Frankfurt a.M. (LiZ). Rund 1.200 Menschen kamen zur 200. Montags-Demo im Frankfurter Flughafen seit der Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest im Herbst 2011. Es ist eine der längsten Protest-Serien seit Bestehen der Bundesrepublik.
In den Jahren 2011 und 2012 kamen noch 20.000 und 15.000 Menschen zu den Demonstrationen gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens, gegen immer mehr Fluglärm und Klimagase. Nach wie vor sind auf Transparenten und Schildern die Forderungen zu lesen: "Kein Terminal 3!" und "Absolutes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr!" - wie sie einst in original-grünen Programmen standen, aber heute in der "schwarz-grünen" Landesregierung Hessens niemanden mehr interessieren. Wenn nicht gerade eine "runde Zahl" ansteht, kommen immerhin noch regelmäßig jeden Montag rund 300 DemonstrantInnen in den Frankfurter Flughafen.
Nach wie vor ist Fliegen die mit Abstand umweltschädlichste Fortbewegungsart. Bei Bahn-Reisen im Fernverkehr werden nur 14 Gramm CO₂-Äquivalent pro Personenkilometer freigesetzt, während es im Flugverkehr 327 Gramm sind:
Eine Woche nach der 150. Frankfurter Montags-Demo wurde der "Spatenstich" für das Terminal 3 in Szene gesetzt. Nun bereitet sich auch noch die Billig-Fluggesellschaft Ryanair darauf vor, ihre Flugzeuge am Frankfurter Flughafen zu füllen. Der pseudo-grüne hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir "begleitet" die administrativen Vorgänge.
Viele der TeilnehmerInnen hoffen dennoch auf eine Kehrtwende, ein Einsehen bei Partei-PolitikerInnen oder einen freiwilligen Rückbau der im Herbst 2011 in Betrieb genommenen Landebahn Nordwest.
Manche interpretieren es als ein erstes Anzeichen für ein Umdenken, daß diesmal zur Montags-Demo auch die Oberbürgermeister von Mainz, Frankfurt und Offenbach kamen und eine gemeinsame Erklärung verlasen, in der sie das bürgerschaftliche Engagement gegen den Flughafenausbau loben. Manche hingegen sprechen von einer "Fensterrede ohne jede Konsequenz".
Für die kommunale Aktionsgemeinschaft 'Zukunft Rhein-Main' kritisierte Thomas Will, einer der Sprecher, der Flughafen müsse sich endlich von seinen "Ausbau-Fantasien" verabschieden. Seit 40 Jahren werde am Flughafen gebaut, aber keine der bisher veröffentlichten Wachstums-Prognosen habe sich bisher erfüllt. Daß Fraport jetzt auch noch den Billigflieger Ryanair nach Frankfurt holt, ist für Will "ein Skandal ohnegleichen". Erst habe man den Ausbau des Flughafens Hahn mit mehr Kapazität für Billigflieger begründet, jetzt hole man sie von dort nach Frankfurt. "Wir werden nicht müde, über alle Parteigrenzen zusammenzustehen und zu zeigen, daß wir weiterhin Widerstand leisten. Und wer im Zusammenhang mit Billigfliegern von qualifizierten Arbeitsplätzen redet, verarscht eine ganze Region," so Will.
Uwe Hiksch vom Vorstand der Naturfreunde Deutschland konnte mit seiner Rede die meiste Aufmerksamkeit erzielen. Er forderte konsequent eine Reduzierung der Flugbewegungen. und die Verlagerung aller Flüge unter 1000 Kilometer auf die Bahn. Hierfür dürfte dem derzeit zuständigen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt jedoch jegliches Verständnis fehlen. Hiksch erntete für seine Bekundung, "Wir wollen eine ökologische Verkehrswende ohne subventionierten Flugverkehr", lebhaften Beifall. Die Menschen müssten Widerstand leisten, damit die Region Rhein-Main auch in den kommenden Jahrzehnten noch lebenswert sei. Angesichts der Zahl der TeilnehmerInnen an den Montags-Demos und dem Interesse der hessischen Bevölkerung an Themen wie Klima und Lärmschutz ist allerdings zweifelhaft, ob einer Mehrheit klar ist, daß eine verkehrspolitische Kehrtwende gegen Profitinteressen durchgesetzt werden muß.
Thomas Scheffler, einer der vier Sprecher des Bündnisses der Bürgerinitiativen, ist seit dem Beginn der Montags-Demos im Dezember 2011 dabei. Daß diese Demos bis heute stattfinden, zeige, "daß unsere Bewegung noch immer stark ist". Doch anscheinend begnügt sich Scheffler mittlerweile damit, die "Politik" daran zu erinnern, "daß sie uns nicht vergessen darf." Demnach wäre dieses Ziel auch bei einem weiteren Ausbau des Frankfurter Flughafens erreicht, wenn zu einer zweitausendsten Montags-Demo in 50 Jahren wieder drei Oberbürgermeister erscheinen und eine lobende Rede halten.
Der Jazzmusiker Peter Glessing aus Gelnhausen trug mit seinem alten Tenorsaxophon zum kulturellen Teil der Montags-Demo bei. "Es ist erst meine zweite Demo hier, aber der Auftritt ist etwas Besonderes," meinte er. Vielleicht trägt er etwas von dem "widerständigen Geist", den Einige hier zu spüren meinen, weiter. Neben Glessing mit seiner Band 'Alles Blech' traten auch der Rapper Bachnick und der Musiker Harald Pons auf.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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