Greenpeace deckt auf
AKW Tricastin extrem unsicher
Montélimar (LiZ). Greenpeace-AktivistInnen haben mit einer Aktion auf dem Gelände des französischen AKW Tricastin aufgedeckt, wie unsicher dieses Kraftwerk ist. Sie konnten ohne Schwierigkeiten in das an der "Sonnen-Autobahn" zwischen Montélimar und Avignon gelegene AKW eindringen.
Greenpeace erinnert mit der Aktion zudem an die Unfall-Serie des Jahres 2008 (siehe unsere Artikel). Allein bei einer "Panne" im Juli 2008 wurden über 100 MitarbeiterInnen radioaktiv kontaminiert. Auf einem riesigen Banner, das die Greenpeace-AktivistInnen am AKW angebracht haben, fragen sie: "Ist François Hollande der Präsident der Katastrophe?" Denn der seit 2012 amtierende französische Präsident, der im Wahlkampf eine Stilllegung von Atomkraftwerken und eine Reduzierung des Atomstrom-Anteils von derzeit über 70 Prozent auf 50 Prozent versprochen hatte, zeigt keinerlei Aktivitäten, dieses Versprechen einzulösen. Von einem Politiker, der an der französischen Atombewaffnung, der "force de frappe" festhält, war allerdings nicht ernstlich ein anderer Kurs zu erwarten.
Beim AKW Tricastin, das in den Jahren 1980/81 in Betrieb genommen wurde, handelt es sich um das fünftälteste der 19 noch im Betrieb befindlichen französischen Atomkraftwerke. Etliche Monate nach der Wahl wurde darüber diskutiert, ob Hollande das älteste französische Atomkraftwerk, das AKW Fessenheim, zum Ende seiner Amtszeit im Dezember 2016 stilllegen würde. Er hatte zwar eigens einen Stilllegungs-Beauftragten eingesetzt. Doch dieser bekundete vor wenigen Monaten, die Entscheidung über eine endgültige Stilllegung des AKW Fessenheim müsse der Nachfolge-Regierung überlassen bleiben.
Da es TerroristInnen ebenso leicht wie Greenpeace-AktivistInnen gelingen könnte, auf das Gelände eines französischen AKW zu gelangen, ist das enorme Risiko das sich Frankreich durch die vorhandenen 19 Meiler ausgesetzt sieht, nicht mehr zu leugnen. Bereits in der Vergangenheit, hatte Greenpeace aufgezeigt, daß die "Hochsicherheitszone" eines französischen AKW keine unüberwindbare Barriere darstellt. Im Mai 2012 war ein Greenpeace-Aktivist mit einem motorisierten Gleitschirm in die Hochsicherheitszone des Atomkraftwerks Bugey gelangt (siehe unseren Artikel v. 2.05.12). Zugleich hatte Greenpeace eine Studie veröffentlicht, die - wie zuvor schon eine ähnliche Studie über deutsche Atomkraftwerke, die nach den Anschlägen in vom 11. September 2001 in Auftrag gegeben und vom damaligen pseudo-grünen Atom-Minister Jürgen Trittin geheim gehalten wurde - zu dem Ergebnis kam, daß sämtliche französischen Atomkraftwerke nicht ausreichend gegen Terrorangriffe aus der Luft geschützt sind.
Laut der französischen Greenpeace-Sprecherin Isabelle Philippe drangen die AktivistInnen gegen 5 Uhr in der Frühe auf das Gelände des AKW Tricastin vor. Sie kletterten auf Bauten, welche die Reaktoren umgeben, und brachten dort mehrere Banner an. Ein Angriff mit einer panzerbrechenden Waffe, die heute auf dem Schwarzmarkt ohne große Schwierigkeiten zu haben ist, könnte eine Nuklear-Katastrophe auslösen mit weitaus verheerenderen Folgen als des Super-GAU von Fukushima. In der Region um Fukushima hatten die Menschen noch Glück im Unglück, denn es wehte meist ein Wind in Richtung Meer, der dafür sorgte, daß die Todeszone auf einen Radius von 30 bis 40 Kilometer beschränkt blieb. Bei einem Super-GAU im AKW Tricastin könnte halb Frankreich in eine Todeszone verwandelt werden.
Greenpeace-Sprecherin Isabelle Philippe erinnerte zudem daran, daß im Reaktordruckbehälter des Block I des AKW rund 20 Risse entdeckt worden sind. Dies sei ein weiteres Argument für die Dringlichkeit der Schließung des AKW Tricastin. Frankreichs Atomaufsicht ASN will darin jedoch kein erhöhtes Risiko erkennen.
Obwohl die Greenpeace-AktivistInnen weithin sichtbar agierten, dauerte es mehrere Stunden, bis alle 29 festgenommen worden waren. Greenpeace fordert von Präsident Hollande die Stilllegung des AKW Tricastin, das die Umweltschutz-Organisation als besonders unsicher einstuft. Im Einsatz waren 160 PolizistInnen.
Die französische pseudo-sozialistische Regierung zeigt sich unbelehrbar. Das Innenministerium in Paris betonte, es sei den AktivistInnen nicht gelungen, in die "sensiblen Bereiche" wie etwa die Kontrollräume des AKW vorzudringen. "Das ist eine medienwirksame Aktion, die für die Sicherheit der Einrichtungen keinerlei Gefahr darstellt." Auch eine Sprecherin des französischen Energiekonzerns EdF sagte, die AktivistInnen seien nicht in Sicherheitsbereiche gelangt. Weiter kündigten das Innen- und das "Umwelt"-Ministerium in einer gemeinsamen Stellungnahme an, "schärfere strafrechtliche Sanktionen" gegen die Besetzung von Atomanlagen zu prüfen. Bislang könnten solche Aktionen lediglich als "Eindringen auf ein Privatgrundstück" geahndet werden. Diese Rechtsgrundlage sei "offensichtlich ungeeignet".
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
China stoppt Bau einer
Urananreicherungsanlage in Guangdong (14.07.13)
Super-GAU von Fukushima
Dramatischer Anstieg der Radioaktivität im Grundwasser
(10.07.13)
Fukushima: Strontium im Grundwasser
(19.06.13)
Französische Regierung treibt Endlager-Projekt
in Bure voran (7.06.13)
Schwerer Störfall im AKW Forsmark
Notstromversorgung war nötig (31.05.13)
Hamburg: Katastrophe nur
knapp abgewendet (16.05.13)
AKW Fessenheim
Betriebsdauer von 60 Jahren? (29.04.13)
Gerichtsurteil in Japan:
Kinder müssen in verstrahlter Region bleiben (24.04.13)
Mehrheit in Polen gegen AKW
Trotz erfolgloser Propaganda bleibt Regierung auf Atom-Kurs
(19.04.13)
China plant Atomausstieg
AKW-Bauvorhaben aufgegeben (28.03.13)
AKW-Ruine Fukushima
Notkühlung ausgefallen (19.03.13)
Fukushima mahnt
IPPNW-Report über Folgen des Super-GAU (6.03.13)
Zwei Jahre nach Fukushima
Fünf Groß-Demos in Deutschland (4.03.13)
Französischer Physik-Professor fordert
Stilllegung des AKW Fessenheim (15.02.13)
Werden die belgischen Atomkraftwerke
Doel und Tihange wieder hochgefahren? (15.02.13)
Mehrheit in Deutschland
für früheren Atomausstieg (6.02.13)
Pläne des AKW Tricastin aus Villa
in Vorort von Paris gestohlen (26.01.13)
Atommüll-Zug in Südfrankreich entgleist
Bestimmungsort ist möglicherweise Deutschland
(22.01.13)
"Schwarz-Gelb" schafft Grundlage für Atommüll-Export
AtomkraftgegnerInnen kritisieren Dammbruch (4.01.13)
AKW Garoña abgeschaltet
Folgt die Stilllegung? (17.12.12)
AKW Philippsburg
Insiderkritik an mangelhafter Sicherheit (13.12.12)
Bundes-Atom-Minister Altmaier sagt:
"Ich stoppe Gorleben!" (30.11.12)
Französische Regierung will Kernfusions-Reaktor
15 Prozent mehr EU-Finanzmittel für Atomenergie
(15.11.12)
Bau-Stop in Gorleben
Bürgerinitiative feiert Sensation (13.11.12)
Fisch im Küstengebiet vor Fukushima
auch nach 18 Monaten stark radioaktiv belastet (26.10.12)
Fukushima
"Falsches Gefühl der Sicherheit" (23.10.12)
HypoVereinsbank und Atomenergie
Profit wichtiger als Versprechen von 2011 (27.09.12)
Greenpeace: Gorleben als Endlager
genügt nicht einmal behördlichen Sicherheitsstandards
(26.09.12)
Greenpeace protestiert auf der Weser
gegen Plutonium-Transport (24.09.12)
Stilllegung des AKW Fessenheim
Ende 2016? (21.09.12)
Atomwaffen-Plutonium in deutschen AKW?
Welche Rolle spielte "Rot-Grün"? (15.09.12)
Ein Toter bei Protesten gegen AKW-Neubau
im indischen Kudankulam (11.09.12)
Greenpeace fordert Stilllegung des AKW Cattenom
Kritik an Stress-Tests (23.08.12)
Im Salz unter Gorleben
wird illegal weitergebaut (20.08.12)
8000 Risse im AKW Doel
Stilllegung dennoch ungewiß (17.08.12)
Riß im Reaktordruckbehälter
des belgischen AKW Doel (9.08.12)
General Electric: Atomenergie zu teuer
Das Ende des Atomenergie-Zeitalters (30.07.12)
Erneut 200.000 beim Anti-Atom-Protest
Diskussion um Strategie in Japan (29.07.12)
BI Lüchow Dannenberg warnt
vor neuem Endlagersuchgesetz (29.07.12)
Fukushima: 36 % der Kinder
haben veränderte Schilddrüsen (5.07.12)
Transparente Schweizer Endlager-Suche?
Illusion um Benken geplatzt (2.07.12)
200.000 in Tokio gegen Atomenergie
AKW Oi wird hochgefahren (30.06.12)
Sprengstoff entdeckt
Schwedisches AKW Ringhals unzureichend gesichert
(21.06.12)
Schweizer Uralt-AKW Beznau
Riß im Reaktordeckel? (19.06.12)
Gorleben: Atomarer Irrweg wird fortgesetzt
Weitere CASTOR-Transporte angekündigt (7.06.12)
Greenpeace-Aktivist landet auf
spanischem AKW Garoña (6.06.12)
"Versuchs-Endlager" Asse II
Rückholung des Atommülls weiter verzögert
BfS bereitet stattdessen Flutung vor (31.05.12)
Tschernobyl wirkt
Radioaktivität in Wildschweinen und Pilzen (8.05.12)
Atomkraftwerke in Japan
Alle Reaktoren abgeschaltet (5.05.12)
Greenpeace-Aktivist landet
auf Atomkraftwerk (2.05.12)
Feuer im AKW Fessenheim
Stilllegungung weiterhin ungewiß (25.04.12)
Aus für AKW-Pläne in Großbritannien
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AKW Philippsburg
Heruntergespielte "Pannen" (15.03.12)
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Internationale Anti-Atom-Konferenz in Yokohama
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20 "Standortareale" - ein Ziel: Benken (19.01.12)
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vor geplantem "Endlager" Gorleben (13.12.11)
Bergung des Atom-Mülls aus Asse II
weiter verzögert
Bundes-"Umwelt"-Ministeriumn betreibt Obstruktion
(8.12.11)
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Strahlen-Skandal Gorleben
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widerspricht Landesregierung (20.11.11)
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Schweizer Studie:
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Für Abschaltung des AKW Gösgen und gegen neue AKW (25.05.10)
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Studie der Citibank:
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August 2009: "Panne" im AKW Beznau
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Streit um die neue Atomkraftwerks-Linie EPR in Frankreich
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(3.11.09)
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Patt bei Atomenergie in der Schweiz
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Kommt nun doch die "Renaissance der Atomenergie"? (5.02.09)
Weltwirtschaftskrise trifft Energie-Konzerne
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Erneut Atom-Unfall in Frankreich
15 Menschen radioaktiv kontaminiert (22.07.08)
Französische Atom-Industrie bleibt im Gespräch
Erneute Leckage (18.07.08)
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