30.000 bei Protesten
zum Fukushima-Jahrestag
Berlin (LiZ). Bei einer Vielzahl dezentraler Demonstrationen und Menschenketten gedachten in Deutschland über 30.000 Menschen der Reaktor-Katastrophe am 11. März 2011 in Fukushima und forderten einen sofortigen Atomausstieg. So beteiligten sich an einer Menschenkette um das AKW Grohnde rund 20.000, an einer Demo vor der Urananreicherungsanlage in Gronau und einer Menschenkette in Freiburg jeweils 1.200 und an Demos beim AKW Neckarwestheim und beim AKW Gundremmingen jeweils über 3000.
In Japan, Frankreich und vielen anderen Ländern fanden ebenfalls Kundgebungen statt. Bei einer Menschenkette in Paris protestierten die TeilnehmerInnen gegen den Bruch des Wahlversprechens durch Präsident François Hollande, der im Wahlkampf die Abschaltung mehrerer Atomkraftwerke angekündigt hatte.
Deutlich kritisiert wurde "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" wegen des Weiterbetriebs von neun der 17 im März 2011 in Deutschland vorhandenen Atom-Reaktoren. In die Mitverantwortung wurde auch die baden-württembergische "grün-rote" Landesregierung unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann genommen, die "nichts tut", um die Meiler in Neckarwestheim und Philippsburg stillzulegen. Bei Kundgebungen wiesen RednerInnen auf diesen in den Mainstream-Medien vollständig ausgeblendeten Sachverhalt hin. Auch die finanzielle Förderung von Atomforschung in Karlsruhe durch "Grün-Rot" wurde öffentlich gemacht.
Ebenso deutlich wurde bei der Demo vor der UAA Gronau die Heuchelei der Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel angeprangert, die "von einem Atomausstieg in Deutschland redet, während weiterhin Urenco, der Betreiber der UAA Gronau, rund 25 Prozent des weltweiten Bedarfs an Brennstäben versorgt." Bei der Kundgebung erklärte Udo Buchholz vom Vorstand des Bundesverbandes der Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU): "Nach Tschernobyl wurde der Super-GAU in Fukushima erneut bittere Realität. Und nicht zu vergessen ist die ständige Verseuchung an vielen Orten durch den menschenfeindlichen Uranabbau. Der Bundesregierung sind die verheerenden Zustände bekannt. Dennoch ist der Atomausstieg auch in der Bundesrepublik - trotz offizieller Beteuerungen - noch längst nicht besiegelt." Zugleich wurde "Schwarz-Rot-Gelb-Grün" angelastet, die Energie-Wende in Deutschland zu bremsen und zu sabotieren. Auf Bundesebene seien hierbei die Minister Altmaier und Rösler zugange und in Baden-Württemberg verharre der Ausbau der erneuerbaren Energien auf dem kläglichen Niveau der Mappus-Ära. Der BBU hält den Betrieb von Atomkraftwerken und sonstigen Atomanlagen für nicht verantwortbar und fordert auch international den sofortigen Atomausstieg.
Unstimmigkeit herrscht in der Anti-Atom-Bewegung über die Frage, wie der bevorstehende Bundestagswahlkampf genutzt werden kann. So heißt es etwa in einer Stellungnahme der Organisation '.ausgestrahlt', der Wahlkampf biete eine Gelegenheit "den schwarz-rot-grün-gelben Konsens aufzubrechen", wonach neun Atom-Reaktoren de facto unbefristet weiter betrieben werden dürfen. Große Teile der Anti-Atom-Bewegung befürchten hingegen, von Parteien für ihre Zwecke instrumentalisiert zu werden. Die Erfahrungen mit der "rot-grünen" Bundesregierung in den sieben Jahren zwischen 1998 und 2005 hätten gezeigt, daß von dieser Seite nur leere Versprechungen zu erwarten sind. Ebenso enttäuscht zeigten sich viele von der Linkspartei. Diese hatte die Forderung der Anti-Atom-Bewegung nach einem sofortigen Atomausstieg zwar noch bis in den März 2011 in ihre Programme geschrieben, sich jedoch ausgerechnet nach der Reaktor-Katastrophe in Fukushima für ein "stufenweises Abschalten" ausgesprochen.
Von allen Seiten wird es jedoch als wichtige Aufgabe angesehen, das Bewußtsein in der Bevölkerung für die Gefahren der Atomenergie wach zu halten. Mit aller Kraft müsse dagegen angekämpft werden, daß der Widerstand wie in den Jahren nach 1979 und 1986 in vielen Ländern einschlafe, wo ein von der Parteien-Politik angekündigter Atomausstieg nicht durchgesetzt werden konnte. Daher findet international heute ein intensiverer Austausch und eine stärkere Vernetzung der Anti-Atom-Bewegung statt. Auch bei den diesjährigen Ostermärschen sollen die Gefahren der Atomenergie thematisiert werden.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Menschenkette in Freiburg
1200 erinnern an den Super-GAU von Fukushima (9.03.13)
Fukushima mahnt
IPPNW-Report über Folgen des Super-GAU (6.03.13)
Französischer Physik-Professor fordert
Stilllegung des AKW Fessenheim (15.02.13)
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Doel und Tihange wieder hochgefahren? (15.02.13)
Mehrheit in Deutschland
für früheren Atomausstieg (6.02.13)
Pläne des AKW Tricastin aus Villa
in Vorort von Paris gestohlen (26.01.13)
Atommüll-Zug in Südfrankreich entgleist
Bestimmungsort ist möglicherweise Deutschland
(22.01.13)
"Schwarz-Gelb" schafft Grundlage für Atommüll-Export
AtomkraftgegnerInnen kritisieren Dammbruch (4.01.13)
AKW Garoña abgeschaltet
Folgt die Stilllegung? (17.12.12)
AKW Philippsburg
Insiderkritik an mangelhafter Sicherheit (13.12.12)
Bundes-Atom-Minister Altmaier sagt:
"Ich stoppe Gorleben!" (30.11.12)
Französische Regierung will Kernfusions-Reaktor
15 Prozent mehr EU-Finanzmittel für Atomenergie
(15.11.12)
Bau-Stop in Gorleben
Bürgerinitiative feiert Sensation (13.11.12)
Fisch im Küstengebiet vor Fukushima
auch nach 18 Monaten stark radioaktiv belastet (26.10.12)
Fukushima
"Falsches Gefühl der Sicherheit" (23.10.12)
HypoVereinsbank und Atomenergie
Profit wichtiger als Versprechen von 2011 (27.09.12)
Greenpeace: Gorleben als Endlager
genügt nicht einmal behördlichen Sicherheitsstandards
(26.09.12)
Greenpeace protestiert auf der Weser
gegen Plutonium-Transport (24.09.12)
Stilllegung des AKW Fessenheim
Ende 2016? (21.09.12)
Atomwaffen-Plutonium in deutschen AKW?
Welche Rolle spielte "Rot-Grün"? (15.09.12)
Ein Toter bei Protesten gegen AKW-Neubau
im indischen Kudankulam (11.09.12)
Im Salz unter Gorleben
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8000 Risse im AKW Doel
Stilllegung dennoch ungewiß (17.08.12)
Riß im Reaktordruckbehälter
des belgischen AKW Doel (9.08.12)
General Electric: Atomenergie zu teuer
Das Ende des Atomenergie-Zeitalters (30.07.12)
Erneut 200.000 beim Anti-Atom-Protest
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Stilllegungung weiterhin ungewiß (25.04.12)
Aus für AKW-Pläne in Großbritannien
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AKW Philippsburg
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AKW Neckarwestheim
Noch ein rostiges Atommüll-Faß (15.03.12)
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