte Heizkessel erneuern
Energie-Wende im Wärme-Sektor gefordert

Uralt-Heizkessel - Grafik: Samy - auf der Basis eine Fotos von Michael Gaida - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Berlin (LiZ). Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und die IG Metall wollen gemeinsam die Energie-Wende im Wärmemarkt voranbringen. In einem "Zukunfts-Memorandum" fordern die beiden Organisationen die neue Bundesregierung auf, geeignete Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Wärmewende zu schaffen.

Beide Organisationen beziehen sich positiv auf das offiziell proklamierte Klimaziel, bis 2020 - also bis in zwei Jahren - in Deutschland den Ausstoß von Klimagasen um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 mindern - von 1.200 auf 720 Millionen Tonnen CO-Äquivalent. Bisher sind jedoch erst rund 25 Prozent Minderung erreicht (Siehe unseren Artikel v. 27.03.18). Übersehen wird anscheinend zudem, daß der Ausstoß Deutschlands seit 14 Jahren bei rund 900 Millionen Tonnen CO-Äquivalent pro Jahr verharrt.

Klimagas-Emissionen Deutschland, 1990 - 2017 - Grafik: Regenbogen Nachrichten - Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0

Es ist daher unerfindlich, wie die beiden Organisationen auf die Idee verfallen, die deutsche Bundesregierung werde in den kommenden zwei oder vier Jahren etwas zum Schutz des Klimas unternehmen.

Entscheidend dürfte sein, ob BDH und IG Metall das Beispiel des legendären Leiters der Stadtwerke Rottweil, Siegfried Rettich, aufgreifen. Dieser hatte erkannt, daß die Investitionen von lokalen Geldgebern wie etwa den Kommunen vorfinanziert werden müssen, damit sie von HausbesitzerInnen in Angriff genommen werden. Ähnlich wie beim Ausbau der Windenergie könnten über Genossenschafts-Modelle die nötigen Gelder für die Erneuerung von Heizungsanlagen oder die Errichtung von Blockheizkraftwerken aufgebracht werden. Sowohl das Investitionsrisiko als auch die laufenden Unterhaltskosten werden bei diesem Modell vom Investor, etwa der Genossenschaft oder dem Stadtwerk übernommen. HauseigentümerInnen und MieterInnen beziehen dann zu einem über langfristige Verträge gesicherten und überschaubaren Tarif eine Wärmedienstleistung, für deren Bereitstellung das Stadtwerk zuständig ist - auch wenn der Heizkessel weiterhin im Keller des betreffenden Hauses steht.

BDH und IG Metall weisen in ihrem Memorandum zurecht darauf hin, daß rund 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs auf den Gebäudebereich entfällt - ein Großteil davon wird für das Heizen und Kühlen von Gebäuden benötigt. Zugleich ist der deutsche Heizungsanlagenbestand dramatisch veraltet. Rund 70 Prozent der Anlagen entsprechen nicht dem Stand der Technik. Nur etwa 18 Prozent der Anlagen nutzen erneuerbare Energien. Beide Organisationen zogen die Bilanz, daß im Wärme-Sektor und hier besonders im Bereich der Gebäudeheizung ein "Modernisierungsstau" zu verzeichnen ist. Dieser müsse dringend aufgelöst werden um schnellstens den CO-Ausstoß zu reduzieren.

"Die Heizungsindustrie zählt rund 74.000 Beschäftigte, gut die Hälfte davon in Deutschland. Diese Industrie kann entscheidend zum Gelingen der Energie-Wende beitragen. Dies wird aber nur zu realisieren sein, wenn Kernkompetenzen und Beschäftigung bei der Entwicklung und der Produktion in Deutschland gesichert und fortentwickelt werden," sagte Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, auf einer gemeinsamen Tagung von BDH und IG Metall mit Betriebsräten und Unternehmensvertretern in Berlin. "Wichtig ist, daß die neue Bundesregierung jetzt die richtigen politischen Weichenstellungen vornimmt," sagt BDH-Präsident Manfred Greis.

Wenn die "Führungskräfte" in BDH und IG Metall allerdings hierauf warten wollen, müssen sie damit rechnen, noch in 20 Jahren mit derselben Situation konfrontiert zu sein. Alle bisherigen "Maßnahmen" der Regierungen in Berlin, etwa die steuerliche Förderung für energetische Modernisierungen, Zuschuß-Förderungen, Anreize mit Steuerersparnissen und ähnliches, dienten in den vergangenen Jahrzehnten lediglich dazu, den Schein zu wahren und die Energie-Wende zu verhindern. Denn die Energie-Wende bedroht die Geschäftsgrundlage der großen Energie-Konzerne und kommt lediglich mittelständischen Firmen, Handwerksbetrieben und HausbesitzerInnen - und damit letztlich auch den MieterInnen - zugute.

 

LINKSZEITUNG

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Erneuerbare bei 38,5 Prozent
      Anteil an der Netto-Stromerzeugung (3.01.18)

      Erneuerbare Energien in Ba-Wü
      immer noch stark gebremst (24.11.17)

      Photovoltaik in Afghanistan
      Starke Zunahme des Ausbaus (1.09.17)

      Photovoltaik holt Atomkraft ein
      Gleichstand bis Ende 2017 (25.08.17)

      Mettemberg vorbildlich bei Solarenergie
      trotz Blockade der Förderung (2.06.17)

      Solarthermie leistet bedeutenden Beitrag
      zur Energie-Wende (3.05.17)

      E.on: 9 Milliarden Euro Minus
      Energie-Wende wirkt (10.11.16)

      EnBW geht unter
      Tiefrote Zahlen im ersten Halbjahr 2016 (29.07.16)

      E.on aufgespalten
      Eine Milliarde Euro für Dividenden
      Kein Geld für Atommüll-Fonds (9.06.16)

      Deutsche Büro-Gebäude mit großem
      Energiespar-Potential (15.05.16)

      Biogas-Ausbau mit EEG abgewürgt
      trotz Bedeutung als Energie-Speicher (3.04.16)

      Seehofer und Kretschmann Hand in Hand
      beim Abwürgen der Windenergie (2.04.16)

      Erneuerbare Energien sabotiert
      - durch Obersten Gerichtshof der USA (13.02.16)

      Gas-BHKW wieder konkurrenzfähig
      Vorteil für Erneuerbare (25.01.16)

      Erneuerbare bei 30 Prozent
      100 Prozent bis 2021 möglich (8.01.16)

      Windkraft-Ausbau in Bayern blockiert
      Seehofer ahmt Kretschmann nach (7.12.15)

      China: Stärkerer Ausbau der Erneuerbaren
      als der Atomenergie (4.12.15)

      Für nur 5 Cent: 90 Prozent Reduktion
      der CO-Emissionen bis 2050 (19.10.15)

      Klima-Idiotie im Vorfeld der IAA
      durch Gutachten aufgedeckt (10.09.15)

      Windkraft: Prokon wird Genossenschaft
      EnBW blitzt ab (2.07.15)

      Gabriel zerstört Solar-Fabrik
      Sabotage an Energie-Wende vernichtet
      hunderttausende Arbeitsplätze (17.06.15)

      Fassade als Kraftwerk
      ETH Zürich präsentiert adaptive Solar-Fassade (2.06.15)

      Agro-Photovoltaik
      Landnutzung für Energie und Nahrung (5.04.15)

      Beispielhafte Biogas-Anlage für Gärtnerei
      in Nordirland (27.03.15)

      Sabotage an der Energie-Wende
      Bürgerschaftliches Engagement sinkt (2.03.15)

      Photovoltaik-Anlagen in Niederösterreich
      dezentral gefördert (27.02.15)

      Kartellamt schlägt zu:
      Titisee-Neustadt soll Stromnetz neu ausschreiben (31.01.15)

      Gutes Jahr für Windenergie
      Preis-Parität erreicht? (30.01.15)

      Junge Generation pro Energie-Wende
      laut Studie von Greenpeace (13.01.15)

      Photovoltaik in den USA
      mit starkem Wachstum (2.01.15)

      Erneuerbare bei 26 Prozent
      Wachstum weiterhin gebremst (27.12.14)

      Greenpeace Energy setzt auf Wasserstoff
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      "Schwarz-Rot" bremst Photovoltaik
      Aufs Jahr 2009 zurückgeworfen (2.12.14)

      Anti-Arbeitsplatz-Minister Gabriel:
      30.000 Jobs durch EEG-Sabotage vernichtet (25.10.14)

      92 Prozent der Deutschen pro Energie-Wende
      Hohe Akzeptanz am eigenen Wohnort (16.10.14)

      Autarke Energiefabrik
      ohne Anschluß ans öffentliche Stromnetz (3.10.14)

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      90 Prozent weniger Energiebedarf (25.08.14)

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      aus Kohle-Verstromung an (10.08.14)

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      Erstmals über 50 Prozent der Energie-Investitionen
      (24.02.14)

      2013: Schwarzes Jahr für Solar
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      Die 300 Prozent von St. Peter
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      Rauchzeichen von "Rot-Grün"
      NRW bleibt schwarz (13.12.13)

      16.000 demonstrieren in Berlin:
      "Energie-Wende retten!" (30.11.13)

      Große Mehrheit in Polen für Energie-Wende
      Regierung für Atomenergie und Kohle (12.11.13)

      Volksentscheid Energie-Netze Berlin
      knapp gescheitert (3.11.13)

      Neuer Weg zu solarem Wasserstoff
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      Schwarze Kassen bei der "grünen" EnBW?
      Baden-württembergische Staatsanwaltschaft ermittelt
      (28.10.13)

      Volksentscheid Energie-Netze Berlin
      Berliner Senat betreibt Obstruktion (25.10.13)

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      Vattenfall will Netzrückkauf stoppen (15.10.13)

      EU-Kommissar Oettinger manipuliert
      Subventionsbericht zu erneuerbaren Energien (14.10.13)

      IKEA in Konkurrenz zu Strom-Konzernen
      Solar-Anlagen aus dem Möbelhaus (30.09.13)

      Solarpark Gengenbach: Positives Beispiel
      für Energie-Wende von unten (28.09.13)

      HamburgerInnen gewinnen Volksentscheid
      und damit ihre Energie-Netze zurück (23.09.13)

      Tschechien: Stop der Förderung
      der erneuerbaren Energien -
      Subventionierung der Atomenergie? (15.09.13)

      Überlebenskampf der Solar-Industrie
      Verband klagt gegen EU-Regelung (28.07.13)

      Chinesische Solarmodul-Exporte
      EU knickt ein (27.07.13)

      Erster Windpark seit acht Jahren
      in Oberösterreich (16.07.13)

      Erneuerbare Energien - In einer realen Marktwirtschaft
      müßten die Strompreise sinken (12.07.13)

      Solar Impulse
      Photovoltaik-Flugzeug überquert USA (8.07.13)

      Pleitewelle rollt weiter
      Solarfirma Conergy insolvent (5.07.13)

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      Deutschland im EU-Vergleich auf Platz 6 (27.06.13)

      Größte Schweizer Solaranlage
      auf Kirchendach eingeweiht (23.06.13)

      Sozial ist, Arbeitsplätze
      zu vernichten? (28.03.13)

      China plant Atomausstieg
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      Der "rote" Lobbyist für ThyssenKrupp (8.01.13)

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      Eine Folge der Energie-Wende (8.01.13)

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      Zur Zeit werden Lügen verbreitet (9.11.12)

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      ohne Emissionen? (23.10.12)

      Ist die Energie-Wende zu teuer?
      Im Gegenteil: jährlich könnte
      über drei Milliarden Euro eingespart werden (19.10.12)

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      kommen voran (18.10.12)

      Bundesregierung bremst
      Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)

      Erneuerbare Energien über 25 Prozent
      Energie-Wende immer rigider gebremst (26.07.12)

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      Das Photovoltaik-Flugzeug fliegt 6000 Kilometer (24.07.12)

      Energie-Wende? Centrotherm insolvent
      "Schwarz-Gelb" zerschlägt deutsche Solar-Branche
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      Bundesrat stoppt vorerst Solar-Kahlschlag
      (11.05.12)

      Weltumrundung mit Solar-Katamaran
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      Röttgen und Rösler erfolgreich:
      Solarfirma Q-Cells ist pleite (3.04.12)

      BUND: "Energie-Wende erfordert
      Effizienz-Verbesserung" (15.03.12)

      Rösler und Röttgen blockieren Energie-Wende
      Solar-Ausstieg statt Atom-Ausstieg (23.02.12)

      Massive Kürzung bei Photovoltaik
      Energie-Wende erfordet realen Atom-Ausstieg (22.02.12)

      Stuttgart ergrünt
      EWS steigt bei Stuttgarter Stadtwerken ein (19.02.12)

      Erneuerbare Energien
      haben auch in Frankreich eine Chance (16.02.12)

      Trotz Kälte
      kein Strommangel in Deutschland (3.02.12)

      Energie-Wende in den USA?
      90 Prozent für erneuerbare Energie (15.01.12)

      Baden-Württemberg bleibt schwarz
      Atomenergie unangefochten, Erneuerbare gebremst
      (14.01.12)

      Stimmungsmache gegen Erneuerbare
      im Dienste der "Großen Vier" (13.01.12)

      Solon insolvent
      Rückschlag für erneuerbare Energien (15.12.11)

      Südwest Presse
      hängt sich an Stromimport-Lüge an (8.10.11)

      Strom-Importe wegen Merkels "Atom-Ausstieg"?
      Lügen! Lügen! Lügen! (12.09.11)

      Erneuerbare bei über 20 Prozent
      Energiewende dennoch gebremst (29.08.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
      Wie Kretschmann 2002 einen
      "politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)

      Grünes Recycling?
      Greenwashing bei EnBW (19.04.11)

      86 Prozent der Deutschen:
      Erneuerbare Energien sind wichtig
      Wieviel kostet Öko-Strom wirklich? (16.10.10)

      Greenpeace deckt auf: Deutsche Kohle-Subvention
      mit jährlich 13 Milliarden Euro (4.06.10)

      Umweltverbände warnen
      vor Hype um Elektro-Auto (29.04.10)

      E.on, RWE, EnBW und Vattenfall
      treiben die Strompreise hoch
      Kartellamt sitzt auf brisanten Ermittlungsdaten (5.11.07)

      Solarer Wasserstoff
      Seit über 20 Jahren eine praktikable Alternative (3.11.07)