Frankfurt a.M. (LiZ). In der Vergangenheit war es im Umfeld des Frankfurter Flughafens immer häufiger vorgekommen, daß startende und landende Flugzeuge mit ihren Wirbelschleppen Ziegel von den Dächern rissen. Fraport, der Betreiber-Konzern des Flughafens, hatte deshalb finanzielle Mittel zur Verfügung stellen müssen, um bei Dächern eine Verklammerung der Dachziegel vornehmen zu lassen. Nun stellte ein Gutachter fest, daß katastrophale Mängel vorliegen.
Bei einem von dem Gutachter inspizierten Dach fanden sich Sicherheitshaken, welche aufgrund der Klammerung vorgeschrieben sind, dennoch aber nicht ordnungsgemäß befestigt worden waren. Fraport hatte in diesem Fall zuvor schriftlich die ordnungsgemäße Sicherung der Klammerung bestätigt. Bei diesem Haus waren die Mängel so gravierend, daß der Wiesbadener Gutachter vor dem Betreten des Daches ohne erneuten Gerüstbau ausdrücklich warnte. In der Konsequenz ist in solchen Fällen eine Instandsetzung oder Reparatur nur unter hohem finanziellem Aufwand seitens der EigentümerInnen realisierbar.
Nach wie vor sind also Menschen im Umkreis des Frankfurter Flughafens in Lebensgefahr und es ist offensichtlich allein glücklichen Umständen zu verdanken, daß noch niemand von einem herabfallenden Dachziegel erschlagen wurde. Laut Aussagen des von einer Bürgerinitiative beauftragten Gutachters wurde zum Einen das vorgegebene Klammerschema nicht eingehalten, wodurch die Sicherheit vor Wirbelschleppenschäden nicht gewährleistet werden könne. Zum anderen wurden Firstziegel nicht ordnungsgemäß befestigt, sowie Vordächer und Nebengebäude gar nicht geklammert.
Die Bürgerinitiative Flörsheim-Hochheim machte nun diese gravierenden Sicherheitsmängel bei den zum Schutz vor Wirbelschleppen geklammerten Dächern im Rahmen des Fraport-Sicherungsprogramms publik. Grund für die Untersuchung durch einen Gutachter waren Wirbelschleppen-Schäden, die in der jüngsten Vergangenheit bei bereits geklammerten Dächern zu beobachten waren. Viele HausbesitzerInnen und MieterInnen waren nun skeptisch, ob die Dächer ihrer Häuser tatsächlich - wie von Fraport zugesagt - sicher sind.
In einem ersten Schritt hatte die BI Flörsheim-Hochheim ein Musterschreiben zur Verfügung gestellt, in dem Fraport aufgefordert wurde, zu bestätigen, daß die erfolgten Klammerungen sicher vor Wirbelschleppenschäden schützen. Vermutlich jedoch stellte Fraport die gewünschten Bestätigungen bedenkenlos aus, ohne Kenntnis vom tatsächlichen Zustand der betroffenen Dächer zu haben.
Nachdem es trotz Bestätigung zu Schäden kam, baten viele BürgerInnen die BI Flörsheim-Hochheim um Hilfe. Diese gab daraufhin ein Gutachten bei einem unabhängigen, öffentlich bestellten Gutachter in Auftrag und finanziert dies aus der eigenen Spendenkasse. Doch nicht allein eine Vielzahl von Dächern wurde unsachgemäß geklammert. Es stellte sich auf Befragung durch den Gutachter heraus, daß den betroffenen EigentümerInnen - vielleicht mit Ausnahme weniger Einzelfälle - nicht bekannt war, daß eine jährliche Wartung der geklammerten Dächer gesetzlich vorgeschrieben ist.
"Man kann hier eigentlich nur von einem Vorsatz sprechen, mit dem diese Tatsache den Hauseigentümern bewußt verschwiegen wurde," kommentierte Carola Gottas von der BI Flörsheim-Hochheim. Allerdings könne eine Wartung an keinem der geklammerten Dächer stattfinden, da generell keine der vorgeschriebenen Dokumentationen vorlägen.
Die BI wirft daher die Frage auf, wer in Zukunft die Kosten für die Wartung der Dachhaken übernimmt und wie die HausbesitzerInnen in den Besitz der erforderlichen Dokumentationen gelangen, wenn diese nach Fertigstellung der Dachklammerung nicht übergeben wurden. "Wir müssen also von unzähligen weiteren unsachgemäß geklammerten Dächern ausgehen, von denen weiterhin Lebensgefahr durch eine Dachabdeckung bei Wirbelschleppen besteht. Wir haben auch niemanden ausfindig machen können, bei dem die vorgeschriebene ausführliche Dokumentation vorliegt," sagt Carola Gottas. "Das Vertrauen in die Dachklammerung war noch nie groß, die meisten Hausbesitzer haben sich lediglich aus Angst vor der Haftungsfrage dazu entschieden," so Gottas weiter.
Nach Ansicht der BI ist allein Fraport für die Misere der Dachklammerung und die damit verbundenen Gefahren und Kosten verantwortlich. Als Hauptverantwortlichen benennt die BI Stefan Schulte, den Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens. "Es ist nicht möglich, uns durch Dachklammerungen gegen die ständige Bedrohung von Leib und Leben zu schützen," sagt Carola Gottas. "Deswegen fordern wir den Rücktritt von Stefan Schulte und Betriebsbeschränkungen für die Nordwestlandebahn."
Anmerkungen
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