Atom-Konzern Areva pleite
2 Milliarden Euro von François Hollande
Paris (LiZ). Der französische Atom-Konzern Areva ist de facto pleite. Nach der gestrigen Veröffentlichung von Geschäftszahlen fiel der Aktienkurs um über 20 Prozent. Nun will der französische Präsident François Hollande trotz maroder Staatsfinanzen 2 Milliarden Euro zur Rettung von Areva locker machen.
Der Nachfolger der berühmt-berüchtigten Managerin und Areva-Gründerin Anne Lauvergeon (Siehe unseren Artikel v. 18.6.11), Luc Oursel, hatte bereits Ende Oktober das Handtuch geworfen und angeblich aus gesundheitlichen Gründen das sinkende Schiff verlassen. Nachdem die Interims-Leitung des Konzerns am gestrigen Donnerstag die Geschäftszahlen veröffentlichte, fiel der Aktienkurs von Areva zeitweise um mehr als 20 Prozent.
Der Atom-Konzern ist hauptsächlich durch die Fehlinvestitionen in die AKW-Neubau-Projekte im französischen Flamanville und im finnischen Olkiluoto in Schieflage geraten. Die beiden Prestige-Projekte, mit denen die EdF und Areva der Welt beweisen wollten, daß die neue Atom-Reaktor-Linie vom Typ EPR "schlüsselfertig" zum Festpreis von 3,2 Milliarden Euro pro Reaktor angeboten werden könne, haben sich als Flop herausgestellt.
Das "Vorzeige-Projekt" im französischen Flamanville wurde im August 2006 begonnen. Von der ursprünglich verkündeten Fertigstellung bis 2012 ist längst keine Rede mehr. Ende 2008 hieß es offiziell, daß sich die Bauzeit bis 2013 verzögere und die Baukosten 4 Milliarden Euro betragen werden. Mitte 2010 verkündete EdF, daß der kommerzielle Betrieb erst für 2014 erwartet werde und schätzte die Kosten auf 5 Milliarden Euro. Im Juli 2011 bezifferte EdF die Kosten auf 6 Milliarden Euro und verschob die geplante Inbetriebnahme auf 2016. Im Dezember 2012 gab EdF bekannt, daß die Bau-Kosten um mehr als das Doppelte auf 8,5 Milliarden Euro gestiegen seien. Anfang Dezember 2012 zog sich der italienische Konzern Enel aus der Finanzierung des Reaktors zurück. Enel begründete den Schritt damit, daß der EPR-Reaktor aufgrund der hohen Investitionskosten nie wirtschaftlich sein werde.
Das andere "Vorzeige-Projekt" eines EPR-Reaktors wurde im finnischen Olkiluoto im August 2005 begonnen. Ende 2006 hieß es offiziell, die Fertigstellung verzögere sich bis 2011. Bis 2008 hatten sich die veranschlagten Bau-Kosten von 3,2 auf 4,5 Milliarden Euro erhöht und die Fertigstellung wurde für 2012 in Aussicht gestellt. 2009 wurden die Baukosten auf 5,5 Milliarden Euro geschätzt. Im Oktober 2011 hieß es: Fertigstellung 2014 und veranschlagte Bau-Kosten 6,6 Milliarden Euro. Im Dezember 2012: Fertigstellung 2015 und veranschlagte Bau-Kosten 8,5 Milliarden Euro. Anfang 2013 wurde erklärt, die Inbetriebnahme würde sich auf 2016 verschieben. Mittlerweile wurde publik, daß sich die Baukosten bereits verdreifacht haben.
Auf der Baustelle des AKW-Projekts Flamanville stellte die französische Atomaufsicht ASN kürzlich Risse in den inneren Reaktorwänden fest. Das Pariser Wochenblatt 'Canard Enchaîné' berichtete von "42 Zentimeter großen Löchern".
Und so ist es kein Wunder, daß Areva bereits im ersten Halbjahr 2014 einen Verlust von über 500 Millionen Euro zu verzeichnen hatte. Das ambitionierte Ziel, bis 2016 zehn Verträge für EPR-Atomreaktoren abzuschließen, wurde still begraben. Es würde "einige Jahre" länger dauern, erklärte damals der inzwischen demissionierte Konzern-Chef Luc Oursel.
Und offenbar sind die von der britischen Regierung in Aussicht gestellten Subventionen in Höhe von insgesamt 31 Milliarden Euro - allerdings verteilt auf etliche Jahre - für das AKW-Neubau-Projekt Hinkley Point bei weitem nicht ausreichend, um das Überleben Arevas zu gewährleisten. Die EU-Kommission hatte diese Subventionen Anfang Oktober für legal erklärt (Siehe unseren Artikel v. 9.10.14).
Areva deckt die gesamte Kette der Brennstoff-Produktion von der Uran-Mine, über Konversions-Fabriken (Siehe unseren Artikel v. 9.11.14), Brennelemente-Fabriken, die Konstruktion, Herstellung und Wartung von Atomkraftwerken bis hin zum Betrieb der Plutonium-Fabrik (sogenannte Wiederaufarbeitungsanlage LaHague) ab. Für den Konzern arbeiten rund 46.000 Angestellte und er bilanzierte zuletzt einen Umsatz von 9,2 Milliarden Euro.
Der französische Staat ist mit 82,6 Prozent der Anteile Haupteigner des Konzerns. Allerdings dürfte dies weniger der Grund sein, daß François Hollande sich gezwungen sieht, Milliarden in ein schwarzes Loch zu versenken. Hollande wäre nicht Präsident geworden, wenn er sich nicht - auf welche Art auch immer verbindlich - zum Erhalt der "force de frappe", der französischen Nuklearstreitmacht, verpflichtet hätte. Und bei einem Zusammenbruch von Areva und der Auflösung der defizitären Plutonium-Fabrik LaHague wäre Frankreich gezwungen, seine Atomwaffen abzurüsten.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Doppelt so viel Atommüll wie veranschlagt
Deutschland sitzt auf einer Zeitbombe (19.11.14)
Zahl der beschädigten Atommüll-Fässer
steigt sprunghaft (18.11.14)
Gouverneur erteilt Genehmigung
zum Wiederhochfahren des AKW Sendai (7.11.14)
Drohnen über Atomkraftwerken
Gefahr durch Terrorismus (30.10.14)
EU-Kommission genehmigt Subvention
für AKW Hinkley Point (9.10.14)
16.000 in Tokio gegen Atomenergie
Kenzaburo Oe kritisiert japanische Regierung (23.09.14)
Japan: Weiterhin ohne Atomkraft
59 Prozent gegen Wiedereinstieg (15.09.14)
Fukushima: Bau einer fiktiven
Eisbarriere gilt mittlerweile als "gescheitert" (27.08.14)
Prozeß gegen russische Umwelt-Organisation Ecodefense
BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg ruft zur Solidarität auf
(21.08.14)
AKW Brunsbüttel: Weitere rostige Fässer
...und kein Ende (20.08.14)
"Panne" im AKW Cattenom
Unhaltbare Zustände (24.07.14)
Mehr als 988 Atom-Transporte in 2 Jahren
Permanente Gefahr einer Katastrophe (13.07.14)
Löcher im AKW Leibstadt
6 Jahre lang nicht entdeckt (11.07.14)
Löcher im AKW Leibstadt
Feuerlöscher falsch montiert (7.07.14)
Radioaktives Iridium entwendet
Nuklear-Alarm in 12 Bundesstaaten (4.07.14)
Trojaner Havex kann AKW fernsteuern
und Super-GAU auslösen (27.06.14)
Japanisches Gericht stoppt Neustart
des AKW Oi (21.05.14)
Atommüll-Endlager-Kommission steht
Schlag gegen die Anti-AKW-Bewegung (19.05.14)
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Zehn MitarbeiterInnen radioaktiv kontaminiert (9.05.14)
IPPNW kritisiert Strahlenschutz-Kommission
"Ignoranz gegenüber Tschernobyl-Folgen" (24.04.14)
Atomforschung am KIT
Indizien weisen auf militärische Anwendungen hin (19.04.14)
37 Jahre AKW Fessenheim
Störfälle, Nachrüstungen, bei Katastrophe hilflos (7.03.14)
Fukushima: Immer weitere "Pannen"
Wiedereinstieg in Atomenergie auf der Kippe (25.02.14)
China bringt Energie-Wende voran
Erstmals über 50 Prozent der Energie-Investitionen
(24.02.14)
Schweizer Atomkraftwerke
Gefahr für weite Teile Europas (14.02.14)
AKW Brunsbüttel:
Noch mehr rostige Atommüll-Fässer im Keller (12.02.14)
Trojaner in japanischem AKW
Schneller Brüter Monju befallen (17.01.14)
Folgen von Fukushima:
Krebs bei US-SoldatInnen (7.01.14)
Abschaltung nach Transformator-Brand
AKW Arkansas II außer Betrieb (12.12.13)
Fukushima: Extreme Radioaktivität
25 Sievert/Stunde (10.12.13)
Krebs durch AKW
auch in NRW (28.11.13)
Gefährliche Bergung der Brennelemente beginnt
TEPCO als inkompetent kritisiert (18.11.13)
Große Mehrheit in Polen für Energie-Wende
Regierung für Atomenergie und Kohle (12.11.13)
AKW Temelin: Ausbau verzögert
EU-Kommission streitet mit Tschechien (10.11.13)
Atom-Ausstieg?
Ein Vergleich zwischen D und GB (2.11.13)
Radioaktivität unter Fukushima
um das 6.500-fache gestiegen (19.10.13)
EU-Kommissar Oettinger manipuliert
Subventionsbericht zu erneuerbaren Energien (14.10.13)
Super-GAU von Fukushima
Radioaktive Belastung des Meeres steigt (10.10.13)
Hilflos in Fukushima
Japanische Regierung bittet Ausland um Beistand (10.10.13)
IKEA in Konkurrenz zu Strom-Konzernen
Solar-Anlagen aus dem Möbelhaus (30.09.13)
Japan: Kein AKW in Betrieb
Es geht auch ohne Atomkraft (15.09.13)
Tschechien: Stop der Förderung
der erneuerbaren Energien -
Subventionierung der Atomenergie? (15.09.13)
Unterirdischer Abfluß aus Fukushima
größer als bislang zugegeben (1.09.13)
Super-GAU von Fukushima
Immer mehr Kinder mit Krebserkrankungen
TEPCO will Hilfe von IAEA (22.08.13)
AKW-Ruine Fukushima
Immer mehr radioaktives Grundwasser fließt ins Meer
(8.08.13)
Greenpeace deckt auf
AKW Tricastin extrem unsicher (15.07.13)
China stoppt Bau einer
Urananreicherungsanlage in Guangdong (14.07.13)
Super-GAU von Fukushima
Dramatischer Anstieg der Radioaktivität im Grundwasser
(10.07.13)
Fukushima: Strontium im Grundwasser
(19.06.13)
Französische Regierung treibt Endlager-Projekt
in Bure voran (7.06.13)
Schwerer Störfall im AKW Forsmark
Notstromversorgung war nötig (31.05.13)
Hamburg: Katastrophe nur
knapp abgewendet (16.05.13)
AKW Fessenheim
Betriebsdauer von 60 Jahren? (29.04.13)
Gerichtsurteil in Japan:
Kinder müssen in verstrahlter Region bleiben (24.04.13)
Mehrheit in Polen gegen AKW
Trotz erfolgloser Propaganda bleibt Regierung auf Atom-Kurs
(19.04.13)
China plant Atomausstieg
AKW-Bauvorhaben aufgegeben (28.03.13)
AKW-Ruine Fukushima
Notkühlung ausgefallen (19.03.13)
Fukushima mahnt
IPPNW-Report über Folgen des Super-GAU (6.03.13)
Zwei Jahre nach Fukushima
Fünf Groß-Demos in Deutschland (4.03.13)
Französischer Physik-Professor fordert
Stilllegung des AKW Fessenheim (15.02.13)
Werden die belgischen Atomkraftwerke
Doel und Tihange wieder hochgefahren? (15.02.13)
Mehrheit in Deutschland
für früheren Atomausstieg (6.02.13)
Pläne des AKW Tricastin aus Villa
in Vorort von Paris gestohlen (26.01.13)
Atommüll-Zug in Südfrankreich entgleist
Bestimmungsort ist möglicherweise Deutschland
(22.01.13)
"Schwarz-Gelb" schafft Grundlage für Atommüll-Export
AtomkraftgegnerInnen kritisieren Dammbruch (4.01.13)
AKW Garoña abgeschaltet
Folgt die Stilllegung? (17.12.12)
AKW Philippsburg
Insiderkritik an mangelhafter Sicherheit (13.12.12)
Bundes-Atom-Minister Altmaier sagt:
"Ich stoppe Gorleben!" (30.11.12)
Französische Regierung will Kernfusions-Reaktor
15 Prozent mehr EU-Finanzmittel für Atomenergie
(15.11.12)
Bau-Stop in Gorleben
Bürgerinitiative feiert Sensation (13.11.12)
Fisch im Küstengebiet vor Fukushima
auch nach 18 Monaten stark radioaktiv belastet (26.10.12)
Fukushima
"Falsches Gefühl der Sicherheit" (23.10.12)
HypoVereinsbank und Atomenergie
Profit wichtiger als Versprechen von 2011 (27.09.12)
Greenpeace: Gorleben als Endlager
genügt nicht einmal behördlichen Sicherheitsstandards
(26.09.12)
Greenpeace protestiert auf der Weser
gegen Plutonium-Transport (24.09.12)
Stilllegung des AKW Fessenheim
Ende 2016? (21.09.12)
Atomwaffen-Plutonium in deutschen AKW?
Welche Rolle spielte "Rot-Grün"? (15.09.12)
Ein Toter bei Protesten gegen AKW-Neubau
im indischen Kudankulam (11.09.12)
Greenpeace fordert Stilllegung des AKW Cattenom
Kritik an Stress-Tests (23.08.12)
Im Salz unter Gorleben
wird illegal weitergebaut (20.08.12)
8000 Risse im AKW Doel
Stilllegung dennoch ungewiß (17.08.12)
Riß im Reaktordruckbehälter
des belgischen AKW Doel (9.08.12)
General Electric: Atomenergie zu teuer
Das Ende des Atomenergie-Zeitalters (30.07.12)
Erneut 200.000 beim Anti-Atom-Protest
Diskussion um Strategie in Japan (29.07.12)
BI Lüchow Dannenberg warnt
vor neuem Endlagersuchgesetz (29.07.12)
Fukushima: 36 % der Kinder
haben veränderte Schilddrüsen (5.07.12)
Transparente Schweizer Endlager-Suche?
Illusion um Benken geplatzt (2.07.12)
200.000 in Tokio gegen Atomenergie
AKW Oi wird hochgefahren (30.06.12)
Sprengstoff entdeckt
Schwedisches AKW Ringhals unzureichend gesichert
(21.06.12)
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Riß im Reaktordeckel? (19.06.12)
Gorleben: Atomarer Irrweg wird fortgesetzt
Weitere CASTOR-Transporte angekündigt (7.06.12)
Greenpeace-Aktivist landet auf
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"Versuchs-Endlager" Asse II
Rückholung des Atommülls weiter verzögert
BfS bereitet stattdessen Flutung vor (31.05.12)
Tschernobyl wirkt
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Atomkraftwerke in Japan
Alle Reaktoren abgeschaltet (5.05.12)
Greenpeace-Aktivist landet
auf Atomkraftwerk (2.05.12)
Feuer im AKW Fessenheim
Stilllegungung weiterhin ungewiß (25.04.12)
Aus für AKW-Pläne in Großbritannien
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Schweizer AKW Beznau
Reaktor II wegen Kühlproblem abgeschaltet (24.03.12)
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AKW Philippsburg
Heruntergespielte "Pannen" (15.03.12)
AKW Neckarwestheim
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65.000 für Atom-Ausstieg
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