Berlin (LiZ). Der von VW, BMW und Daimler finanzierte Forschungsverein EUGT hat Abgas-Tests an Menschen und Affen durchgeführt. Nachdem dies heute bekannt wurde, liefen die üblichen Empörungs-Rituale auf Hochtouren. Doch seit Jahren läuft auf Deutschlands Straßen ein Großversuch, der mit Stickoxiden und Staub aus Auspuffrohren die Leidensfähigkeit von Mensch und Umwelt weit über den gesetzlichen Grenzwerten testet.
Die von der "Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor" (EUGT) durchgeführten Versuche dienten offensichtlich dem Zweck, die gesundheitlichen Risiken von Stickstoffdioxid herunterzuspielen - es handelte sich also um Pseudo-Wissenschaft. Ein Dorn im Auge sind den Automobil-Konzernen seit vielen Jahren Studien - beispielsweise der Weltgesundheitsorganisation WHO - , die aufzeigen, daß mit Autoabgasen belastete Luft ein Gesundheitsrisiko ist und eine erhöhte Konzentration von Schadstoffen in der Luft das Krebsrisiko erhöht. Mit dem Versuch an Affen, der auf Geheiß der EUGT in Labors in den USA durchgeführt wurde, sollte laut 'New York Times' aufgezeigt werden, daß die Abgas-Problematik mit neueren Technologien - wie im VW-Beetle - behoben sei.
Der "Forschungs"-Verein EUGT wurde 2007 von VW, Daimler, BMW und Bosch in Berlin gegründet. Zur gleichen Zeit wurde die "Clean-Diesel-Kampagne" ins Leben gerufen. Volkswagen, Daimler und BMW vereinbarten ursprünglich eine Finanzierung der EUGT mit jährlich jeweils 125.000 Euro.
Im fünfköpfigen Vorstand der EUGT saßen Hans-Georg Kusznir für VW, Udo Hartmann für Daimler und Frank Hansen für BMW. Vorstandsvorsitzender der EUGT war Gunter Zimmermeyer, vormals technischer Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie und Lobbyist des Zulieferers Bosch. Vorstandsmitglied war zudem Max Conrady von Fraport, der dort als Abteilungsleiter für "Umweltauswirkungen" gewirkt hatte. Bei Fraport handelt es sich um den Betreiber-Konzern des Frankfurter Flughafens. Die Herren kamen also ausnahmslos aus den Branchen Automobil-Industrie und Luftfahrt, die in Deutschland für ihre ehrenwerten Bemühungen um die Luftreinhaltung bekannt sind.
Über den "Forschungs"-Verein EUGT finanzierten die Automobil-Konzerne VW, BMW und Daimler den - im Vergleich zum Großversuch auf Deutschlands Straßen - relativ harmlosen Menschenversuch, der an der Uniklinik RWTH Aachen durchgeführt wurde. Die Ethikkommission der Uniklinik RWTH Aachen hatte diesen Menschenversuch genehmigt, wie die Uniklinik in einer Mitteilung bestätigt.
Seit vielen Jahren werden beispielsweise in Stuttgart die gesetzlichen Grenzwerte von NO₂ (Stickstoffdioxid) häufig und zugleich deutlich überschritten (Siehe unsere Artikel v. 28.01.16, v. 21.11.15 und v. 25.04.15). Immer wieder wurden auch an sensiblen Orten wie einem Krankenhaus, Kindergärten und Schulen hohe Überschreitungen der gesetzlichen Grenzwerte festgestellt. Schadstoffe und Feinstaub stammen offenbar vor allem aus dem Auspuff von Diesel-Fahrzeugen.
Von den Überschreitungen der Stickoxidemissionen bei Diesel-PkW im realen Betrieb aufgrund illegaler Abschalteinrichtungen und manipulierter Zulassungsfahrzeuge haben die Behörden seit Jahren gewußt - die Bundesregierung nachweislich seit 2010. Ebenfalls bekannt war, daß unter diesen Umständen die europaweit geltenden Luftqualitäts-Grenzwerte für Stickstoffdioxid nicht einzuhalten sind. Doch trotz massiver Hinweise von Umweltverbänden und externen ExpertInnen verweigerte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) Nachmessungen.
Laut den europaweit geltenden Luftqualitäts-Grenzwerten darf der Wert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft an höchsten 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Dabei ist dieser allein auf politischen Vorgaben beruhende und keineswegs medizinisch begründete EU-Grenzwert schon viel zu hoch angesetzt und nimmt Tote und massive Kosten für das Gesundheitssystem in Kauf.
Im Jahr 2013 zählte die offizielle Statistik in Stuttgart Überschreitungen des EU-Grenzwertes an 91 Tagen. Seit 2013 amtiert in Stuttgart der pseudo-grüne Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Im Jahr 2015 waren in Stuttgart die 35 Tage mit Überschreitung beim Feinstaub schon in den ersten drei Monaten erreicht. Auch in vielen anderen deutschen Städten zeigt die offizielle Statistik seit vielen Jahren, daß ohne irgendwelche Konsequenzen weiterhin die EU-Vorgaben beim gesundheitsschädlichen Feinstaub und bei Stickstoffdioxid nicht eingehalten werden.
Zweifellos belegt ist seit langem durch epidemiologische Studien, daß die verkehrsbedingten Schadstoffe wie Stickstoffdioxid und Feinstaub eine signifikante Erhöhung der Sterblichkeit aufgrund von Herz-Kreislauferkrankungen verursachen. Einer EU-Studie zufolge sterben jährlich 65.000 Menschen in der Europäischen Union vorzeitig durch Feinstaub. Und laut Berechnungen des Umweltbundesamtes verursacht die zu hohe Feinstaubbelastung in Deutschland jährlich rund 47.000 vorzeitige Todesfälle.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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7,6 Milliarden Euro (29.11.17)
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Verkehrs-Wende kommt voran (21.02.17)
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Pofalla ist blockiert (30.01.17)
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spiegel: Schwarz-Gelb verheimlichte
Kostenberechnung zu Stuttgart 21 (6.11.11)
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24.000 am Müggelsee (28.08.11)
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(12.05.11)
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Stuttgart 21
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Rettet die Deutsche Bahn!
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