Menschenkette im lothringischen Bure
Protest gegen Atommüll-Endlager-Projekt
Nancy (LiZ). Mit einer Menschenkette protestierten rund 2000 Menschen gegen das französische Endlager-Projekt. Im kleinen lothringischen Bure soll der radioaktive Müll aus den 19 Atomkraftwerken 500 Meter tief vergraben werden. Mit der Aktion konnte die französische Anti-Atom-Bewegung in Zusammenarbeit mit lokalen Bürgerinitiativen die öffentliche Aufmerksamkeit auf die in Frankreich wenig reflektierte und weltweit ungelöste Endlager-Problematik lenken.
Neben TeilnehmerInnen aus vielen französischen Landesteilen (Alsace, Montpellier, Angers), kamen BelgierInnen, LuxemburgerInnen und Deutsche zu der Menschenkette nach Bure und auch ein Pulk aus Traktoren bezeugte die Unterstützung durch LandwirtInnen Lothringens. Aus mehreren Richtungen waren in einem Sternmarsch Menschen zum umzäunten Gelände des "Endlager-Projekt" gekommen, wo sie sich - stellenweise in zwei bis drei Reihen - zur Menschenkette formierten.
Auf Schildern und Transparenten stand "Kein Atomklo Bure" oder "Stoppt die Nuklear-Industrie!" Corinne Francois von der Organisation 'Bure Stop" wertete die Menschenkette, die erstmals Menschen in dieser Zahl in die abgelegene Gegend im Nord-Osten Frankreichs mobilisiert hatte, als großen Erfolg. "Dieses Projekt birgt noch eine ganze Reihe von ungelösten Problemen. Grünes Licht wäre absurd und gefährlich", warnte sie.
Obwohl von Seiten der Anti-Atom-Initiativen ausdrücklich um parteipolitische Zurückhaltung gebeten worden war, drängte sich Denis Baupin, EELV-Politiker und Abgeordneter der Nationalversammlung, als "Stargast" vor TV-Kameras und Mikrophonen in den Vordergrund. Zusammen mit den EELV-PolitikerInnen Julien Vicq und Marianne Isler an seiner Seite versuchte Baupin vergessen zu machen, daß seine pseudo-grüne Partei-Genossin Dominique Voynet als "Umwelt"-Ministerin das Dekret zur Genehmigung des Projekts in Bure unterzeichnet hatte.
Die französische Anti-Atom-Bewegung hatte Klage gegen das "Endlager-Projekt" Bure eingereicht. Nachdem diese Ende März abgewiesen wurde, hat sie Berufung eingelegt. Hauptargument gegen die ANDRA, die französische Behörde für den Atommüll, ist eine falsche Deklaration der Dicke der Opalinuston-Schicht - diese ist nach Untersuchungen unabhängiger WissenschaftlerInnen deutlich weniger stark als die offiziell angegeben 130 Meter. Neben dieser "Lüge" der ANDRA weist der lokale Widerstand auf falsche Angaben über Grundwasser-Ströme und Thermalwasser-Vorkommen hin.
Seit 1994 verfolgt die französische Regierung den Plan, in dem kleinen lothringischen Ort Bure ein Endlager für den hochradioaktiven Müll der französischen Atomkraftwerke auszuweisen. Bislang wurden in das "Endlager-Projekt" mehr als 1,5 Milliarden Euro gesteckt. Offiziell waren die knapp 500 Meter unter der Erdoberfläche gegrabenen Gänge unterhalb des lothringischen Bure bis zum Jahr 2012 als Versuchslabor deklariert - ein Labor, in dem angeblich untersucht werden sollte, ob die Lagerung von Atommüll in Opalinuston möglich ist. Eine Entscheidung für Bure als "Endlager-Standort" sei damit nicht getroffen, hieß es immer. Alternative Standorte wurden aber nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Für 2017 ist der offizielle Baubeginn vorgesehen. Ab 2025 soll das "Endlager" einen ersten Probebetrieb aufnehmen.
Anmerkungen
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Info-Serie Atomenergie - Folge 12