Pfusch und Verzögerungen
bei den EPR-Atom-Projekten
in Frankreich, Finnland und China
- (LiZ). Wenig bekannt sind bislang die Hintergründe der Probleme bei den drei EPR-Atom-Projekten in Flamanville, im finnischen Olkiluoto und im chinesischen Taishan. Effektive Kontrollen durch die Atomaufsicht finden offensichtlich weder in Frankreich, noch in Finnland, noch in China statt.
Das EPR-Atom-Projekt im finnischen Olkiluoto wurde im August 2005 begonnen, das entsprechende EPR-Atom-Projekt Flamanville - ebenfalls zunächst unter der Bauleitung von Areva und Siemens - im Jahr 2006. Im August 2008 startete im südchinesischen Taishan ein weiteres EPR-Atom-Projekt unter französischer Leitung.
Anfang Juni hieß es noch von offizieller Seite, beim EPR-Projekt Olkiluoto sei eine "heiße Testphase" erfolgreich abgeschlossen worden. Offensichtlich fanden diese Tests jedoch noch mit unbeladenem Reaktordruckbehälter statt. Der Druck wurde nicht durch Brennelemente, sondern mechanisch erzeugt.
Noch im März wurde verlautbart, der EPR-Atom-Reaktor Olkiluoto könne im Mai 2019 in Betrieb gehen (Siehe unseren Artikel v. 13.03.18). Nun wurde allerdings dieser Tage über Nachrichten-Agenturen verbreitet, daß die Inbetriebnahme auf September 2019 verschoben werden muß.
Ursprünglich hatte Areva angekündigt, der EPR-Atom-Reaktor Olkiluoto werde 2009 in Betrieb gehen. Allein bis 2015 wurde der Fertigstellungstermin vier Mal aufgeschoben. Die veranschlagten Baukosten verdreifachten sich auf über zehn Milliarden Euro.
TVO, der finnische Strom-Konzern und ungeduldige Betreiber in spe, ließ Mitte Juni durchsickern, daß die Testphase am EPR-Reaktor Olkiluoto 50 Tage länger als geplant gedauert habe. An der erstmals mit heißem Dampf angetriebenen Turbine muß es zu starken Vibrationen gekommen sein wie aus den World Nuclear News zu erfahren ist. Bei entsprechenden Tests am EPR-Reaktor in Taishan muß es ebenfalls zu starken Vibrationen gekommen sein, die von den chinesischen IngenieurInnen aber ignoriert werden.
Am 31. Mai wurde bekannt, daß an Rohren der Kühlkreisläufe des EPR Flamanville Risse festgestellt worden waren. Nach offiziellen Angaben sollen nun 130 Schweißnähte erneuert werden. Die Flickschusterei an jeder einzelnen Schweißnaht einschließlich der jeweiligen Testate dauert jeweils mindestens vier Wochen. Dabei kann aus fachlicher Sicht nicht an mehreren Nähten zugleich gearbeitet werden, so daß sich diese Arbeiten - falls ordnungsgemäß ausgeführt - über etliche Jahre hinziehen würden.
Die Baugenehmigung für den EPR Flamanville ist jedoch bis Ende 2018 befristet. Den Zeitplan für die Nach-Schweißungen will der staatliche französische Strom-Konzern und AKW-Betreiber noch im Juni bekannt geben. Erfahrungsgemäß wird auf die zuständigen Stellen entsprechend Druck ausgeübt, um die Baugenehmigung zu verlängern. Denn ohne Baugenehmigung hängt die erhoffte Betriebsgenehmigung in der Luft.
Nach Auskunft von Insidern rühren die Risse an den Schweißnähten daher, daß es verabsäumt wurde, das Untersuchungsgerät zur Überwachung der Qualität der Schweißnähte regelmäßig neu zu eichen. Ob die entsprechenden Schweißnähte am EPR-Reaktor Olkiluoto überhaupt getestet oder nachträglich untersucht wurden, ist fraglich. Überprüfungen und Tests unterliegen in China wiederum geringeren Qualitäts-Normen wie Areva kürzlich selbst bestätigte.
In Frankreich stellte sich nachträglich heraus, daß die mittlerweile für minderwertig erkannten Schweißnähte noch im Januar 2018 von der französischen Atomaufsicht ASN positiv testiert worden waren. Erst bei einer weiteren Untersuchung im Mai waren die Fehler an den Schweißnächten aufgefallen. Und offenbar wurden Schweißnähte am chinesischen EPR-Projekt Taishan überhaupt nicht untersucht, denn bei einem Testlauf brach der Dampfabscheider auseinander - just an einer Schweißnaht.
Anmerkungen
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