19.11.2015 AKW-Projekt in Ägypten Al-Sisi bestellt bei Rosatom Kairo (LiZ). Der seit Anfang 2014 in Ägypten herrschende Diktator Abdel Fattah al-Sisi hat mit dem russischen Atom-Konzern Rosatom einen Vertrag über den Bau eines Atomkraftwerks abgeschlossen. Wie immer in solchen Fällen dürfte das vorrangige Ziel darin bestehen, in den Besitz der Atombombe zu gelangen. Ob ein Atomkraftwerk aus russischer Produktion "sicherer" ist als eines von Areva, Westinghouse oder Mitsubishi, ist nach den neuerlichen Anschlägen in Frankreich offensichtlich eine rein akademische Frage. Zu befürchten ist allerdings, daß Rosatom sich nicht wie Areva an den AKW-Baustellen im finnischen Olkiluoto (Baubeginn: 2005) und im französischen Flamanville (Baubeginn: 2006) in eine "unendliche Geschichte" verstricken wird. Wenn Rosatom im kommenden Jahr mit dem AKW-Projekt beginnt, muß mit einer Fertigstellung bis 2022 gerechnet werden. Der Nahe Osten wird dann keineswegs sicherer. Historische Erfahrungen belegen, daß noch jeder Staat, der mit dem Bau von Atomkraftwerken begann, letztlich versuchte, in den Besitz der Atombombe zu gelangen. Gerade die USA oder auch Israel sind der beste Beweis. Mittlerweile zählen mehr oder weniger offiziell die Regierungen von neun Staaten zum Atomwaffen-Club: die der USA, Rußlands, Großbritanniens, Frankreichs, Chinas, Israels, Indiens, Pakistans und Nordkoreas. Doch selbst wenn Ägyptens Machthaber nicht in den Besitz der Atombomben-Technologie gelangen sollten: Jedes Atomkraftwerk stellt geradezu eine Einladung zu einem Terror-Anschlag dar, bei dem mit minimalem Aufwand ein Maximum an Verwüstung angerichtet werden kann. Der Vertrag mit Rosatom wurde vom ägyptischen Energie-Minister Mohamed Shaker und Rosatom-Chef Sergej Kirijenko heute unterzeichnet. Diktator al-Sisi betrachtete diesen Akt anscheinend als so wichtig, daß es dabei anwesend war. Der Auftrag umfaßt vier Atom-Reaktoren mit jeweils 1.200 Megawatt. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte al-Sisi das Geschäft bereits bei einem Besuch in Kairo im Februar zugesagt. Angeblich soll in einem zweiten Vertrag - zusammen mit Vereinbarungen über gemeinsame Atomaufsicht, Uran-Versorgung, Wartung und Reparaturen - auch die "Entsorgung" des Atommülls vereinbart worden sein. Von einem Ort hierfür ist allerdings bislang nicht die Rede. Das AKW soll in Al-Dabaa, einem Ort rund 290 Kilometer westlich von Alexandria an der Mittelmeer-Küste errichtet werden. Dieser Ort wurde bereits 1978 als Standort für ein ägyptisches AKW ausgerufen. Noch im selben Jahr war dort mit Vorarbeiten begonnen worden. Zwischenzeitlich erlahmte jedoch das Interesse des damaligen "Präsidenten" Anwar Al-Sadat, der 1981 einem Attentat zum Opfer fiel. Der - nach einer Interimszeit - ab 1981 amtierende ägyptische Diktator Husni Mubarak brachte das AKW-Projekt nach der AKW-Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 erst wieder 1992 ins Gespräch. Laut einem damaligen Fünfjahresplan sollte mit dem AKW-Projekt 1994 begonnen werden. Es wäre der insgesamt vierte Anlauf zu einem AKW-Projekt in Ägypten gewesen. Nach dem Putsch gegen Mubarak im Jahr 2011 gab es erneut einiges Hin und Her wegen des AKW-Projekts. Die örtliche Bevölkerung hatte schon in den 1980er-Jahren protestiert und im Januar 2012 kam es in Al-Dabaa zu einer Anti-AKW-Kundgebung, an der sich laut offiziellen Quellen 500 Menschen beteiligten. 2014 hieß es von Seiten der ägyptischen Administration, das AKW solle bis 2020 fertiggestellt werden. Angeblich hat Ägypten, das nach wie vor weitgehend auf den Tourismus angewiesen ist und von den USA - wie zu Zeiten Mubaraks - mit jährlich 2,3 Milliarden US-Dollar subventioniert wird, einen steigenden Strombedarf. Dieser habe sich innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Doch den Ausbau der erneuerbaren Energien, mit denen ein Land wie Ägypten in nur sieben Jahren zu hundert Prozent autark werden könnte, fürchten die Machthaber und deren Hintermänner eben so sehr wie vergleichbare Despoten in Saudi-Arabien oder im Iran. Denn mit den erneuerbaren Energien droht eine Dezentralisierung und damit würde eines der wichtigsten ökonomischen Fundamente der staatlicher Macht wegbrechen. Eine Demokratisierung jedoch wäre - wie das Beispiel der demokratischen iranischen Regierung Bazargan des Jahres 1979 zeigt - aus Sicht der US-Administration der Super-GAU, dem sie selbst das antikommunistische Mullah-Regime eines Ayatollah Khomeini vorzog.     Anmerkungen Siehe auch unsere Artikel:       Finnisches "Endlager"-Projekt Onkalo       von Regierung genehmigt (13.11.15)       Daumen runter für RWE       Rote Zahlen und Desaster in GB (12.11.15)       E.on mit roten Zahlen       Was wird aus Rückstellungen? 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(30.11.12)       Französische Regierung will Kernfusions-Reaktor       15 Prozent mehr EU-Finanzmittel für Atomenergie       (15.11.12)       Bau-Stop in Gorleben       Bürgerinitiative feiert Sensation (13.11.12)       Fisch im Küstengebiet vor Fukushima       auch nach 18 Monaten stark radioaktiv belastet (26.10.12)       Fukushima       "Falsches Gefühl der Sicherheit" (23.10.12)       HypoVereinsbank und Atomenergie       Profit wichtiger als Versprechen von 2011 (27.09.12)       Greenpeace: Gorleben als Endlager       genügt nicht einmal behördlichen Sicherheitsstandards       (26.09.12)       Greenpeace protestiert auf der Weser       gegen Plutonium-Transport (24.09.12)       Stilllegung des AKW Fessenheim       Ende 2016? (21.09.12)       Atomwaffen-Plutonium in deutschen AKW?       Welche Rolle spielte "Rot-Grün"? 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